Interview:

2012-01-03 Arch Enemy

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Auf der Welttour zum neuen Album "Khaos Legions" traf ich am 21.12.2011 in der "Garage" in Saarbrücken, kurz vor dem Auftritt, ARCH ENEMY-Bassist Sharlee D'Angelo zu einem Interview.InterviewSharlee, Ihr seid auf Tour für Euer neues Album "Khaos Legions". Wie entsteht bei Euch ein neues Album?



In der Regel ist es bei uns so, dass einer eine neue Idee hat und wir uns dann zusammensetzen, um einen Song daraus zu entwickeln. Einige Bands heutzutage senden Sound Files über das Internet hin und her. Bei uns ist das anders. Wir sind im Proberaum und schreiben gemeinsam am neuen Song.



Ihr lebt in Schweden, alle in einer Stadt?



Nein, nicht ganz. Wir sind aber maximal nur zwei Stunden Autofahrt entfernt, so dass wir uns leicht zum Proben treffen können.



Wenn ihr die letzten neun Alben anschaut bis zum neuen Werk, gibt es da eine Entwicklung, die Du erkennst?



Schwierig, wir sind alle älter geworden, da macht man natürlicherweise eine Entwicklung mit. Das neue Album ist eine Reflektion, was in den letzten 2 Jahren alles stattgefunden hat. Eine musikalische Verarbeitung also.



2005 verließ Christopher Amott die Band und kehrte 2007 wieder, was war da los?



Als Christopher ursprünglich zu uns in die Band stieß, kam er frisch von der Highschool und fand eine semiprofessionelle Band vor, die viel tourte und hart an sich arbeitete. Irgendwann wurde er etwas müde von den Dingen, die eine Band einem abverlangt. Er entschied sich dann, sein Leben zu ändern, etwas anders zu machen, evtl. ein normales Leben zu führen mit einem normalen Job. Das hat er dann für zwei Jahre versucht und herausgefunden, dass er das nicht mag und so kam er zu uns zurück.



Ihr habt insgesamt drei Instrumental auf der neuen Scheibe, zwei kürzere, ein längeres. Wie kam es dazu?



Wir haben eine Menge energiegeladener Songs auf der CD, so dass wir uns entschieden haben, durch die kurzen Instrumental den "Fuß vom Gaspedal" zu nehmen und den Kopf wieder frei werden zu lassen. Das ist die Idee dahinter. Also ein wenig wie die "Ruhe vor dem Sturm".



Was ist Dein Lieblingssong auf der neuen Scheibe?

Oh, das wechselt. Derzeit "Under Black Flags We March".



Wie wählt ihr eigentlich die Songs für den Liveauftritt aus, bei den vielen Alben, die ihr habt?



Das ist in der Tat sehr schwierig. Es wird ja auch nach jedem Album schwieriger. Wir machen ja keine "Springsteen"-Konzerte, die über vier Stunden gehen und alles beinhalten, was die Leute gern hören wollen. Die Band gibt es schon so lange, dass wir definitiv einige "Must"-Play Songs haben. Würden wir die nicht spielen, wären die Fans sicherlich sehr enttäuscht. Diese Songs machen ungefähr 1/3 aus. Das andere Drittel füllen wir mit Song vom neuen Alben und das restliche Drittel sind dann Songs, die wir immer wieder abändern, je nach Laune und Tour.



Bei 15 Jahren Bandgeschichte habt ihr unzählige Liveauftritte gehabt, bist Du vor einem Gig noch nervös?



Nein, wegen dem Auftritt selbst überhaupt nicht. Das hat sich irgendwann gelegt. Ein gewisser Respekt ist natürlich vorhanden, als würde man sich auf einen Kampf vorbereiten, aber Nervosität ist es nicht. Das einzige, was mich kümmert, ist, dass bei der Technik alles funktioniert. Darum sorgt man sich als Musiker schon und man weiß ja nie, mit welchen Überraschungen man sich hier plötzlich auseinandersetzen muss. Auch ist die Sache immer heikel, wenn man beispielsweise bei einem Festival mit fremden Equipment auskommen muss, das man nicht kennt. Das kann einen nervös machen.



Ihr seid nun auch schon lange im Geschäft, denkt man da irgendwann mal ans Aufhören an eine "Rente im aktiven Metalbusiness"?



Ich denke, es geht um die Frage, ob man selbst an den Punkt kommt, an dem man keinen Spaß mehr an der Sache hat. Wenn das eintritt, muss man alles überdenken. Aber solange man Spaß bei der Sache hat, Touren mag und Fans zu den Konzerten kommen, gibt es da kein zeitliches Limit.



ARCH ENEMY unterscheidet sich von vielen anderen Bands immer noch durch ihre attraktive Frontrau Angela Gossow. Bei vielen Songs hört man gar nicht, dass eine Frau singt. Was denkst Du, wie sehr hat dies die Band und ihre Wahrnehmung unter den Metalfans beeinflusst?



Ich mache mir da ehrlich gesagt gar nicht so viele Gedanken. Angela ist ein Bandmitglied wie jedes andere, für mich ist das nicht ungewöhnlich. Als wir anfingen, gab es fast gar keine weiblichen Metalsängerinnen in dem Bereich. Ich erinnere mich an Sabina Classen (HOLY MOSES), aber sonst gab es nahezu keine Frauen in dem Genre. Sie kam in die Band, weil sie damals schlichtweg wirklich gut war, das Geschlecht spielte keine Rolle. Wir wussten natürlich, dass da einige Leute etwas engstirnig sein werden und eventuell auf eine weibliche Sängerin ablehnend reagieren könnten. Als wir dann das erste Album fertig hatten, spielten wir es einigen Leuten vor und bekamen positive Reaktionen. Hiernach zeigten wir erst die neuen Bandphotos. Die Leute waren dann sehr überrascht, weil sie nicht dachten, dass wir eine weibliche Sängerin hatten. Ich bin mir sicher, dass wir manche positive Reaktion nicht erhalten hätten, wenn wir zuerst die Bandphotos gezeigt hätten und die Leute gewusst hätten, dass bei uns eine Frau singt. Aber ich bin mir sicher, dass die Leute für eine weibliche Metalgöttin bereit waren. :)



Ich habe gehört, ihr macht derzeit Aufnahmen für eine neue Live-DVD. Ist da was dran?



Ja. Wir haben in Köln, der Heimatstadt von Angela, einige Aufnahmen gemacht. Wir haben auch Aufnahmen von einem großen Festival in Japan und werden nächstes Jahr auf den Philippinen spielen, wo wir auch Aufnahmen planen. Wir hatten in Köln eine wirklich gute Show, so dass ich froh bin, dass wir dort einige Aufnahmen machten. Das Material selbst haben wir noch gar nicht gesehen, da müssen wir dann mal schauen.



Wann wird die DVD erscheinen, in 2012?



Das wissen wir noch nicht, eher 2013, da wir im kommenden Jahr ja auch noch Aufnahmen machen werden.



Wie sehen Eure Pläne für das kommende Jahr aus?



Wir haben eine Japan Tour im nächsten Jahr. Dann sind wir in Rumänien, Russland, Türkei, Israel, Finnland, Tunesien, einige Festival (z.B. Bang Your Head, Rock Harz) in Europa und noch in Südamerika. Wir werden also richtig viel unterwegs sein, obwohl wir eigentlich weniger Gigs spielen wollten, aber die genannten Länder haben uns zu sehr gereizt.



Weihnachten steht vor der Tür. Feierst Du Weihnachten, wie stehst Du dazu?



Ich feiere kein Weihnachten. Weihnachten bedeutet mir nichts. Als Kind war ich begeistert von Weihnachten, man kriegt Geschenke, die ganzen Lichter und alle machen etwas Besonderes daraus. In den letzten Jahren kam ich am 23.12 erst nach Hause, so dass ich auch keine wirkliche Gelegenheit hatte, mich hierauf groß einzulassen.



Wenn Du kein Musiker wärst, was würdest Du stattdessen machen?



Uff, das ist schwierig, bestimmt irgendwas, das auch mit Musik zu tun hätte. Oder ich hätte eine kleine Brauerei, das würde mir auch Spaß machen!



Wenn Du auf eine einsame Insel ausgesetzt würdest, welche drei Dinge würdest Du gerne mitnehmen?



Wahrscheinlich einen Helikopter und genügend Sprit, um davon wegzufliegen. Ja, dann noch eine hübsche Frau, mit der ich mich vergnügen kann, bevor ich mit dem Heli davonfliege! :)




Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!



Danke und viele Grüße an alle Leser!





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