Interview:

2008-05-20 Mourning Beloveth

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MOURNING BELOVETH-Sänger Darren ist die perfekte Verkörperung der schwermütigen, doomigen Musik seiner Combo, gehört er doch zu den ruhigen Vertretern seiner Zunft, die kein überflüssiges Wort von sich geben. Über den Entstehungsprozess der Songs des neuen “A Disease For The Ages”-Albums sprach er dann doch, ebenso über den ersten Wechsel im Line-Up und weiße Elefanten...Interview Es ist immer etwas merkwürdig, wenn ein Doom/ Death-Album im Frühjahr oder Sommer veröffentlicht wird – “A Disease For The Ages” wäre in der dunklen Jahreszeit doch viel passender...


Naja, wir schreiben Songs wenn es dunkel und kalt ist, aber es liegt nicht an uns, wann es veröffentlicht wird.


Davon abgesehen, wie ist das Feedback bislang?


Es ist sehr gut gewesen und wir sind sehr überrascht, da es “Album des Monats” in vielen Magazinen war und oft 9 oder 10 von 10 Punkten bekommen hat. Da der Release erst einige Tage her ist, gab es noch nicht viel Rückmeldung von den Fans, aber ja, das Feedback ist beispiellos.


Nutzt ihr das Internet sehr für die Kommunkation mit den Fans?


Ja, wir bekommen einige Mails von Fans. Wir haben jetzt sogar einen MySpace-Account. Zu Zeiten der Veröffentlichung von “Dust” 2001 kam ein Freund auf uns zu und fragte uns, ob wir eine Website haben wollten. Wir wussten gar nicht genau, was er meinte, also setzte er eine für uns auf, die wir eine Weile mit PRIMORDIAL geteilt haben und haben seitdem nicht mehr zurückgeblickt.
Ich denke, dass das Internet ein essentielles Werkzeug für jede Underground-Band ist, aber die Metal-Szene auch mit so viel nicht gewünschtem Scheiß gefüllt hat, dass jeder tiefer und tiefer graben muss und durch diesen Scheiß waten muss.

Das Netz macht Promotion und Touren viel einfacher als zu Zeiten von Papier und Bleistift, wo wir zum Postamt gehen und Briefe verschicken mussten. Alles geschieht jetzt schneller.


Kannst du dir vorstellen, ein Album zu veröffentlichen, dass nur via iTunes und so erhältlich ist? Eine Art “digital record”?


Nein, wir brauchen das Aussehen, den Geruch und das Gefühl einer richtigen Scheibe in unserer Hand und nicht etwas, das im Cyberspace fließt.


Wird “A Disease For The Ages” dann auch als Vinyl erscheinen?


Eventuell ja.. wir wollen alle unsere Alben auf Vinyl haben. Der Prozess wird in den kommenden Wochen starten, mit dem Release von “Dust” auf Vinyl via Sentinel Records und in den nächsten ein, zwei Jahren hoffen wir auch die anderen Alben draußen zu haben. Wir werden auch eine 10” veröffentlichen, also checkt unsere Website für Updates.


Zwischem dem neuem Album und dessen Vorgänger liegt einige Zeit. Habt ihr so lange gebraucht, um die neuen Songs fertigzustellen?


Yep. Es waren viele Gründe, die dazu führten. Wir beeilen uns nie, das ist im Doom ein Muss. Aber ernsthaft, wir schreiben für uns selbst und über uns selbst und nehmen nur etwas auf, wenn wir alle 100%ig glücklich damit sind. Es gibt keine Produktion von Riffs.
Wir haben alle noch Jobs, leider, also schreiben wir, wenn die Zeit und Inspiration da sind und die Qualitätskontrolle bei MOURNING BELOVETH ist hart.
Außerdem haben wir unsere Bassisten verloren, was unser erster Wechsel in mehr als 10 Jahren war. Adrian ist nach Spanien gezogen und wir hatten eine Zeit versucht, trotzdem mit ihm weiter zu arbeiten, er flog zu Shows und unregelmäßigen Proben ein, aber nach einiger Zeit sahen wir, dass es so nicht ging. Adrian ist seit vielen Jahren ein Freund von uns, deswegen war es eine harte Entscheidung, aber eine Entscheidung, die gemacht werden musst. Wir haben Brendan, einen langjährigen Freund und Trinkkumpan, gebeten, zu uns zu kommen, was er auch machte. Es brauchte etwas an Abstimmung, aber jetzt ist es so, als wäre er schon immer dabei gewesen.


Wie war das Songwriting für “A Disease...”?


Lang, hart und schmerzhaft... genauso, wie es bei allen anderen Alben auch war, wie der Versuch, ein Kind in deinem Kopf zu gebären. Alles was wir schreiben, entsteht im Proberaum, jedes Riff und jeder Song werden gebaut und auseinandergenommen bis nichts mehr übrig ist, wobei jeder in der Band Mitspracherecht hat. Ein Song kann in einem Tag geschrieben oder es kann einen Monat dauern, bis wir wirklich glücklich sind. Wir roben jede Woche ohne Unterbrechung seit 15 Jahren und diese Arbeitseinstellung zahlt sich aus.

Frank oder Brian beginnen und jammen ein Riff, von dem aus wir starten. Das Hauptriff in “The Sickness” schrieben wir an einem Feiertag, als wir uns spontan zum Proben trafen und Frank mit dem Riff ankam. Wir waren alle noch krank vom Trinken der vorherigen drei Tage und haben deswegen dieses Riff als einziges gespielt, 2 Stunden lang.
“Trace Decays” dagegen wurde zusammen- und auseinandergebaut bis es nur noch ein weißer Elefant zu sein schien, der uns beinahe umgebracht hätte. Aber sowas kennen wir und verhindern es, indem wir uns einen Termin für die Aufnahmen setzen, bis zu dem alle Songs stehen müssen.


Vergleiche mit MY DYING BRIDE werden wohl nie aufhören...


In dieser Phase ist es nur noch nervig und ein Zeichen für faulen Journalismus. Aus meiner Sicht ist das Einzige, was wir gemeinsam haben, dass wir lange und langsame Songs spielen – und da hört es auf. Wir konzentrieren uns auf traditionelle Instrumente für unsere Musik, keine Mätzchen, einfach gerade heraus Metal und alles was wir machen, machen wir mit Hingabe und Ehrlichkeit. Thema erledigt.


Haben die Songs von “A Disease...” ein gemeinsames Thema?


Wo unser letzes Album, “A Murderous Circus” die morbide Faszination behandelte, die wir in Sachen Selbstzerstörung zu haben scheiben, dreht sich dieses Album mit der Masse die übrigbleibt, wenn wir einen bestimmten Punkt in diesem Rückbau kommen. Es ist unsere bittere, ätzende Galle die an die Oberfläche kommt, Blasen schlagend. Es ist eine offene Wunde, die Gift aus der Umgebung sammelt. Es is ein langsames Kriechen durch die Gosse, eine Reflektion der Fäulnis der Menschheit und der Degeneration von Körper und Geist. Etwas, dass alles wegfrisst, bis nichts mehr übrig ist.


Wie wichtig sind die Texte für dich persönlich?


Genauso wichtig wie jedes Instrument, das ganze Package von Musik zu Texte zu Artwork bis hin zum Erscheinungsbild der Anzeigen und im Merch ist für uns sehr wichtig.


Werdet ihr das europäische Festland bereisen? Mit eurer letzten Tour gab es ja einige Probleme...


Yeah, wir werden im Oktober touren und unsere im März abgesagte Tour nachholen. Es war das erste Mal, dass wir einen Gig absagen musste, geschweige denn eine komplette Tour, aufgrund persönlicher Probleme ging es aber nicht anders. Im Oktober werden wir zurückkommen für unsere vierte Europa-Tour.


Spielt ihr viele Shows in Irland?


Ungefähr alle 18 Monate spielen wir in Irland. Die Szene hier wächst und hat einige großartige Bands und die Zuschauerzahlen bei Gigs haben sich in den letzen fünf Jahren verzehnfacht. Zu Zeiten von “The Sullen Sulcus” hatten wir 70 Zuschauer bei einer Show und bei “A Murderous Circus” waren es so 250. www.metalireland.com hat viele Infos über die irische Metal-Szene.


Letzte Worte?


Thanks.

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