Interview:

2005-04-19 Rotten Sound

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Mit einer brutalen Grind-Platte in die Charts einzusteigen gelingt nicht vielen Bands. Mögen die finnischen Charts auch nicht so schwer zu knacken sein wie die größerer Länder, hätte doch niemand damit gerechnet, dass eben dieses Kunstück ROTTEN SOUND mit ihrem neuen Langeisen "Exit" gelingt. Sänger Keijo gab kurz vor dem Start zur US-Tour Auskunft über die geplante Touren, die in Bälde DVD "Murderlive" und zum Charteinstieg seiner Band. Interview Ihr habt eine US-Tour geplant, die im Mai stattfinden soll. Wer wird euch in den Staaten supporten? Habt ihr schon alle Shows fest?


Wir werden die Tour in zwei Teile splitten: eine an der Westküste mit PHOBIA als Co-Headliner und eine an der Ostküste mit MISERY INDEX als Co-Headliner. Die Westküste wird länger betourt werden und uns von Seattle über San Diego bis nach Tijuana in Mexiko führen. Es sind zur Zeit dort noch einige Tage offen, aber die werden bald mit bestätigten Shows gefüllt werden.
Die Ostküstentour ist kürzer, nur eine Woche und steht schon fest: wir werden beim Maryland Deathfest in Baltimore sein und danaben noch Philadelphia, Pittsburgh, Providence, NYC und Rochester spielen.


Ist ja noch gar nicht so lange her, dass ihr in den USA unterwegs wart, vor knapp einem Jahr seit ihr mit PHOBIA durch die Gegend gereist. Wie sind deine Erinnerungen an diese Tour?


Es war unser erstes Mal in den USA und wir haben dort einige unserer besten Shows überhaupt gespielt. Maryland Deathfest war wirklich großartig, Providence ebenso und im ABC No Rio ging das Publikum wie verrückt ab. Das ABC ist verdammt klein und war an dem Abend wirklich voll, aber die Leute haben trotzdem einen Moshpit gestartet, der der aktivste war, den wir jemals gehabt haben.
Wir haben eine Menge cooler Bands getroffen und hatten mit PHOBIA on the road und nach den Shows eine gute Zeit.


Wie groß sind die Clubs, in denen ihr in den USA spielt?


Es kommt drauf an, so zwischen 150 und 500 Leute. Je nach Größe der Stadt und dem Wochentag. Manchmal ist es besser, eine kleine Show an einem Montag oder Dienstag zu spielen, was dann die Orte mit 150-200 Leuten sind. Das Maryland Deathfest ist natürlich sehr viel größer, da sind sicher 1000 Leute. Ich denke, dass wir mit den 15 Shows ungefährt 3000-4000 Leute erreichen werden.


Das ist doch eine reelle Zahl für so ein Underground-Package. Gibt es für dich einen Unterschied zwischen US- und europäischen Fans?


Es gibt keine großen Unterschiede, wenn man in einem Club ist. Underground-Fans scheinen überall auf der Welt der gleiche Schlag Leute zu sein, eigentlich ändern sich nur die Clubs um die Leute herum.


Können wir eine Europa-Tour von euch in diesem Jahr erwarten? In Skandinavien wart ihr ja schon.


Es wird entweder im Dezember oder Anfang 2006 soweit sein. Eigentlich sollten wir mit EXHUMED auf Europa-Tour gehen, im Mai. Aber die haben sich einige Wochen vorher aufgelöst, was uns keine Wahl liess, als unsere US-Tour ein wenig auszuweiten. Es war einfach zu spät, um für Mai noch eine neue Tour zu buchen, da wir erst im März von der Absage erfuhren. Wir konnten auch keine passende andere Tour finden, die im Mai unterwegs wäre.

Der nächste Herbst wird eine kleine Auszeit für uns bringen, da unser Gitarrist sein erstes Kind erwartet, aber danach hat eine Europa-Tour für uns höchste Priorität.


War die eigentlich geplante Tour im Mai auch der Grund für eure nur kurze Skandinavien-Tour?


Ja, genau. Wir hatten gedacht, dass wir nicht länger mit DISFEAR unterwegs sein müssen, da wir im Mai sowieso wiederkommen. Falsch gedacht, wenn man es heute sieht, aber zu dem Zeitpunkt war das für jeden in der Band normal…


Wie war denn die Tour mit DISFEAR?


Wir hatten eine unglaubliche Zeit mit ihnen und das Package hat einfach gut gepasst. Die Leute wurden nicht mit nur Grind (oder Crust) gelangweilt und wir sahen, dass zwei verschiedene Arten von Leuten zu den Shows kamen. Wir lernten ein paar Dinge von DISFEAR und sie von uns.
Wir hatten einige gut besuchte Shows, meistens so 150-200 Leute, wobei die Hälfte der Clubs sehr klein waren. Die größte Show war in Helsinki, wo 400 Tickets verkauft wurden und ca. 50 VIPs dazu. Die Tour wurde von Grind-Freaks, Metalheads und Punkrockern besucht.


Wie hast du Tompa Lindberg erlebt?


Er war einfach ein cooler Typ, der sehr viel trank. Ich hatte keine Probleme mit ihm und habe auch nichts dergleichen gehört.


"Exit” ist in die finnischen Charts eingestiegen, Anfang des Jahres. Hättest du so etwas für möglich gehalten?


Nein, wir hätten niemals gedacht, dass so etwas passieren wird. Das Ding war wirklich unglaublich und wir waren echt aus dem Häuschen darüber, dass unsere finnischen Fans so aktiv in der ersten Woche nach Release waren.


Weißt du, wie viele Alben ihr verkauft habt, um in die Charts zu kommen?


Nun, das werden nicht so viele sein. Wenn man 1000 Alben in einer Woche verkauft, ist man in den Top-20. Aber man darf auch nicht vergessen, dass wir nur knapp fünf Millionen Einwohner haben.


Was hälst du von anderen, erfolgreicheren finnischen Bands wie COB, IMPALED NAZARENE oder SENTENCED?


Jede dieser Bands ist großartig und hat ihren eigenen Stil mit Wiedererkennungswert. Wir kennen Leute aus jeder der Bands und haben mit jeder schon einmal die Bühne geteilt.


Unterstützen sich die finnischen Bands?


Ich denke schon. Es gibt hier auch keine wirklichen Szene-Grenzen, was die ganze Szene sehr reich macht. Manchmal ist einfach cool mit einer Crustband zu spielen und beim nächsten Mal mit einer Blackmetalband. Ich sage nicht, dass das woanders nicht auch möglich ist, aber der Unterschied ist, dass niemand etwas dagegen hat, wenn alle möglichen Stile an einem Abend gemischt werden.


Ich bin sicher, du hast vom Tode Mieszko (NASUM) gehört…


Wir alle kannten Mieszko sehr gut. Wir haben zwei Alben bei ihm aufgenommen und hatten das Glück, vier Shows mit ihnen 2003 zu spielen. Sein Tod wird erst jetzt real für uns, aber es ist immer noch ein komischer Gedanke, ihn nie wieder treffen zu können.


Würdet ihr ROTTEN SOUND beenden, wenn einer der jetzigen Musiker aufhört, aus welchen Gründen auch immer?


Wir planen zwar im Voraus, aber man kann nicht alle möglichen Risiken einplanen. Jeder im jetzigen Line-Up ist ein zuverlässiges Mitglied und selbst wenn jemand ausscheidet, sollte es theoretisch möglich sein, einen Ersatz zu finden, aber niemand denkt aktiv daran…


Ihr habt so einige Split-EPs in der Vergangenheit aufgenommen. Werden ihr in Bälde die nächste machen?


Wir hoffen auf viele weitere Split-EPs bevor wir unser nächsten Album aufnehmen, aber irgendwie sind wir darin sehr schlecht. Es ist möglich, dass wir (wieder) viele von ihnen planen, um dann im Studio zu enden, um unser neues Album aufzunehmen - anstatt der Splits.


Wie wichtig ist die "Murderlive"-DVD für dich? Gibt es da auch Clips von eurer coolen Obscene Extreme-Show zu sehen?


Es ist eine Art Abschluss für die "Murderworks"-Ära und gibt den Fans hoffentlich ein wenig das alte Metal-VHS-Feeling. Es ist ein Clip vom OEF: "The Intermission", den ich ziemlich versaut habe, weil ich während der Show eine halbe Flasche Whiskey getrunken habe. Den Rest dann fünf Minuten nach der Show, fünfzehn Minuten später bin ich dann eingeschlafen. K hat dann ein Video von mir gemacht, wie ich zwei Stunden später aufgewacht bin, immer noch total betrunken und immer noch mit dem falschen Blut von der Show bedeckt.


Nutzt ihr denn immer noch Kunstblut?


Nein, nicht mehr. 3 Jahre waren genug mit dem Scheiss. Es ist einfach viel entspannter, wenn man jeztzt auf die Bühne gehen kann, ohne sich vorher über das Make-Up Gedanken machen zu müssen.


Hm, den Gedanken haben KISS sicher auch mal gehabt.

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