Interview:

2015-04-30 ESKIMO CALLBOY auf den Zahn gefühlt

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Beim letzten Stopp von ESKIMO CALLBOY auf ihrer „Crystals“ Tour hatte ich die Chance mich für euch erneut mit den beiden Sängern Sebastian „Sushi“ Biesler und Kevin Ratajczak zu unterhalten und sie ein wenig zu ihrer neuen Platte „Crystals“ und der gleichnamigen Tour auszufragen.Interview

Heute ist eure letzte Station eurer Crystals Tour, kurz gefragt: wie war’s?

Sushi: Bisher war es ziemlich Krass! Wir hatten wirklich sehr viele nahezu ausverkaufte Dates und die Leute waren auch super gut drauf. War daher eine wirklich geile Tour.

Kevin: Das besondere an der Tour war halt, dass wir zwei Dates gespielt haben und danach wieder Heimaturlaub hatten. Das ist sehr gut um ein bissel die Falten aus dem Gesicht zu ziehen, daher haben wir auch ordentlich durchgefeiert. Sonst musst du ja immer wirtschaften mit deiner Kraft wenn du 16 Dates spielst und dabei keine Erholungspausen hast. Da säufst du halt mal nicht jede Nacht und lässt es ruhig angehen, aber bei dieser Tour war es nahezu scheiß egal was wir machen weil wir zwei Shows hatten und dann ging es wieder nach Hause. Deswegen haben wir auch ordentlich Gas gegeben und dementsprechend sehen wir auch aus. Heute gibt’s dann nochmal richtig eine auf die zwölf, weil wir auf nichts mehr aufpassen müssen, auf uns nicht, aufs Equipment nicht, auf die Crew nicht und auf die Leute sowieso nicht. (grinst)

Hattet ihr irgendwelche ganz besonderen Eindrücke auf euren Dates?

Sushi: Boah, irgendwelche ganz besonderen Eindrücke… das ist immer schwer zu sagen, weil das ist die größte Tour die wir bis jetzt gespielt haben. Jedes Mal wenn du so auf die Bühne kommst und denkst du dir: Wow, so viele Leute kommen um dich zu sehen und deine Musik zu hören. Aber so spezielle krasse Eindrücke gab es nicht, aber allein zu sehen wie viele Leute dich Supporten ist einfach großartig und das flasht dich immer wieder aufs Neue.

Und wie kam "Crystals" im Vergleich zu euren anderen Alben beim Publikum an, also was sind eure eigenen Eindrücke davon?

Sushi: Also ich habe das Gefühl das bei der neuen Scheibe mehr Songs Live besser funktionieren, als zum Beispiel bei der „We Are The Mess“. Wie spielen ja auch fast alle Songs davon und gerade bei „Best day“, wo die meisten Leute im Vorfeld so aufgeschriehen haben, der läuft Live seltsamerweise wirklich cool.

Habt ihr diesmal irgendwas anders gemacht? Mir persönlich ist aufgefallen, dass ihr jetzt die gesamte Band mehr im PR-Bereich in den Vordergrund genommen habt. Sonst wart ihr beide, Sushi und Kevin, die Gesichter der Band aber diesmal kommt die ganze Band mehr zur Geltung. War das beabsichtigt?

Sushi: Echt? Dann haben wir irgendwas falsch gemacht.(lacht)

Kevin: Nein, nein, nein, das ist tatsächlich so! Wir spielen halt so ein bisschen mit dem Image „Boygroup des Metals“, weißte? Klar bist du als Frontmann/ als Sänger immer so ein bisschen mehr im Fokus weil du ja auch viel redest, aber wir wollten auch so ein bisschen mehr die Band so in den Fokus ziehen. So dass die Leute im „Hintergrund“, also die Instrumentalisten, ein Gesicht bekommen und das ist auch gut das du das so wahrnimmst, denn so war es tatsächlich auch angedacht. Ich finde das ist auch keine schlechte Entwicklung.

Keineswegs, ich finde das sogar gut!

Als Ihr an "Crystals" gearbeitet habt, was war da das schwierigste? Wo ihr gedacht habt „Boah, jetzt hab ich echt keine Lust mehr“.

Kevin: Ja das ist immer so, manche Songs gehen halt so von der Hand und bei anderen verwürfst du es wieder und wieder und es dauert Monate bis man selbst zufrieden ist. Dann legst du die erstmal auf Eis und denkst dir so, den machst du irgendwann mal fertig, der ist geil. Entweder kommt dann was oder halt nicht, das sind dann richtig Arbeitstitel. Der Unterschied zu diesem Album im Vergleich zu „We Are The Mess“, ist das wir diesmal wirklich komprimiert gearbeitet haben. Wir haben uns ein Haus in Holland genommen wo wir uns eingeschlossen haben. Musst dir vorstellen wir hatten erst eine andere Deadline und dann hat sich das nach hinten raus geschoben, das heißt wir hatten am Anfang einen ziemlich großen Druck. Weshalb wir uns gleich am Anfang mal richtig hingesetzt und gearbeitet haben und nicht so nach und nach.

Sushi: Wir haben dann aber trotzdem nur zwei Wochen getrunken.(grinst)

Kevin: Das war dann Party all-night-long, aber hat bock gemacht und dabei sind auch die größten Stücke des Albums entstanden. Aber es hat wirklich ein bisschen was gefehlt bis zum Schluss. Du hast es dir halt angehört und dachtest dir joah cool ist solide, damit kannst du arbeiten. Aber diese berühmten 20 Sekunden die du immer wieder zurückspulst, weil die so geil sind und du dich den ganzen Song drauf freust- die haben irgendwie noch gefehlt.

Sushi: Stimmt, das gab’s nicht, das hatten wir ewig nicht.

Kevin: Als wir dann wieder zu Hause waren konnten wir uns dann an die Details begeben und die Deadline wurde dann ja auch nach hinten verschoben, so dass wir Zeit hatten das Beste aus dem Album raus zu holen um zu sagen, dass wir zufrieden damit sind.

Welcher der Songs sind eigentlich eure Lieblingssongs, die ihr von der neuen Platte am liebsten performt?

Sushi: Also meiner ist definitiv Crystals, weil ich ja so aus der New Metal Schiene komme und den Song auch mit unserem Gitarristen zusammen geschrieben habe. Das ist halt ein Song der mich so an meine besten Musikzeiten erinnert und deswegen ist er mein Favorit auf der Platte.

Kevin: Das Problem ist, diese Frage bekommst du zu jedem Album gefragt und bei „We Are The Mess“ konnte ich mich wesentlich leichter entscheiden, aber diesmal liegen die Songs von der Qualität sehr nah bei einander, was es schwer macht sich für ein oder zwei Songs zu entscheiden. Aber ich mag zum Beispiel „My Own Summer“ mega, das ist halt ein Song der positive Ausstrahlung hat. Den kann ich mir auch mega gut auf Festivals vorstellen.

Mit "Crystals" seid ihr ja wieder mehr in die Partyschiene zurückgekehrt, in „We are the Mess“ war da deutlich mehr Ruhe und Abwechslung. Wieso habt ihr von dem abgelassen und seit quasi „Back to the roots“?

Kevin: So ein Album das du schreibst ist ja immer eine Momentaufnahme der Band sag ich mal, so wie du drauf bist wird auch der Song und das merkt man dann auch. Du gibst ja auch immer so ein bisschen was von dir selber und das kannst du nicht steuern. Und während des schreiben war halt Party pur und das Haus sah aus wie scheiße, das gibt das Album auch wieder. Sowas prägt dann auch das Album, zwar nicht bewusst, aber das hat man dann hinterher gemerkt. Wir hatten halt gute Laune und haben das Songwriting genossen, auch wenn wir uns manchmal an die Gurgel gegangen sind, aber im Endeffekt war alles cool. Deswegen ist wahrscheinlich alles wieder so geworden. Wir sind ja keine unterschiedlichen Menschen, aber man erwischt uns natürlich immer wieder in unterschiedlichen lagen und deswegen kommt dann auch immer was anderes raus. Das nächste Album… wer weiß wohin das geht… wir wollen uns da nicht so festlegen.

Wie geht ihr eigentlich damit um wenn ihr euch gegenseitig an die Gurgel geht? Das passiert ja schon mal und sicher auch mal auf Tour.

Sushi: Auf Tour ist das meistens deutlich entspannter, weil man eben nicht diesen Arbeitsdruck hat. Klar musst du abends irgendwie deine Leistung abliefern, aber letztendlich ist es auf Tour einfach entspannt. Und wenn wir uns Zu Hause an die Gurgel gehen, dann schmeißen wir uns böse Worte an den Kopf und fahren einfach nach Hause für den Tag, aber hier können wir uns natürlich nicht aus dem Weg gehen. Ist auch schon mal Vorgekommen, dass wir uns auf Tour schon mal in der Wolle hatten, ist aber eher selten der Fall. Weil wir eben genau wissen, wir haben jetzt nicht so den Druck, das muss nur irgendwie funktionieren und das klappt meistens irgendwie.

Kevin: Es ist auch so, du kannst sowas nicht machen wenn dir die Leute gleichgültig sind, dann sind es auch keine Freunde. Als Sushi damals zu uns kam, wir kannten uns alle, aber Sushi kam von außen und wir wussten damals sofort, dass das passt irgendwie. Im Laufe der Jahre kann ich jetzt echt sagen, die Jungs sind die wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden. (Sushi lacht) Ja das mein ich echt so, das ist nicht nur einfach so gelabert. Man kennt sich sehr gut und da ist es einfach auch mal wichtig, dass man sich mal so richtig auf den Sack geht. Das staut sich einfach an, wie bei einer Beziehung. Wir Vögeln halt nur noch nicht.

Sushi: Noch nicht. (beide lachen)

Was hört ihr eigentlich in der Freizeit?

Sushi: Natürlich unsere Alben! Nein Quatsch, ich persönlich höre eigentlich gar nicht mehr so das Schreizeug. Ich bin da eher wieder so in den Hip-Hop abgerutscht, das ganze alte Zeug mit dem ich so groß geworden bin und natürlich auch Marilyn Manson läuft immer so irgendwie. Ich war auch immer so ein Kind des Punkrocks. Aber von dem ganzen neuen Zeug was da so angesagt ist, da komm ich einfach nicht so rein.

Kevin: Also ich hör zu Hause immer das wo drauf ich gerade so bock habe, nicht so Radio sondern wirklich auf was ich gerade bock habe. Ich hör zu Hause Jazz gern ab und zu, aber auch die harten Sachen wie „Thy Art is Murder“, die sind geil. Aber ich hör auch viel Hip-Hop. Das bringt dich alles ein bisschen so runter, damit du auch wieder bock hast auf das schreien.

Wo findet eure Musik eigentlich, abseits von Deutschland, den größten Anklang?

Sushi: Puh… gute Frage. Japan ist halt immer mal wieder ein größeres Thema und Russland ist nach Deutschland eigentlich der größte Markt wo unsere Musik so funktioniert.

Und wie unterscheiden sich die Fans dort eigentlich von den deutschen Fans?

Sushi: Also in Russland gibt es halt keine Regeln, das ist das witzige. Also dort werden die auch mit einer blutenden Platzwunde noch in die Menge gelassen, denen ist das scheiß egal. Das ist alles etwas rauer dort. Manchmal habe ich das Gefühl aufgrund der ganzen Landesmentalität nutzen die die Konzerte um mal so richtig los zu lassen. Und die lassen dann auch wirklich los. Dort gibt es wie gesagt keine Regeln. Wenn ich mir dann vorstelle wie es dort den Menschen im Pit geht, dann ist das schon manchmal eine unschöne Sache.

Wie sieht eigentlich die Zukunft von EC in euren Augen aus? Wo drauf arbeitet ihr hin?

Kevin: das Ding bei uns ist, wir haben uns nie wirklich irgendwelche Ziele genommen. Wir haben zwar immer hart gearbeitet aber wir wissen nicht woran. Wir haben halt immer alles gegeben und immer die Musik an erster Stelle gestellt, aber das waren immer so kleine Ziele. Du hast halt andere Bands gesehen die dann mit einem fetten Bus ankommen und da hast du dir dann gedacht, so einen willst du auch. Und wo dann das erste Mal unser Bus vor dem Studio stand dachten wir uns so: „Boar, krass was geht jetzt hier?!“ Das sind dann so die Sachen wo du dann dran arbeiten kannst. Also ich hab auch mal so richtig bock drauf, bei Wacken auf der Hauptbühne zu spielen. Einfach so mal das halbe Feld voll, das wär mal so mein Traum. Und dann aber auch nicht so, dass die Leute mit Sachen schmeißen, sondern so sagen: voll geil hier.

Damit hast du auch gleich meine nächste Frage vorweg genommen: Wo wollt ihr unbedingt mal spielen?

Kevin: Definitiv Wacken und alle großen Festivals. Festivals lieben wir halt, weil du viele Leute triffst und nicht so den Stress hast. Alles ist viel entspannter, hast geile Shows, kannst machen was du willst. Hast viele Frauen in Bikinis was uns natürlich auch nicht so kalt lässt (zwinkert). Ja naja, alle Festivals der Welt mal bespielen das wär schon so ein Traum.

Sehr schön! Soweit sind wir nun durch, ich bedanke mich wirklich rechtherzlich bei euch für das Interview und das wir uns zu eurem nächsten Album in alter Frische wieder sehen. Wie üblich die letzten Worte gehören euch:

Kevin: Wir haben ja nun eine noch recht kurze Bandgeschichte. Seit 2010 haben wir ja schon viel erlebt, es ist viel passiert. Doch wir haben wirklich wenig Pech gehabt, wir mussten zwar oft Kritik fressen und man hat uns lange Zeit nicht ernst genommen, aber wir haben nicht wirklich Unglück in der EC-Geschichte gehabt und wir hoffen natürlich, dass das weiter so bleibt. Und wir glauben, auch wenn das jede Band sagt, dass wir einen speziellen Draht zu unseren Fans haben die so zu unseren Shows kommen. Das haben wir uns schon damals geschworen und das halten wir auch immer noch so, wir geben uns große Mühe den Kontakt zu unseren Fans nicht zu verlieren. Wir wollen keine der Bands sein, die auf der Bühne ihre Show abzieht und dann einfach gehen. Gestern erst standen wir noch Stundenlang vor der Venue und haben mit allen Leuten gesprochen die dort noch draußen standen. Natürlich musst du dich mal kurz duschen, aber dann packst du dich ein und gehst nach draußen, einfach so damit du den Kontakt zu deinen Leuten nicht verlierst. Das genießen wir auch zu hören was so ist und was die Leute denken, wie das Album so ankommt. Nicht nur durch Facebook-Kommentare, sondern wirklich so Face-to-face. Wir sind all den Leuten wirklich sehr Dankbar und wir wollen das weiter so betreiben und sind dankbar das die Leute weiterhin so zu unseren Shows kommen und uns Supporten. Das war jetzt ein bisschen mehr, aber das musste mal gesagt werden, mir ist das wichtig. Also Danke, danke für alles!

Sushi: Und nicht so viel Schnaps trinken!