Interview:

2008-06-09 Fire In The Attic

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Mit ihrem VISIONS-Coup haben FIRE IN THE ATTIC ihren Bekanntheitsgrad ordentlich erhöht und ihr neues Werk „Cum Grano Salis“ in viele Haushalte gebracht, die mit der Bonner Combo bislang nicht vertraut waren. Darunter dürften so einige sein, die mit der gelungenen Scheibe warm geworden sind und auch mal eine Show der Combo besuchen. Hofft jedenfalls Sänger Ole, der Rede und Antwort zum neuen Album stand. InterviewIhr habt euch ja richtig viel Zeit gelassen mit "Cum Grano Salis" -
zwischen den Vorgängern lag nur ein knappes Jahr, jetzt sind daraus zwei geworden. Wie kam's?


Na ja, wir haben nach der Veröffentlichung von "I'll Beat You City" eben
erstmal das komplette restliche Jahr auf Tour verbracht und waren mit
über 100 Shows und 4 Touren in 200 Tagen mehr als nur ausgelastet. Daher
haben wir Ende des Jahres beschlossen, dass 2007 für uns mit einer Pause
von 3 Monaten beginnen sollte, die wir persönlich einfach nötig hatten,
um mal wieder ein bisschen die Akkus zu füllen. Ganz ausgehalten haben
wir es dann doch nicht und waren noch mal für ein paar Tage im Studio um
einen Samplerbeitrag von 2 neuen Songs aufzunehmen, aber weitestgehend
waren wir entweder einzeln im Ausland unterwegs oder zu Hause und
haben uns mal privat wieder so ein bisschen sortiert.
Danach haben wir
auch relativ schnell beschlossen, dass man 2007 nur Festivals und
vereinzelte Shows spielt und sich erstmalig mehr Zeit zum Schreiben des
aktuellen Albums nimmt, was wir dann in ausgedehnten Probewochen auch
getan haben.

Na ja...Aufgenommen haben wir dann wie eigentlich immer im Winter und
jetzt ist die Platte eben draußen und wir wieder ausgeruht und motiviert
für alles Kommende.


Fielen euch die Arbeiten an den neuen Songs leicht? Habt ihr
mittlerweile Routine im
Schreiben neuer und gleichzeitig "typischer" FIRE IN THE ATTIC-Songs
bekommen?


Nein, dass kann ich so nicht bestätigen. Eher wird es von Platte zu
Platte schwieriger und gerade ich persönlich gehe bei dem Prozess jedes
Mal durch die Hölle.

Ich bin extrem kritisch mit unserem Output und vor Allem mit mir selber
und wäre wirklich gerne noch mal so unbedarft wie in früheren Zeiten,
wobei ich auch da schon sehr kritisch mit meiner Leistung umgegangen
bin, nur eben nicht in so Erwartungen an mich selber verstrickt war wie
heute.


Welcher Song hat sich als band-interner Favorit entpuppt, welcher
macht am meisten Spa??


Von den neuen Songs spiele ich am liebsten „Senses Riding Shotgun“, weil
der der sich sehr nice singen lässt und irgendwie auch echt coolen Druck
erzeugt.

Von allen Songs freue ich mich immer nach wie vor auf „Fracture“ und
„Decision & Action“, was aber mit der Publikumsreaktion zusammenhängt.


Um welche Themen drehen sich die Texte diesmal?


Feiern, Ficken und den ganzen Ärger drumherum um es mal so salopp wie
auch prägnant auf den Punkt zu bringen *lacht*


Üober den VISIONS-Coup müssen wir natürlich auch sprechen. Wer hatte
die Idee dazu, also ihr oder die Redfield-Jungs?


Die Idee stammt von Kai und Alex, sprich unserem Management, und wurde
von uns als Chance einer größtmöglichen Promowirkung in Einklang mit
einem schön gesetzten Zeichen natürlich sehr wohlwollend aufgenommen.


Hat sich der Aufwand und der monetäre Einsatz ausgezahlt, was meinst
du? Sind bei den Shows
mehr Leute da? Verkauft sich "Cum Grano Salis" besser als die Vorgänger?


Ich denke für so ein Resümee ist es noch ein bisschen früh.
Bisher konnten wir allerdings auf jeden Fall beobachten, dass die Leute
auf unseren Shows weitaus breitgefächerter in Puncto Szene-Zugehörigkeit
bzw. eben keiner Zugehörigkeit erscheinen, was wir als Bereicherung
empfinden, da wir uns selber nie ausschliesslich in diesen Schubladen
gesehen haben, in die wir gerne gestopft wurden. Was die Verkaufszahlen
angeht, so liegen wir derzeit gut über den gesteckten Erwartungen, was
uns natürlich Mut macht und zeigt, dass die Leute in gewisser Weise auch
verstanden haben, dass es bei diesem Modell um ein Geben UND Nehmen geht
und es auch nur so funktionieren kann, wenn man weiterhin auf ein
breitgefächertes Angebot im alternativen Musiksektor zugreifen möchte.


Um die Scheibe zu verkaufen habt ihr einen ordentlichen Aufwand mit
der Verpackung betrieben.
Kann sowas zum Vertriebsweg der Zukunft werden? Also abgespeckte Version
for free, schöne Version gegen Bares?


Nun, es setzt voraus, dass ein signifikant großer Anteil der
Musikkonsumenten bereit ist für die Musik in der schönen Verpackung zu
bezahlen. Ich denke, dass kann im Underground-Berreich oder sagen wir mal
im stark Szeneverwurzelten Bereich wie im Metal durchaus funktionieren.
Aber wie soll man denn jemanden erklären, der zum Mainstrem- und somit
zu der größten Masse der Musikhörern gehört, und zwar dementsprechend
zu der Gruppe, die Musik lediglich als als schmückendes Beiwerk am
Samstag in der Großraumdisko empfindet, dass er statt des neuen
Airbrush-Tattoos auf dem Chromverzierten D&W-Tankdeckel seines geliebten
2er Golfs lieber mal vier CD's kaufen soll?!

Der hat für schönes Coverartwork und guter Musikqualität abseits von
MP3's eben genau so wenig Verständnis wie ich für einen Tankdeckel und
den Sportauspuff zusammen.

Da muss man dann schon realistisch bleiben.


Dem gegenüber steht die Vinyl-Veröffentlichung. Das ist dann die
Version für die Sammler...


Klar! Wir haben selber mit Dennis einen begeisterten Vinyl-Sammler und
finden es einfach schick, so dass wir gerne per Kleinauflage auch die
Sammler damit versorgen.

Wirklich lohnen tut sich das zwar nicht, aber wenn es danach ginge,
würden wir viele Dinge nicht tun, die wir tun *lacht*


Wenn die Verkäufe richtig laufen würrden, könntet ihr eines Tages vor
der Entscheidung stehen, die Band weiter als Hobby zu betreiben oder
versuchen, damit euer Geld zu verdienen. Eine Idee, wie die Entscheidung
ausfallen würde?


Da wir 2006 schon mal alle unsere Jobs quittieren mussten und das
Studium schleifen lassen, würden wir wohl auch jetzt nicht zögern, so
fern das überhaupt noch nötig ist, da eh nur noch einer von uns
arbeitet. Allerdings zeigen ja auch wirklich weltweit relevante Bands
wie HEAVEN SHALL BURN, dass man mit dem richtigen Willen und einer
gesunden Herrangehensweise sehr lange Privates- und Bandleben unter
einen Hut bekommen kann, wenn man das denn wünscht. Ganz ehrlich habe
ich jetzt seit längerer Zeit durch viele Bekannte und Freunde und auch
ein Stück weit aus eigener Erfahrung einen ganz guten Einblick in die
ganze Sache und ich kann versichern, jeder der Musik als Hauptberuf
macht, ist genau so oft gut oder schlecht gelaunt wie ein Postbote oder
ein Feuerwehrmann.

Ob man glücklich ist oder nicht liegt immer daran wie man sich selber
mit seinem Leben arrangiert und was für ein Typ man so ist, mit dem
Beruf dem so viele nacheifern, hat das auf jeden Fall nix zu tun. Der
ist sogar ziemlich stressig und oft emotional sehr auffressend da man
unter permanenten Leistungsdruck steht, wenn man persönlich dazu neigt
so was wahrzunehmen.


Dieses Jahr geht es nur auf kurze Tour, neben der viele Einzelgigs
anstehen. Werdet ihr 2009 auch das Ausland beackern und auf längere Tour
gehen?


Tja, da kucken wir mal, was wir so machen. Erstmal freuen wir uns auf
die Festivalsaison und auf einige schöne Shows, die jetzt als nächstes
anstehen. Danach schauen wir mal weiter was wir noch so vorhaben und was
für Ideen wir noch ausgraben können *lacht*


Wie haben sich die neuen Songs in euer Live-Set eingefügt? Kommen
sie beim Publikum gut an?


Jawohl, dass tun sie. Wir spielen bisher 4 Songs im normalen Set der
neuen Platte und alle vier werden überdurchschnittlich gut
aufgenommen. Gerade durch die massive Verbreitung merken wir natürlich,
dass die Erfassungsspanne die beim letzten Mal vorlag, deutlich kürzer
auszufallen scheint. Normalerweise spielst Du die neuen Songs immer so
ein halbes Jahr lang bis die bei den Leuten genau so angekommen sind wie
die Neuen. Das scheint dieses Mal erfreulicher Weise weg zu fallen.


Und letzte Worte für heute?


Ich verweise hiermit auf unsere Konzerte, bedanke mich für’s Schreiben und Lesen des Interviews und die Aufmerksamkeit, die uns zuteil wird sage
bis hoffentlich bald irgendwo da draußen!

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