Interview:

2009-12-10 Ruiner

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“Hell Is Empty”: großartige Scheibe. <br/> RUINER-Frontmann Rob: jemand, der was zu sagen hat. <br/> Offene Fragen, die geklärt werden müssen. <br/> Interview: Pflicht. <br/> Interview Ihr werdet in Kürze zu einer Europa-Tour aufbrechen – was sind eure Erwartungen? Scheint so, als würdet ihr nur Clubs besuchen, in denen ihr vorher noch nicht wart.



Unsere letzte Tour war ja nur in Großbritannien, dieses Mal hatten wir daher geplant, nur auf dem Kontinent zu spielen, aber haben dann doch ein paar UK-Shows gebucht. Ich denke, dass wir in ein paar Clubs spielen, in denen wir jahrelang nicht waren, von daher sind wir alle ein wenig aufgeregt.



Die Tour wird ja wieder auf einem DIY-Level ablaufen – würdest du das gerne mal ändern und mit Nightliner und so was touren? CARPATHIAN haben das ja schon gehabt, es ist für eine Hardcore-Band also möglich…



Zuhause touren wir alleine oder mit ein paar Freunden, wir mögen das so. Wenn wir das Angebot bekämen, eine größere Band zu supporten und das eine Band ist, die wir mögen und jede Nacht sehen wollen, würden wir das machen. Wir machen uns aber nicht wirklich Gedanken über ein höheres Leven, wir mögen einfach das Touren.



Bei unserem letzten Interview, Ende 2008, klang es so, als würdest du RUINER beenden oder zumindest eine lange Pause (2009 komplett) einlegen – was hat dich in deiner Meinung geändert und die EP und das Album schreiben und aufnehmen lassen?



Nun, der Plan war nie, das komplette Jahr auszusetzen, aber wir wollten den Großteil des Jahres Pause haben. Das haben wir mehr oder weniger geschafft, eher mehr. Ein paar Touren ergaben sich, die wir nicht ablehnen wollten. Ich wollte RUINER auch nie beenden, ich brauchte am Ende des Jahres einfach eine Pause. Ich war durch das Touren ausgebrannt und wollte einfach nur eine neue Platte schreiben. Was wirklich meine Meinung geändert hat, war „Hell Is Empty“. Ich bin sehr glücklich mit dem Album und konnte es kaum abwarten, diese Songs Live zu spielen.



Wie lange habt ihr für das Schreiben der neuen Songs gebraucht?



Wir hatten Songs für “Hell Is Empty” im Herbst 2008 geschrieben und waren im Frühjahr nur noch einen oder zwei Songs von der Fertigstellung des Albums entfernt. Da haben wir uns entschieden, im Magpie Cage mit J. Robbins im Juli aufzunehmen.



Wie schwierig ist es für dich, die Texte zu schreiben?



Kommt drauf an. Manchmal bin ich sehr motiviert und kann das locker machen. Ein anderes Mal ist es sehr schwierig. Es hat auch viel mit dem Song zu tun. Ich schreibe eigentlich immer, wenn ich Gedanken im Kopf habe und manches passt einfach gut zu einer Melodie und anderes nicht. Aber die größten Probleme habe ich, wenn ich den Song nicht mag – manchmal mag jeder einen Song mehr als ich. Wir entscheiden uns dann, den Song zu behalten, aber ich komme dann schwer in die richtige Stimmung für das Schreiben des Textes. Das sind dann immer die Songs, die erst in der letzten Sekunde fertig werden.



Einige Songs haben offensichtlich persönliche Texte („Part One“; „Part Two“) – gehe ich richtig in der Annahme, dass die auf deinen Erfahrungen beruhen?



Jeder Song den ich schreibe, handelt von meinem Leben. Ich weiß wirklich nicht, worüber ich sonst schreiben sollte. Ich finde es schwierig, mich in andere Themen rein zu versetzen : selbst wenn ich über ein bestimmtes Thema schreibe, hat es Verbindung zu meinem Leben.



Wer ist die Hauptfigur in „Solitary“?



Um es kurz zu machen: der Song handelt von meinem Freund Mike. Wir sind zusammen aufgewachsen und ich habe ihn durch viel Scheiße gehen sehen. Vom Verlust seines Bruders über Drogen dealen bis einfach richtig sein Leben zu ruinieren. Er hat mehr Zeit in einem Gefängnis als außerhalb verbracht und ist scheinbar über die Jahre immer verrückter geworden. Ich habe seit Jahren versucht, diesen Song zu schreiben und hatte jetzt endlich die Musik dafür in meinem Kopf, die die richtige Stimmung hat. Es ist mehr oder weniger ein Appell an ihn, sich zu ändern.



Andere Songs haben einen sozialkritischen Hintergrund, einige sind sogar anti-religiös. Hältst du es für wichtig, dass Hardcore-Bands heute solche Themen behandeln? Besonders wenn sich die vielen Bands angeschaut werden, die gar keinen Botschaft oder Agenda mehr zu haben scheinen…



Ja. Ich denke aber nicht, dass unterschieden werden sollte zwischen HC- und Punk-Bands, die Substanz haben und solchen ohne. Ich mag Bands, die etwas zu sagen haben, auch wenn es nur in den Texten steht und nicht bei Shows ausgesprochen wird. Wir sind junge Leute, aber am Ende sind wir die Zukunft. Wenn wir nicht über unsere Handlungen nachdenken, werden wir stagnieren.



Liebst du Baltimore?



In der Tat liebe ich diese Stadt. Es wurde mir gesagt, dass sie mein Herzblut ist.



Ich bin mir sicher, dass du “The Wire” kennst. Gibt die Serie einen guten Eindruck der Stadt wieder?



Ja, das macht sie leider. Es gibt viele positive Dinge zu sagen über diese Stadt, aber die schlechten sind weitaus zahlreicher. Drogen und Armut sind sehr verbreitet. Viele Leute gehen einfach durch ihr Leben und warten auf den Tod. Es gibt aber auch viele Dinge, die in der Show nicht gezeigt werden, aber darin vorkommen sollten.



Wo wir bei Politik sind: wie hat Barack Obama deiner Meinung nach sein erstes Jahr als Präsident gemeistert? Bist du mit ihm zufrieden?



Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Ehrlich gesagt: nein. Aber ich ging auch nie davon aus, dass er in seinem ersten Jahr viel machen wird (oder seiner gesamten Amtszeit). Mein Land ist ökonomisch gesehen am Boden. Die beiden großen Parteien verbringen ihre Zeit damit, sich zu streiten, anstatt zu versuchen, die Dinge zu reparieren. All das behindert den Fortschritt. Ich würde gerne etwas positives über die Gesundheitsreform sagen, es scheint so, als würde die bald passieren. Ich würde darauf aber nicht wetten.



Was sind deine Pläne mit RUINER für 2010?



Wir werden den Januar und Februar eine Pause machen und dann wieder auf Tour gehen. Im März werden wir durch die USA touren, inklusive Abstechern nach Asien und Australien. Es wird auch ein Trip nach Kanada dabei sein. Es ist unser erster Abstecher nach Asien, von daher bin ich da sehr gespannt drauf. Im Sommer werden wir dann sehen, was wir als Nächstes machen. Bis jetzt haben wir nur den Frühling geplant.



Welche Alben haben dich in diesem Jahr beeindruckt?



Ich habe die neue LAWRENCE ARMS EP sehr genossen, genau wie die MAKE DO AND MEND und PAINT IT BLACK neuen EPs. Ich bin mir nicht sicher, ob mich irgendentwas beeindruckt hat, aber viele Sachen haben mir Freude gemacht.



Letzte Worte?



A lot of great bands are coming out of Baltimore so check out Deep Sleep if you haven’t yet. Also a new band called Praise who I don’t even think have a demo yet.
Thanks for the interview and coming from the most hospitable country in the world.



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