Interview:

2009-08-01 Endstille

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Sie gehören mittlerweile zu den besten Black Metal-Bands, die Europa zu bieten hat und überzeugen auf jedem ihrer Alben mit kompromisslosen, einfach nur brachialen Soundwänden, von denen auch ihr neuestes Werk, „Verführer“, wieder einen Haufen zu bieten hat. Bassist Cruor steht uns daher Rede und Antwort, was Kaiser Wilhelm II mit dem Metzgerhandwerk zu tun hatte, und warum „Verführer“ vielleicht auch „Führerschein“ hätte heißen können…InterviewHallo erstmal! Wie schaut´s denn momentan aus bei Euch?



Gut. Es gibt keinen Grund zu klagen.



Euer letztes Album „Endstilles Reich“ liegt gerade mal eineinhalb Jahre zurück, und schon steht Ihr mit „Verführer“ in den Startlöchern. Habt Ihr Euch extra beeilt, das neue Album fertig zu bekommen?



Na ja, für uns ist "Endstilles Reich" schon etwas länger her. Das Album war ja schon aufgenommen, während wir noch auf der Suche nach einem neuen Label waren, d.h. die CD lag schon länger in den Startlöchern, bevor sie endlich veröffentlicht werden konnte. Von daher kann man nicht sagen, dass wir uns sonderlich beeilt hätten. Eigentlich hat die Arbeit an "Verführer" recht lange gedauert und wir haben uns fürs Songwriting und die Aufnahmen Zeit gelassen. Dadurch, dass wir im letzten Jahr doch ziemlich viele Konzerte gegeben haben, hatte es uns sogar noch mehr Zeit gekostet, als wir eigentlich benötigt hätten.



„Verführer“ klingt in meinen Ohren einen Tick abwechselungsreicher als der Vorgänger, weil Ihr noch mehr als früher auf stampfenden Midtempo und mehr Dynamik setzt. Hattet Ihr das beim Songwriting so beabsichtigt, oder hat sich das einfach ergeben?



"Endstilles Reich" ist ja ein Album, das schon hauptsächlich sehr schnell und absolut kompromisslos ist. Kompromisslos ist "Verführer" natürlich auch, aber wir wollten ja schließlich keine Eins-zu-eins-Kopie von "Endstilles Reich" machen. Also haben wir das schon auf eine gewisse Art und Weise bewusst gemacht und haben auch mal einen Gang runter geschaltet. Dabei haben die Lieder aber meines Erachtens nach kein Stück an härte verloren. Ganz im Gegenteil, auch die Midtemposongs sind knüppelhart geworden. Dass durch solche Songs oder solche Passagen dann die Lieder oder die ganze CD für viele etwas abwechslungsreicher wirkt, ist natürlich ganz klar. Aber ich finde, dass alle unsere CDs recht viel Abwechslungen beinhalten, man muss nur genau hinhören.



Das Cover-Artwork von „Verführer“ zeigt augenscheinlich unseren alten Kaiser Wilhelm II. bei der Metzgerarbeit. Wer kam denn auf diese Idee? Und was steckt genau dahinter?



Die Idee, das Bild auf unserem Cover zu verwenden kam uns, als wir das Bild entdeckt hatten. Das passte sofort zu den Vorstellungen, die wir für "Verführer" hatten.
Was passt denn besser zu einer CD, die zum Teil auf den ersten Weltkrieg abzielt und "Verführer" heißt? Kaiser Wilhelm II hat doch eine Menge Menschen in die Scheiße gerissen und dann noch die Darstellung als Schlachter... perfekt!!!



Was genau bedeutet der Titel „Verführer“ denn genau? In Kombination mit dem karikaturhaften Cover-Artwork ist nicht sofort erkennbar, was Ihr mit dem Titel ausdrücken wollt. Und habt Ihr keine Angst, von diversen erkenntnisresistenten „Szenekennern“ mal wieder auf die falsche politische Bank gesetzt zu werden, weil in dem Titel immerhin das Wort „Führer“ vorkommt?



Wie ich eben schon sagte, hat der Kaiser ganze Völker in ihr Verderben geführt/verführt, was man auf dem Albumcover auch an dem Blut auf seiner Kleidung bestens sehen kann. Der "Verführer" präsentiert sich Dir wie Dein bester Freund, aber kann dich auch ganz schnell in deinen Untergang stürzen. Also über die "Szenekenner" mach ich mir wirklich keinerlei Gedanken. Diese netten Leute wollen was zu labern haben und auch wenn sie nichts finden, wird sich schnell etwas ausgedacht, und schon hat man wieder was zu tratschen. Wenn man sich um so was kümmern würde, dürfte ich nicht mal mehr in der Öffentlichkeit einen fahren lassen, da dann gleich gesagt wird, dass aus einem ja nur brauner Müll kommt. Hahaha.... Ich bitte dann auch alle, die mit dem neuen Albumnamen ein Problem haben, ihre "FÜHRERscheine", falls sie welche besitzen, umgehend bei der nächsten Polizeidienststelle abzugeben!!!!!!



Ein Songtitel wie „Depressive/Abstract/Banished/Despised“ liest sich recht merkwürdig. Was für eine Bedeutung hat diese recht eigensinnige Namensgebung?
Überhaupt ist mir aufgefallen, dass Ihr die Kriegsklischees, die noch Eure ersten Alben dominiert haben, ein Stück zurückgefahren habt. Es finden sich zumindest keine Kriegsschiffe, Geschütze und Soldaten mehr auf Euren Covern, sondern die Kriegsthematik wird nach und nach immer subtiler von Euch verpackt. Wollt Ihr langfristig weg von dieser Szenerie?



Na ja. Also ich finde das Cover sieht jetzt nicht ganz nach Frieden aus. Von daher finde ich schon, dass unser Artwork relativ typisch geblieben ist. Außerdem kannst du im Booklet wieder einige Soldaten bei der Arbeit bewundern.
Auf den vorherigen Alben hatten wir auch immer schon Lieder, die sich mit einer anderen Thematik befasst haben. Also kann von einer langfristigen Abgrenzung von der Kriegsthematik nicht die Rede sein. Es wird auch in Zukunft noch Songs über ein paar nette Szenarien geben.



Vor einigen Jahren habt Ihr noch öffentlich gegen „kommerzielle“ Black Metal-Bands wie DIMMU BORGIR gewettert. Seht Ihr diese Trennung von Underground und Mainstream heutzutage immer noch so drastisch? Oder denkt Ihr vielleicht sogar, dass Ihr mittlerweile, nicht zuletzt auch durch Euer nicht allzu kleines Label Regain Records, selbst fast schon im Mainstream angekommen seid?



Laut unseren Kritikern haben wir uns ja nie weiterentwickelt, was für mich die Bestätigung ist, dass wir immer noch so kompromisslos wie am ersten Tag sind, was auch durchaus stimmt. Komischerweise sind das auch die gleichen Leute, die uns vorwerfen, dass wir ja so kommerziell geworden seien. Für mich schließt das eine das andere aus. Mit der Musik, die wir machen, kann man wohl niemals im Mainstream landen. Es ist doch weiterhin so, dass kein normaler Mensch etwas mit ENDSTILLE anfangen kann, und das ist auch gut so. Wir machen nun mal keine Musik für Jedermann und das wird sich auch ganz bestimmt nicht ändern. Ich finde es nur nach wie vor ätzend, wenn sich Black Metal-CDs auf einmal anhören wie „007“-Soundtracks, mit Pauken und Trompeten usw. Da frag ich mich einfach, was das noch mit der Musikrichtung zu tun hat und was das für einen Zweck erfüllt.
Um noch einmal auf Regain Records zu sprechen zu kommen, denke ich nicht, dass dieses Label zum Mainstream gehört. Schau dir doch mal die Bands an, die dort unter Vertrag sind. Da findet man nun keine szenefremden Bands. Von daher ist Regain Records kein Mainstream-Label wie Sony, oder was weiß ich, was es noch für Plattenfirmen gibt.



Wird zwischen „Verführer“ und Eurem nächsten Werk wieder ähnlich wenig Zeit vergehen? Oder plant Ihr zwischenzeitlich sogar eine DVD oder ein Live-Album?



Mal schauen. Wir haben noch keinen wirklichen Plan was die Zukunft angeht. Wir werden sehen was passiert.



Berühmte letzte Worte?



Fuck Hell und gute Nacht.

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