Interview:

2004-09-13 Chris Caffery

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SAVATAGE, METALIUM und CIRCLE TO CIRCLE sind nur einige wenige Stationen im Leben des begnadeten Gitarren - Virtuosen Chris Caffery. Nun hat es dieser Ausnahme - Musiker geschafft, mit "Faces" und dem dazugehörigen "God Damn War" ein beachtliches Soloalbum an den Start zu bringen, das Freunden der alten SAVATGE sicher schlaflose Nächte bereiten dürfte. Chris Caffery hat viele "Faces", eines davon zeigt er hier, wenn er diverse Fragen zum neuen Werk und zu den Gedanken eines trotz Allem unterbeschäftigten Musikers beantwortet. InterviewWarum hast Du Dich dazu entschlossen, ein Solo - Album aufzunehmen, nachdem Du all die Jahre in großartigen Metal - Bands gespielt hast?



Es war für mich an der Zeit, den Leuten zu zeigen, was ich machen wollte und man muss kein Allwissender sein um zu erkennen, dass SAVATAGE in der letzten Zeit sehr beschäftigt gewesen sind. Ich liebe meine Band, aber genauso liebe ich es, meine Gitarre zu spielen und zu Touren, das ist mein Leben. SAVATAGE releasen ihre Alben in einem Abstand von sechs, sieben Jahren und ich wollte meine freie Zeit dazwischen mit etwas Konstruktivem erfüllen. Es hat mich einfach depressiv gemacht, herumzusitzen und nicht zu arbeiten, darum habe ich mich dazu entschlossen, dieses Album aufzunehmen. Was würdest Du an meiner Stelle tun? Es war eine lange Zeit zwischen "Wake Of Magellan" und "Poets And Madmen" und von "Poets…" an bis jetzt… ich brauche die Arbeit einfach!



Was ist das Grundkonzept von "Faces"? Wovon handeln das Album und die Songs im Allgemeinen?



Wie ich bereits angedeutet habe, es handelt von Chris Caffery, der Person, die auf die Jahre von ihrem 13. bis zu ihrem 36. Lebensjahr zurückblickt; sehr schnell, ohne viele Worte. Ich wollte nicht in meinen 40ern sein und dieselben Sachen vor mir bloßliegen haben, ich habe gegen viele Dinge angekämpft. Bei SAVATAGE haben sich viele Mitglieder von der Band wegbewegt, aber ich lebe in der Stadt New York City und höre, wie die Band arbeitet, jeden Akkord, und mein Leben ging immer einher mit der Band. Ich habe wirklich versucht, dort herauszukommen und Vieles hat mich sehr deprimiert. Ich liebe meine Band und ich wäre nicht hier um ein Soloalbum zu promoten, wenn ich gerade etwas für SAVATAGE machen würde. Ich wollte einfach ein wenig positive Energie erzeugen und darum habe ich das Album aufgenommen.



Bist Du denn mit dem Album, so wie es jetzt ist, zufrieden oder hättest Du im Nachhinein lieber ein paar Dinge anders oder besser gemacht?



Nun, ich hatte gerade begonnen zu singen und wenn ich das Album jetzt noch einmal einsingen würde, wäre der Gesang sicher besser. Ich habe dafür 65 Songs geschrieben, Demos gemacht und 30 Songs aufgenommen. Vielleicht wird niemand alle davon zu hören bekommen, aber ich bin sehr glücklich mit dem Album. Es ist für einen Künstler schwierig, alles alleine durchzuziehen und dabei noch etwas zu machen, das ein Bisschen anders ist. Ich bin nun mal niemandem dabei gefolgt. Zur selben Zeit wie "Faces" ist auch "God Damn War" entstanden. Aus den 65 Songs thematisierten viele Politik und Krieg, aber eben auch viele handelten von mir selbst. Auf ein und derselben Platte zusammen würden sie nicht viel Sinn ergeben, trotzdem sollten sie vereinigt sein. Die CD "God Damn War" ist so gesehen eines meiner "Faces", nämlich mein "Heavy Metal Face", das ein großer Teil von mir ist. Es ist ein "Gesicht des Krieges"; ich habe einfach über das geschrieben, was ich im Fernsehen gesehen habe.



Rational betrachtet wäre es profitabler gewesen, die CDs getrennt nacheinander zu veröffentlichen.



Ja, aber weißt du: ich wollte den Fans etwas zurückgeben. Ich habe mich in einer Zeit dazu entschlossen, in der jeder jammert über Downloads aus dem Internet und über Diebstahl von Musik. Natürlich gibt es das Album nicht umsonst, aber ich gebe es eben so her. Ich weiß, dass sich das verrückt anhört, aber ich will es einfach so haben!



Du hast zu "God Damn War" noch einen langen, erläuternden Text verfasst… (der der fertigen CD vermutlich beiliegen oder im Booklet abgedruckt sein wird - Anm. d. Verf.)



Ja, ich habe eine Geschichte geschrieben, die alles erklären soll. Ich stelle eine Menge Fragen, was jeder tun sollte. Es kommt sehr viel Bullshit aus der amerikanischen Regierung zu den Menschen und ich denke, die Amerikaner haben für diesen Krieg mehr bezahlt als irgendjemand anders und das stelle ich in den Vordergrund. Ich frage als eine Person, die ihr Land liebt und sich wundert, was es mit diesem Krieg auf sich hat. Ich denke nicht, dass den Menschen die Wahrheit darüber erzählt wurde.



Der Text liest sich sehr persönlich, wie von jemandem verfasst, der sehr viel nachdenkt über die Geschehnisse dort draußen.



Ich bin Musiker und es ist mein Geschäft und mein Leben, allem meine Aufmerksamkeit zu widmen. Die Zeit war eben reif und ich habe einfach in mich selbst geschaut und nicht nur meinen Job erledigt. Das TRANS SIBERIAN ORCHESTRA zum Beispiel verkauft in den USA Millionen an Platten und Hunderttausende Konzerttickets und es ist eine fantastische Sache, aber ich brauche eben mehr Arbeit und als SAVATAGE dann noch weniger spielten, wurde es mir einfach zu wenig und ich wollte mehr spielen. Für mich war das Album dann echt die richtige Sache.



Am Ende des Textes sprichst Du von dem "Bösen" und wie man es definiert. Wer oder was ist in Deinen Augen "böse"? Wie definierst Du diesen Begriff?



Ich denke, das absolute Böse ist jemand, der lügt. Das Böse liegt in den Dingen, die Du nicht kennst. Es ist so gesehen die Person, die lächelt und Dir dann das Messer in den Rücken rammt. Darum habe ich es auch mit diesem Krieg in Verbindung gebracht. Der Mann, der am 11. September lächelnd mit seinem Pass eingecheckt hat, nur um später an Bord die Crew zu ermorden und das Flugzeug in das Gebäude zu lenken: das ist das wahre Böse, weil der Mann gelogen hatte. Wenn man eine Schlacht schlagen will, sollte man sein Gesicht zeigen und sagen: "Let’s Fight!", sich nicht verstecken oder Terror ausüben. Das Lügen ist das Böse, denn ich entdecke keine wahre Stärke in einem Feind, der sich nicht zu erkennen gibt. Das ist in meinen Augen nicht stark. Bei Kriegen in der Vergangenheit stand einer auf der einen, der Gegner auf der anderen Seite. Terrorismus und das Töten von Unschuldigen ist nach meiner Definition sehr "böse".



Dann darf ich Dich in dem Zuge sicher fragen: bist Du ein Patriot?



Ja, ich liebe mein Land. Ich bin ein riesiger Patriot. Aber als Bürger schaue ich mir diesen Krieg an und frage mich: "Was wurde dabei getan für Chris Caffery, den amerikanischen Einwohner?". Ich wende mich ab mit der Antwort: "Nichts, gar nichts!". Meine Steuern gehen nach oben, mein Sprit wird teurer, amerikanische Soldaten sterben und am Ende habe ich 100 Milliarden Dollar ausgegeben für ein Land, das mich nicht leiden kann. Die Menschen im Irak mögen keine Amerikaner, so warum soll ich ihnen helfen? Es gibt genügend Leute auf der Welt, die die Hilfe der Amerikaner zu würdigen wissen. Ich bin extrem patriotisch, aber dieser Krieg im Irak war nicht nötig.



Na gut, genug der Politik. Mir ist aufgefallen, dass einige Deiner Gesangsparts stark an den frühen Jon Oliva erinnern. War er Dein gesangliches Vorbild?



Ja, absolut! Ich habe ihn jetzt 17 Jahre lang begleitet und meiner Meinung nach ist er der größte Heavy Metal - Sänger, der je gelebt hat. Er verkörpert die wahre Bedeutung des Begriffes "Heavy Metal" und seine Performance auf dem "Hall Of The Mountain King" - Album ist meine liebste Vocal - Performance überhaupt. Er hat meinen Gesang beeinflusst und ich bin froh darüber, dass die Leute es heraus hören. Ich liebe Jon!



In diesem Zusammenhang: warum gab es eigentlich nie einen Nachfolger zum grandiosen "Dr. Butcher" - Album? Zumindest hier in Deutschland wird dieses Werk von vielen Fans geliebt.



Nach der Veröffentlichung war ich sehr beschäftigt und hatte einfach nicht die Zeit dafür.



Aber mit einem neuen SAVATAGE - Werk können wir noch in diesem Jahr rechnen?!



Ja, aber ich bin mir noch nicht ganz sicher. 2005 wird das SAVATAGE - Anniversary - Album erscheinen. Die Band feiert dann ihren 25. Geburtstag. Es wird jedoch keine "Best - Of" werden, sondern ein reguläres, neues Album. Ich weiß aber noch nicht, was darauf zu hören sein wird oder wie das Resultat am Ende klingen soll.




Chris Caffery