Interview:

2005-04-07 Fire In The Attic

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Irgendjemand muss meinen letzten Interviewpartnern was ins Essen gemischt habe. Noch nie habe ich so viele Interviews in so kurzer beantwortet bekommen. FIRE IN THE ATTIC haben zwei Tage gebraucht, um zu meinen Fragen Antworten zu geben. Sänger Ole nahm hinter’m Keyboard Platz und Stellung zum bunten Cover, Metalcore und dem Stylo-Contest…Interview Was ist das für ein Gefühl, seine neue Platte bald veröffentlicht zu wissen?


Natürlich ein Großartiges! Da wir im Endeffekt seit letztem Jahr auf dieses Ereignis hinarbeiten und unzählige Stunden/Tage/Wochen und Monate an Zeit investiert haben, freuen wir uns auf das bevorstehende Feedback und vor allem darauf, dass wir bald wieder ausgiebig die Bühnen des Landes beackern dürfen. Denn bei Shows bekommt man nun mal, zumindest meiner Meinung nach, das Schönste und auch direkteste Feedback für seine Musik.


Ich denke mal, ihr seit zufrieden mit "Crush/Rebuild"?


Wir sind - und ich glaube da spreche ich für alle von uns - sehr zufrieden. Wir wollten eine möglichst abwechslungsreiche und interessante Platte machen und wir wollten uns in Sachen "Sound" im Vergleich zu unserer Debut-EP verbessern. Beides ist uns hoffentlich gelungen und daher kann ich schon sagen, dass ich die Platte sehr mag.

Natürlich hört man als Beteiligter schon nach kurzer Zeit eine Unmengen an Kleinigkeiten, die man hätte anders machen können, aber ich finde dass gerade solche kleinen "rohen" Stellen eine Platte interessant machen. Nicht ist langweiliger als glatt gebügelte Produktionen ohne jegliche Dynamik.


Was hat es mit dem Titel auf sich? Die Songtitel sind teilweise recht kryptisch, zieht sich das durch die Texte? Gibt es einen "roten Faden" im Sinne eines übergreifenden Konzpets?


Mmh…Ich würde sagen, dass Dennis und Ich, die wir halt für die Lyrics verantwortlich sind, beide eine gewisse Sympathie für dunkle Bilder und Szenarien hegen. Die Texte, wie auch die Titel der Songs, sind somit oft sehr metaphorisch ausgelegt und geben ihre Bedeutung nicht immer unbedingt gleich in den ersten zwei Zeilen preis. Ich persönlich finde aber auch Texte, in denen nach zwei Zeilen schon die Handlung, der Täter und das Ende ersichtlich sind oft sehr langweilig. Das wäre ja wie bei einem dieser schlechten Romane von der Autobahn Raststätte*lacht*. Einen wirklichen "roten Faden" im Sinne eines "Konzeptalbums" gibt es aber nicht.


Bei dem Titel des Albums hätte ich aber mit einem anderen Cover gerechnet, eher dunkler... wer hatte die Idee für das ausgewählte Motiv?


Das gesamte Artwork der Band wurde und wird von unserem Gitarristen Richard gestaltet und umgesetzt, was somit auch beim aktuellen Cover der Fall war. Dabei hat er sich dann halt für eine relativ helles, freundliches und teilweise etwas "romantisches" Motiv entschieden, da wir erstens keine Lust hatten irgendwelche Klischees der "immer-dunkel-und-bösen"-Dauer-Trauergemeinde zu erfüllen und zweitens die Grundaussage der Platte, meiner Auffassung nach, auch in gewisser Weise im positiven Bereich anzusiedeln ist.

"Crush/Rebuild" beinhaltet ja auch durchaus so etwas wie einen neuen Anfang und das bedeutet "Bewegung" und "Fortschritt", zwei Begriffe die ich als durchaus positiv empfinde.


Ihr habt innerhalb kurzer Zeit mehr als 60 Shows gespielt, zusammen mit vielen etablierten Bands. Wie seid ihr in der kurzen Zeit (seit 2003, wenn ich mich recht entsinne), an so viele Shows gekommen?


Nun, da hatten wir natürlich den Vorteil, dass wir vorher alle schon in anderen Bands gespielt haben, welche ebenfalls viel überregional unterwegs waren. Da konnten wir natürlich ne Menge Kontakte von früher nutzen. Außerdem haben wir mit HeartCore und Redfield sehr starke Partner an unsere Seite, die mit und für uns eine großartige Arbeit leisten.


Welche war die für dich persönlich denkwürdigste Show?


Oh, da gab es echt ne Menge Shows, die total großartig waren. Wahrscheinlich war die Supportshow für TAKING BACK SUNDAY in diesem Januar aber die Show, wo ich vorher am meisten aufgeregt war. Das waren echt viele Leute die einen da anschauen, wenn man die Bühne betritt*lacht*.


Wie lange spielt ihr normalerweise? Ich finde es immer ein wenig komisch, dass HC-Shows selten länger als eine Stunde dauern...


Es kommt natürlich drauf an ob wir als Support für eine Band oder selber als Headliner spielen. Bei unseren eigenen Shows werden wir im Verlauf des Jahres wohl schon etwas länger als eine Stunde spielen, bei Supportshows spielt man aber eigentlich grundsätzlich nicht länger als 40-45 Minuten. Eine Bühnenshow wie wir sie machen ist nun mal körperlich auch sehr anstrengend und wenn die Band und das Publikum alles richtig gemacht hat, sind beide nach einer Stunde auch so ziemlich im Sack.


Das ist die Ausrede, die immer kommt hehe. Aber Metalbands halten da oftmals länger durch. Scheinen wohl doch fitter zu sein. Wie sieht es mit tourplänen aus? Könnt ihr auf eine sechswöchige Tour gehen oder bindet euch da zu viel an Beruf/Studium?


Nun, bisher haben wir es noch immer irgendwie hinbekommen, auch wenn wir natürlich so gut wie unsere gesamte Freizeit dafür opfern müssen. Vollzeitbeschäftigte haben wir aber zum Glück keine in der Band und Touren legen wir halt in Semester- bzw. Schulferien und die Anderen opfern so gut wie ihren ganzen Urlaub für die Band. Dann kann man auch mehrere Wochen auf Tour gehen.


Wie seit ihr an Redfield Records geraten? Kanntet ihr die vorher schon?


SUMMERS LAST REGRET, eine der beiden Vorgängerbands von FITA, hatte bereits eine EP über Redfield veröffentlicht. Somit war der Kai damals der Erste, der Material von uns zu hören bekam. Das fand er dann anscheinend gut und nun stecken wir für immer in komplizierten Knebelverträgen fest*lacht*. Nein, wir sind rundum zufrieden und glücklich mit der Arbeit des Labels und auch der dazugehörigen Labelpolitik, was ich sehr wichtig finde. Alles prima sozusagen*lacht*.


Was hälst du vom momentanen Metalcore-Boom? Gute Sache oder auf Dauer
eher schädlich?


Ich würde sagen: Auf Dauer eher langweilig, was aber natürlich meine, rein subjektive Meinung darstellt. Ich bin nun mal erstens ein Freund von guten "Songs" und Songstrukturen und habe zweitens ein Problem damit, wenn Musik sich ausschließlich über Aggressivität definiert, was ich beim Metalcore genau wie auch beim HC halt oft beobachtet habe.
Ein Bekannter hat es mal ganz gut auf den Punkt gebracht: "Zu viel Testosteron macht zwar viele Haare und dicke Eier, aber nicht unbedingt gute Musik"


Weise Worte… Wie würdest du euren Stil beschreiben? Ich fühlte mich oft an ATREYU
erinnert. Kannst du mit dem Vergleich leben?


Atreyu finde ich sehr cool, wobei wir nicht ganz so "Riff-lastig" sind, glaube ich zumindest … Aber selbst kann man das ja eh nur schwer einschätzen.

Grundsätzlich würde ich sagen, wir spielen Emocore, worin sich HC, Emo und teilweise auch Metal-Elemente befinden, die wir versuchen songdienlich einzubeziehen.
Das klingt doch schön, oder?! *lacht*


Wunderschön, fast schon poetisch. Wo liegen deine Wurzeln? Und warum bist du damals zur Musik gekommen?


Ich habe mich, wie fast alle von uns, schon sehr früh der Musik verschrieben. Am Anfang war das bei Einigen von uns noch die klassische Musikschulkarriere so mit Glockenspiel, Blockflöte und Klavierausbildung. Aber so mit 13 stellt man dann fest, das man sich in der neu entdeckten Gunst um die Damen der Schöpfung einen ganz gehörigen Vorteil erschleichen kann, wenn man auf einer Bühne steht und dabei toll aussieht:)


Als Jungendliche wurden wir dann alle vom Punkrock erfasst, der so aus den USA wieder hier rüberschwappte. Und da ging es dann halt immer weiter und wir fleißig mit dabei.


Lebt einer oder mehrere von euch sxe? Wie wichtig ist das innerhalb der Band?


Dennis, unser Bassist, ist straight edge, wobei das innerhalb der Band in so fern wichtig ist, dass man immer jemand hat, der noch fahren kann*lacht*.
Nun, Dennis macht das schon sehr lange und da er keinen von uns damit beeinträchtigt, ist das auch gar kein großes Thema innerhalb der Band. Er hat auf Partys so sogar oft die längere Kondition weil er ja nicht voll wird. Außerdem hab’ ich ihn beobachtet: Er kompensiert das Lasterfreie Leben durch einen unglaublichen Verbrauch von Tankstellen-Schokoriegeln *lacht*


Auch Edger haben ihre Laster, schön. Die HC-Szene ist ja oft als Stylo-Szene verschrieen, in der Klamotten/Aussehen und Einstellung (sxe) wichtiger sind als
die Person an sich. Hast du schon mal solche Erfahrungen gemacht?


Das kommt wirklich sehr auf die Gegend an. Es gibt wirklich Orte, wo man das Gefühl bekommt die machen da draus ne Modenschau aber das hat dann eben nix mit der Ausgrenzung der "nicht-Stylischen" zu tun sondern ist mehr so ein "wer hat die verrückteste Frisur-Wettbewerb". Im Groben und Ganzen kann man aber sagen, dass die Emo/HC-Szene, in der wir uns bewegen sehr liberal und aufgeschlossen ist, was ich auch als sehr angenehm empfinde. Eher in der Metal-Szene bin ich jetzt kürzlich auf eine ziemlich verbreitet Ignoranz bezüglich "Haare" gestoßen was ich absurd und erschreckend gleichzeitig fand.

Da nämlich ein paar Freunde von uns, die gerade ihr viertes Album über AFM auf den Markt gebracht haben, zwischen der zweiten und dritten Platte ihre Frisuren änderten, stand in einigen Reviews: "Platte umgedreht - gesehen das die Haare ab waren - und dann Platte gar nicht mehr gehört" und da kann man sich ja nu wirklich nur an den Kopf fassen - ob mit oder ohne Haare…Aber das nur am Rande:)


Idioten gibt es halt überall. Ole, danke für das nette Gesprach. Noch ein paar letzte Worte?


Die letzten Worte…

Wir danken Euch für eure Unterstützung für das, was uns so wichtig ist und hoffen, dass man sich die Tage auf einem Festival, einer Clubshow oder sonst irgendwo mal über den Weg läuft… Ach ja: Platte bitte kaufen*lacht*


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