Interview:

2003-06-27 Intestine Baalism

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INTESTINE BAALISM? Nie gehört? Oder zumindest wieder vergessen? Wäre kein Wunder, denn die japanischen Death-Metaller haben gleich sechs Jahre gebraucht, um den Nachfolger ihres Debut-Albums "An Anatomy Of The Beast" auf dem Markt zu schmeißen. Und der heißt: "Banquet In The Darkness" und fährt nicht nur das volle Brett, sondern auch gute Kritiken ein. Seiji Kakuzaki, Gitarrist und Sänger der Japse, klärt auf, was die Kameraden in den vergangenen sechs Jahren getrieben haben.InterviewNa, wir haben natürlich nicht erwartet, eine so lange Pause zu machen. Aber es kamen mehrere Faktoren zusammen. Ich musste mich auf meinen Beruf konzentrieren, machte eine Pause und dann kamen auch noch Line-Up-Probleme sowie Schwierigkeiten mit unserem Deal hinzu. Egal, jetzt geht’s weiter und wir werden euch nicht mehr so lange warten lassen.



Wobei ihr schon wieder Probleme mit der Besetzung hattet.


Stimmt, nachdem wir "Banquet In The Darkness" aufgenommen hatten, nahmen wir einen Sänger ins Line-Up. Doch das war auch nicht von Dauer, er verließ uns dann aufgrund verschiedener Ansichten über unseren Musikstil.



Womit wir beim Thema wären, bei eurer Mucke.


Wir haben uns vom absoluten Thrash-Metal der Anfangstage verabschiedet. Ich weiß gar nicht, warum wir das gemacht haben, es ist einfach ganz natürlich geschehen. Und wir wollen einfach nichts anderes als Death Metal spielen. Verglichen mit unserem Debüt klingen INTESTINE BAALISM jetzt wesentlich aggressiver, kraftvoller und straighter. Aber wir sind auch melodiös und wir haben auch gefühlvolle Gitarrenläufe. Dismember ist natürlich eine Band, die uns stark beeinflusst hat, aber wir verwenden wesentlich mehr melodische Soli, glaube ich zumindest.



Kaum glauben kann ich, dass der Bandname was mit der anatomischen Physiognomie eines Menschen zu tun hat, denn laut Wörterbuch heißt "Intestine" nämlich Darm. Und den dann mit Gott Baal in Verbindung zu bringen … Hä?


Ist schon richtig, Baal heißt Gott in der mesopotamischen Mythologie. Und um meine Interesse an Mytholgie und Diabolischem auszudrücken, nahmen wir eben "Baalism". Aber das war meinen Kollegen nicht gory genug. Deswegen haben wir "Intestine" davor gestellt. So ist der Bandname eine Kombination aus physischen und mentalen Gesichtspunkten. Oder um auf die medizinische Bedeutung von "Intestine" zurückzukommen: Das Teuflische kommt von innen! Oder so.



Ihr seht aber gar nicht so fürchterlich evil aus.


Nö, zwar wirken die Texte aufgrund meines Interesses für Tod und Teufel natürlich dementsprechend, aber ein Image, das haben wir nicht. Wir machen einfach das, woran wir Spaß haben.



Und das scheint alles das zu sein, was mit Musik zu tun hat. Du produzierst doch auch, oder?


Jepp, ich habe die neue CD in unbekannten Studio namens "Influence" produziert. Ich würde zwar nicht sagen, dass ich hundertprozentig zufrieden bin, weil wir das Ganze und sehr schwierigen Bedingungen auf den Weg bringen mussten. Aber ich kann mir zumindest bestätigen, dass ich alles gegeben habe.



Wofür dich ja die recht guten Reaktionen auf das Album belohnen.


Stimmt, es scheint ganz gut anzukommen. Das hatten wir natürlich gehofft. Und wenn ein Album gut ist, dann können wir auch ein paar davon verkaufen. Denn da wir keine Kompromisse eingegangen sind, können wir uns auch nicht vorwerfen, am Ausverkauf des Death Metals beteiligt zu sein.



In Japan scheint es ja sowieso nicht allzu viele bekannte harte Bands zu geben, oder?


Es gibt unzählige extreme Metal-Bands in Japan. Nur sind sie im Rest der Welt unbekannt. Dafür gibt es meiner Ansicht nach zwei Gründe: Erstens ist Japan alles andere als das Zentrum des Metals, so dass die Fans dem kleinen Land im Fernen Osten weniger Aufmerksamkeit widmen. Und zweitens glauben die meisten japanischen Bands nicht daran, dass ihr Name in der Welt bekannt werden könnte, ihnen fehlt einfach Selbstvertrauen. Und das obwohl es sich oft um sehr talentierte Musiker handelt. Wirklich sehr schade.



Schau an, bescheidene Musiker! Man sagt Japanern ja sowieso nach, sehr zurückhaltend zu sein. Überhaupt soll der kulturelle Unterschied riesig sein.


Jau, alle gucken die ganze Zeit Karate-Filme (Bruce Lee ist aber aus Honkong!), essen jeden Tag Sushi und spielen ununterbrochen mit der Playstation oder gehen in Karaoke-Schuppen. Alles Quatsch, ich glaube nicht, dass hier heutzutage alles soviel anders ist als in Europa.



Apropos: Wann bekommen die Fans denn nun INTESTINE BAALSIM mal live zu Gesicht?


Jeden Monat, mehrmals. Zumindest in Japan, hehe. Im Ernst: Wir würden natürlich liebend gerne nach Europa oder Amerika kommen. Wird schon irgendwann klappen. Und mit Festivals für unsere Art von Musik sieht es in Japan ganz schlecht aus. Ich wünschte, wir hätten hier so was wie Wacken, ein absolutes Metal-Fest.



Wie siehts eigentlich mit politisch Rechten in der japanischen Metal-Szene aus?


Da weiß ich zugegebenermaßen nicht gut Bescheid. Ich habe gehört, dass es solche gibt, aber die, die ich persönlich kenne, haben mit dem braunen Sumpf nix am Hut.



Und das ist gut.


Genau! Danke für euer Interesse und: SUPPORT THE UNDERGROUND.




Die japanischen Alt-Schüler von Intestine Baalism. Hisao Hashimoto, Drums. Jiro Ito, Gitarre. Katsumasa Yoshida, Bass. Live und in Farbe. Seji Kakuzaki, Gitarre, Gesang.