Interview:

2010-02-20 Dark Tranquillity

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Niklas Sundin, seines Zeiches DARK TRANQUILLITY-Gitarrist, weilt mit seinem Brötchengeber zur Zeit auf US-Tour, was ihn aber nicht vom Arbeiten abhält. Immerhin hat der Mann neben der Band, die mit „We Are The Void“ ein starkes neues Album hat, auch noch als Designer und Grafiker zu tun. Keine Zeit für MÖTLEY CRÜE-mäßige Tourexzesse..Interview
Wie läuft die US-Tour bislang? Wie sind die Reaktionen auf die neuen Songs?




Die Tour läuft bisher sehr gut. Wir haben sowohl Support-Shows für KILLSWITCH ENGAGE als auch eigene Headliner-Shows, weswegen die Zahl der neuen Songs in der Setlist immer variiert. Ich würde sagen, dass die Reaktionen ziemlich gut sind – offensichtlich haben viele Leute die Songs schon bei MySpace gehört und können sich mit ihnen identifizieren. Wobei es natürlich nicht viel Sinn machen würde, zu viele neue Songs zu spielen, bevor das Album auf dem Markt ist.




Gibt es für dich immer noch einen Unterschied zwischen Touren in den USA und in Europa?




Es gibt keinen großen Unterschied, um ehrlich zu sein. Der generelle Standard der Clubs in den USA ist etwas niedriger (auch wenn wir bei dieser Tour in größeren Läden spielen), aber ansonsten sind die Dinge gleich. Du lebst für ein paar Wochen in einem Bus und gehst jeden Abend auf die Bühne, um dein Ding zu machen. Und das ist es *lacht*.




Wollt ihr denn in diesem Jahr auch durch Europa touren?




Auf jeden Fall! Wir werden eine Headliner-Tour im Herbst spielen und ich denke, dass die ersten Dates in ein oder zwei Wochen bekannt gegeben werden. Dazu kommt noch eine weitere US-Tour und ein Trip nach Südamerika im Mai, bevor wir die Sommerfestivals spielen.




Habt ihr immer noch reguläre Jobs? Das dürfte ja viel Koordination zwischen Arbeit und Band erfordern, oder?




Nein, wir haben uns vor einer Weile dazu entschlossen, die Band Full-Time zu machen, auch wenn ein paar von uns noch weitere Jobs haben, wenn wir zu Hause sind. Ich bin freischaffender Grafikdesigner, was mir da sehr gelegen kommt, da ich mein eigener Chef bin und meine Termine selbst planen kann. Aber natürlich gab es in der Vergangenheit immer wieder Probleme beim Jonglieren von Bandaktivitäten und Arbeitsverpflichtungen, aber das kann sicher jeder Musiker bestätigen.




„We Are The Void“ bekommt ja haufenweise positive Reviews – hat du Hoffnung, dass es die Band auf ein neues Level bringt, vielleicht weg von „oh ja, das ist dieser Geheimtip aus Göteborg“?




Nein, dafür sind wir zu alt! *lacht* Wir sind zufrieden damit, unser Ding machen zu können und es ist großartig, dass unser Publikum wächst, aber den Durchbruch zu schaffen war nie die erste Priorität, wir hätten dafür schon vor langer Zeit einen andern Weg gehen müssen. Wir hatten alle Chancen in der Welt, um eine größere Band zu werden, aber dazu hätten wir Kompromisse eingehen und das Spiel spielen müssen, wozu wir immer „Nein, danke!“ gesagt haben, von daher wird es uns nicht plötzlich danach dürsten, Ruhm und Massenkompatibilität zu bekommen. Das wäre nach 20 Jahren auch sehr pathetisch. Aber natürlich sind wir für jeden neuen Hörer dankbar, gerade in diesen Zeiten.




Von der Band zu leben, kann ja zu ganz eigenen Problemen führen, wie IN FLAMES erfahren mussten…




Nun ja… es ist an jedem selbst, daraus etwas zu machen. Wenn jemand sich dazu entschließt, jeden Tag einer Tour zu trinken, um damit klarzukommen von zu Hause weg zu sein, wird das natürlich negative Auswirkungen nach einer Weile haben. Etwas Produktives zu tun, macht da weniger Probleme. Ich persönlich sehe Touren als Arbeit an, weswegen ich nicht trinke und mich damit beschäftige, Artwork zu machen und Musik zu schreiben. I'm not very rock'n roll, I know! *lacht*




Wie lange habt ihr am neuen Album gearbeitet? Wie war das Arbeiten mit Daniel, eurem neuen Bassisten?




Wir schreiben eigentlich konstant Musik, von daher sind einige Riffs und Ideen schon sehr alt, aber der Großteil des Songschreibens und Aufnehmens hat ungefähr ein Jahr gedauert. Wir haben intensiv nach der „Death Is Most Alive“-Tour Ende 2008 mit den Arbeiten begonnen und das Album war Ende 2009 fertig. Daniel hat definitiv neuen Enthusiasmus und eine frische Brise in die Band gebracht.




Wo sind für dich die größten Unterschiede in den Songs, verglichen mit denen von „Fiction“?




Wir sind immer noch zu dicht am Album und den Aufnahmen, um einen objektiven Blick zu haben, aber das neue Album ist auf jeden Fall ein Schritt nach vorne. Die vergangenen zwei bis drei Alben sind wir in den gleichen musikalischen Gebieten geblieben und waren mehr darauf fokussiert, unseren Stil zu verfeinern, als ihn zu erweitern, aber auf „We Are The Void“ haben wir viele neue Sachen ausprobiert. Für mich ist es das interessanteste Album seit „Projector“.




Hattet ihr vorher einen Plan ersonnen, wie die neuen Songs klingen sollen?




Wir machen niemals große Pläne, so gut oder schlecht das auch ist. Wir haben einfach angefangen, die Musik zu schreiben und Riffs zusammen zu suchen, wobei wir offen an die Sache herangegangen sind und dann einfach gesehen haben, was dabei rauskommt. Aus welchem Grund auch immer waren die Dinge diesmal etwas offener und wir haben uns erlaubt mit Ideen zu arbeiten, die früher als “nicht genug DARK TRANQUILLITY” zurückgewiesen worden wären. Das Ergebnis ist ein sehr abwechslungsreiches und facettenreiches Album.




Gibt es Konzept, das die Texte verbindet?




Es ist kein Konzeptalbum, aber wie immer gibt es einen roten Faden und ein verbindendes Thema in den Texten. Ich schrieb sie ja nicht selber, deswegen bin ich nicht qualifiziert, das in die Tiefe gehend zu analysieren, aber wir sind gespannt, was die Hörer in die Texte interpretieren. Wie auch die Musik sind sie diesmal dunkler und verzweifelter.




Welcher Song ist dein persönlicher Favorit geworden?




„ Arkhangelsk”, jedenfalls im Moment. Live funktioniert „Dream Oblivion“ ziemlich gut, aber wie angemerkt haben wir bisher nur eine kleine Zahl neuer Songs bei den Shows gespielt.



Letzte Worte?



Thanks for the interview!


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