Interview:

2010-06-30 Celeste

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CELESTE haben ihren ganz eigenen Stil gefunden, mit dem sie eine sehr heterogene Hörerschaft bedienen. Sie gehören zu den Bands, die nicht nur fleißig neue Sachen veröffentlichen, sondern die schon immer als kostenlosen Download angeboten haben. Warum sie das machen, was Denovali Recoords dazu sagen und warum das neue Album so schnell fertig war, schrieben Johan und Antoine im Van auf. Soll noch einer sagen, dass Bands auf Tour nichts geregelt bekommen! Interview Die Veröffentlichung von „Mort(e)Nes(s)“ kam für viele Leute überraschend, immerhin ist der Vorgänger „Misanthrope(s)” noch nicht lange auf dem Markt gewesen. Wie wart ihr in der Lage, das neue Material so schnell zu schreiben?




Wir sind daran gewöhnt und mögen es nicht wirklich, alte Sachen zu proben. Wenn wir uns also im Proberaum treffen, arbeiten wir fast immer an neuem Material. Außerdem sind wir schnell gelangweilt von dem was wir tun und wollen deswegen immer neue Sachen spielen. Von daher ist es für uns nur natürlich, jedes Jahr ein Album zu veröffentlichen. Aber da wir in diesem Jahr viele Shows spielen, wird es mit dem nächsten etwas länger als ein Jahr dauern.




Wie lange habt ihr am Material von „Mort(e)Nes(s)“ geschrieben? Wie ist eure Arbeitsweise beim Schreiben neuer Songs?




Für dieses Album haben wir acht Monate gebraucht. Wir hatten im August die nötige freie Zeit, um die Sachen aufzunehmen, was wir nutzen wollten. Allerdings wurden die letzten Wochen vor den Aufnahmen sehr hektisch, um ehrlich zu sein. Guillaume ist wie immer mit Songideen angekommen, die wir dann diskutiert haben, veränderten und dann am Rhythmus arbeiteten. Wenn dann alles fertig ist, arbeite ich am Gesang.




Für mich hat das neue Album einen stärkeren Black Metal-Einfluss als „Misanthrope(s)“ – siehst du das ähnlich?




Antoine: Ja, definitiv. Aber es war tatsächlich in unbewusster Vorgang, denn auch wenn wir mehr und mehr vom Black Metal beeinflusst werden, haben wir uns nicht entschieden, ein Black Metal-Album zu machen. Wir wollen einfach nur die Musik machen, die wir selbst gerne hören!



Wie sehr beeinflusst euch denn Musik, die ihr selbst hört?



Ich denke, dass sie das nicht sehr stark macht. Wir hörn aber auch nicht viele Sachen und was wir hören, ist sehr erhaben und weit entfernt von dem, was wir spielen.



Worum geht es in den Texten? Da sie ja auf Französisch sind, hatte ich keine Chance, sie zu verstehen.




Ich ließ mich von meinem Leben und meiner Sicht auf Frauen inspirieren. Dieses Album ist total der Weiblichkeit verschrieben, von den besten zu den schlechten Aspekten davon. Ich versuchte, meine Sichtweise davon wiederzugeben und wie Männer und ihre Art des Umgangs mit Frauen diese beeinflussen. Wie immer handelt es sich um ziemlich dunkle Themen, in denen sich aber immer auch Optimismus und Nostalgie finden lässst. Im Gegensatz zum letzten Album habe ich dieses Mal sehr stark mit Kontrasten gearbeitet, Positives und Negatives. Ich wollte etwas sehr dunkles schreiben, das aber auch irgendwie poetisch und kontrastreicher als meine bisherigen Arbeiten ist. Ich hoffe, dass dadurch das Ganze noch dunkler klingt.




Hilft das Singen auf Französisch dabei, diese Atmosphäre noch zu verstärken?




Definitiv. Ich könnte mir nicht vorstellen, in einer anderen Sprache zu singen. Es hilft mir, sehr scharf in meinen Texten zu sein und ich mag den Klang der Sprache sowieso. Außerdem ist es eine Möglichkeit, anders als andere Bands zu sein, es gibt unserer Musik definitiv eine besondere Stimmung – jedenfalls hoffe ich das. Tatsächlich verstehe ich nicht, warum nicht jede Band in ihrer Muttersprache singt.



Wie sind denn Albumtitel und das Cover verbunden?



Es geht um den Verlust von Unschuld, weswegen das Cover auf jeden Fall den Titel berührt. Ich habe dutzende Stunden im Internet nach diesem einen Bild gesucht. Als ich es endlich gefunden hatte, war der Kontakt mit dem Fotografen sehr nett. Ich denke, dass das Bild voller Inhalt ist, außedem ist es sehr untypisch für die heutige Zeit.



Eure Alben werden ja als wunderschön aufgemachte LPs und CDs veröffentlicht, trotzdem veröffentlich ihr sie aus als kostenlosen Download. Lohnt sich das?



Wir haben die LP in sechs und die CD in drei verschiedenen Versionen veröffentlicht, es freut mich, dass sie dir gefallen. Wir werden hoffentlich auch Nachpressungen machen müssen. Wir haben glücklicherweise eine Wild Card bei Denovali Records, was die Sache sehr einfach macht.

Es ist mir egal, ob die Leute unsere Musik runterladen oder kaufen. Ich lade selbst Musik runter, wir müssen uns damit alle auseinandersetzen. Ich weiß nicht, wie es bei anderen Bands funktioniert, aber wir sind zufrieden mit den Zahlen. Wir erwarten aber auch nicht, eine große Band zu werden, wir mögen es ja nicht einmal, auf großen Bühnen zu spielen. Wir haben aber immer das Glück, dass relativ viele Leute zu unseren Shows kommen, das ist fast perfekt. Von der Label-Seite aus gibt es keine Angst, da sie dank uns keine Angst bei schlechten Verkaufszahlen anderer Sachen haben müssen.



Wo in Frankreich lebt ihr? Wie ist die Musikszene dort?



Antoine: wir kommen aus Lyon, der zweitgrößten Stadt Frankreichs. Wir haben hier viele gute Bands wie OVERMARS oder DAITRO. Vor einigen Jahren war Lyon eine große Hardcore-Stadt mit Bands wie BASTARD oder CONDENCE. Aber seit vier oder fünf Jahren sind die meisten Clubs geschlossen, wodurch es sehr geworden ist, hier noch Shows zu machen. Aber wir haben trotzdem immer wieder gute Bands, die hier entstehen.



Letzte Worte, Grüße, Shout-outs?



Johan: Thank you very much for the interview. We wrote it in the Van on the road between two shows, it made the time look very short *lacht* Many thanks again