Interview:

2007-09-07 Heartbreak Engines

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Mit dem Album "Love Murder Blues" von 2005 legten die HEARTBREAK ENGINES ihre eigene Messlatte schon verdammt hoch. Dass sie auch auf der Bühne ohne Ende rocken, bewiesen sie auf den darauf folgenden Touren, unter anderem auch auf der Bad Boys For Life-Festival-Tour. Jetzt melden sich die fünf Ruhrpott-Jungs mit ihrem neuen Album "One Hour Hero" und einer im Oktober startenden Headliner-Tour zurück. Grund genug, sich einmal mit Gitarrist Syd zu unterhalten, der unsere Fragen zum neuen Album, zur Entwicklung der Band und zur Freundschaft zu DEMENTED ARE GO beantwortete. InterviewIn Deutschland habt Ihr inzwischen eine treue Fangemeinde. Wie werdet Ihr im Ausland aufgenommen?


Das läuft alles ziemlich gut für uns. Wir spielen ja in ganz Europa, und auch aus Amerika kommen mehr und mehr Anfragen. Wir hoffen, dass wir da nächstes Jahr mal rüberkommen, mal sehen, was da so geht. Das ist im Grunde nur noch ne Frage der Finanzierung.


Ihr scheint mittlerweile gut mit DEMENTED ARE GO befreundet zu sein. Immerhin singt Sparky auf einem Track Eures neuen Albums mit. Wie kam es zu der Idee für die Zusammenarbeit?


Ja, das ist schon eine tolle Sache für uns, Sparky macht so was normalerweise nie. Als ich den Jungs den Song im Proberaum vorgestellt habe und wir ein bisschen damit rumgespielt haben, fiel uns ziemlich schnell auf, dass der Song so ne gewisse DEMENTED-Schlagseite hat. Wir konnten uns sofort perfekt vorstellen, dass Sparky da mitsingt. HEARTBREAK ENGINES und DEMENTED ARE GO verbindet mittlerweile eine echte Freundschaft, und die Jungs von DEMENTED stehen auf unser Zeug, die waren sofort Feuer und Flamme. Das war alles völlig easy und unproblematisch und mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten sehr zufrieden.


Was Euch auch mit DEMENTED ARE GO verbindet, ist Euer Bassist. Wie kam es dazu, dass Grischa bei ihnen eingestiegen ist?


Auch das hat sich halt so ergeben. Grischa war immer ein riesiger DEMENTED-Fan und ist anfangs nur für ein paar Gigs eingesprungen. Das hat dann so gut funktioniert, dass daraus erst mal ne dauerhafte Zusammenarbeit entstanden ist.


Befürchtet Ihr nicht, dass es zu terminlichen Kollisionen kommen könnte, oder dass Grischa irgendwann komplett abwandert?


Nein, das funktioniert soweit sehr gut für uns. Natürlich gab es da im Vorfeld längere Gespräche und auch Bedenken, aber die ENGINES haben für Grischa oberste Priorität und damit ist die Sache gegessen. Abgesehen davon sind wir Freunde und wollten ihm diese Gelegenheit auch nicht verbauen.


Auf "One Hour Hero" scheint Ihr Ohrwurm-Melodien nur so aus dem Ärmel zu schütteln. Wie läuft bei Euch das Songwriting ab?


Da haben wir keine feste Vorgehensweise. Meistens kommen Dan oder ich mit irgendwelchen Riffs oder auch mal mehr oder weniger fertigen Songs in den Proberaum, und dann wird erst mal alles kaputtgemacht. Es sind am Ende auf jeden Fall immer "Bandsongs", das ist sehr wichtig, dass sich da alle einbringen können. Auf der neuen Platte sind auch ein paar Songs, die wir zusammen von Anfang an im Proberaum entwickelt haben, oder Rocco hat einfach nen Beat vorgelegt usw. Gesangslinien und Texte stammen immer von Lou, da wird mal mit ner Textzeile oder so ausgeholfen und wir diskutieren natürlich, ob man hier und da noch was verbessern könnte. Also sehr offen alles, und deswegen auch immer sehr spannend.


Worin seht Ihr selbst die größten Veränderungen zu Eurem letzten Release "Love Murder Blues"?


In erster Linie in der Produktion. Mit ein bisschen Abstand fanden wir die "Love Murder Blues" etwas zu glatt produziert. Die Songs waren geil, aber diesmal wollten wir einfach das totale Brett! Ansonsten haben wir versucht, noch effizienter zu Werke zu gehen, alles Überflüssige wegzulassen und noch bessere Songs zu schreiben. Ich finde die Gitarrenarbeit beim neuen Album cooler, die Rhythmussektion ist zwingender und Lou liefert mit Sicherheit seine bisher beste Gesangsleistung ab. Ums kurz zu machen: Die neue Scheibe rockt einfach härter!


Tatsächlich kickt Eure neue Produktion noch mal eine ganze Ecke mehr als "Love Murder Blues". Besonders die Drums sind wuchtiger und die Gitarren fetter. Was habt Ihr dieses Mal anders gemacht?


Wir haben diesmal eine sehr umfangreiche Vorproduktion gemacht. Rocco hat sich im Laufe der Zeit ein cooles, kleines Studio zusammengebastelt, so dass wir im Vorfeld schon mal alles aufnehmen und uns dadurch perfekt vorbereiten konnten. Von diesen Aufnahmen ist aber nichts auf dem Album zu hören. Wir haben ja, wie beim letzten Album, wieder im Manufaktur Studio mit Tim Buktu aufgenommen. Dort wurden dann noch ein paar Details geändert und hinzugefügt, der kreative Prozess sollte ja schon im Moment des eigentlichen Aufnehmens noch lebendig sein. Abgemischt haben wir dann, zusammen mit Tim, bei Monoposto Mastering in Düsseldorf. Michael Schwabe hat uns da einen exzellenten Endmix gezaubert, das war ne tolle Erfahrung. Durch all diese Maßnahmen haben wir zwar unser Budget brutalst überzogen, aber was soll´s, die Platte klingt richtig geil.


Meiner Meinung nach steht der Kontrabass leider immer etwas im Hintergrund. Stellt Euch der Einsatz von zwei Gitarren in dieser Hinsicht soundtechnisch vor Probleme?


Das ist Ansichtssache. Wir machen halt keine Billymusik, wo du oft nur eine dünne Gitarre hast und ansonsten der Kontrabass alles dichtmacht. Oft kommt es sehr auf den jeweiligen Song an, wie weit der Kontrabass im Vordergrund steht. Live ist das auch gar kein Problem. Genau diese Geschichte ist außerdem für viele Leute das Reizvolle an den ENGINES. Es ist zum Teil Musik, die mit nem Kontrabass gar nicht in Verbindung gebracht wird. Mittlerweile versuchen auch einige Bands, das so ein bisschen aufzugreifen.


Dass Lou MISFITS-Fan ist, sollte man aufgrund seiner musikalischen Vergangenheit bei THE SPOOK vermuten. Auf dem neuen Album klingt er aber stellenweise mehr nach dem jungen Glen Danzig als je zuvor. Ist das gewollt oder passt das einfach besser zu den neuen Songs?


Mmh, das kann ich ehrlich gesagt gar nicht so wirklich nachvollziehen. Der einzige Song, der in die DANZIG-Kerbe schlägt, ist "Morning Star", ansonsten denke ich, dass Lou mittlerweile wirklich nur noch wie Lou klingt. Die MISFITS und DANZIG waren aber für uns alle ziemlich wichtig und prägend, insofern wird man diese Einflüsse auch immer irgendwie raushören können.


Im Verlaufe Eurer drei Alben ist eine deutliche Entwicklung erkennbar. Die verschiedenen Stile, aus denen sich Euer Sound zusammensetzt, sind immer mehr zu einem eigenen Stil zusammengewachsen. Habt Ihr bewusst daran gearbeitet, oder ist das eine natürliche Entwicklung?


Dass eine Entwicklung erkennbar ist, finde ich sehr wichtig. Es ist auf jeden Fall eine natürliche Entwicklung, die sich einfach durchs zusammen Spielen und unsere gemeinsamen Erfahrungen ergeben hat. Wir haben außerdem keinen Bock, uns immer zu wiederholen. Wenn eine neue Idee zu sehr nach einem unserer älteren Songs klingt, hauen wir die sofort in die Tonne, weil uns das dann langweilt.


Euer Sound scheint sich immer weiter von Psychobilly und Punkrock wegzubewegen und nimmt immer mehr Elemente von klassischem Rock und ausgefeiltere Melodie-Linien auf. Gibt es einzelne Band-Mitglieder, die diese Entwicklung vorantreiben oder ist das ein gemeinsamer Prozess?


Auch das ist einfach Teil unserer natürlichen Weiterentwicklung. Aber im Grunde sollte man das alles nicht überanalysieren, es kann genauso gut sein, dass auf dem nächsten Album ne reine Rockabilly-Nummer landet oder so was wie "R.O.C.C.O" von unserer ersten Scheibe. Wir spielen halt einfach, worauf wir Bock haben, es gibt keine Regeln oder selbst auferlegte Grenzen.


In den beiden Jahren zwischen "Love Murder Blues" und "One Hour Hero" wart Ihr viel auf Tour. Was waren Eure wichtigsten Erfahrungen?


Die beste Erfahrung war auf jeden Fall die Bad Boys-Tour letztes Jahr, das war eine fantastische Sache. Wir hatten ne Menge Spass und haben so tolle Leute wie Roger Miret und den Ski-King kennen gelernt. Na ja, den Ski kannten wir schon vorher, aber ne gemeinsame Tour ist ja doch noch mal was anderes. Da waren fantastische Shows dabei, und ne Menge abgedrehte Dinge sind passiert, wirklich cool! Ansonsten haben wir business-technisch sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen gemacht, was uns jetzt im Rahmen der neuen Platte sehr zugute kommen wird.


In der Vergangenheit habt Ihr vor allem als Support-Act vor Bands wie den NEKROMANTIX und DEMENTED ARE GO gespielt. Auf Eurer anstehenden Tour seid Ihr die Headliner. Wird das eine große Umstellung für Euch sein?


Ja, schon. Es ist halt ein Unterschied, ob man irgendwo als Anheizer ne halbe oder dreiviertel Stunde spielt und sich ansonsten um nichts kümmern muss oder ob die gesamte Verantwortung auf der eigenen Band lastet. Man muss sich um viel zusätzliches Zeug kümmern und besser auf sich Acht geben, damit man wirklich jede Nacht die Hütte komplett in Schutt und Asche legen kann. Denn genau das ist der Plan!!


Ihr geht ja sicherlich auch regulären Jobs nach. Könnt Ihr diese mit Euren Touren und Aufnahmen koordinieren, oder gibt´s da manchmal Probleme?



Das geht im Moment ganz gut, aber manchmal muss man da schon ein bisschen jonglieren. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wenn ihr alle unsere CD kauft, statt sie zu brennen, wird´s auch in Zukunft gehen!


Im Oktober geht Ihr auf Tour. Hauptsächlich werdet Ihr in deutschen Städten spielen. Werden weitere Gigs im Ausland folgen?


Ja, auf jeden Fall! Wir wollen unbedingt wieder in England spielen, eine Skandinavien-Tour ist für Ende des Jahres angedacht und nächstes Jahr dann halt mal Amerika. Für Ende nächsten Jahres ist die totale Weltherrschaft anvisiert, ma gucken ob dat klappt!