JOY ist ein dreckig rockendes Trio aus San Diego. Mit „Ride Along!“ haut es einem sein neues Album um die Ohren, das treibenden Garage Rock mit einem Schuss Psychedelic verbindet. Songs wie der Opener „I've Been Down (Set Me Free)“ oder das folgende „Misunderstood“ sind gradlinige, schnelle Rocker, bei denen als einzige Schnörkel jam-artige Gitarren-Soli erlaubt sind. In Songs wie „Going Down Slow“ oder „Evil Woman“ werden solche Parts noch weiter ausgebaut. Alles ist mit ungebremster Energie nach vorne gespielt, eine kleine Verschnaufpause gibt es erst an achter Stelle mit dem „Peyote Blues“, der dann aber so verdrogt klingt, dass es auch schon wieder etwas anstrengend wird. Zwischendurch gibt es mit „Certified Blues“ ein ZZ-TOP-Cover zu hören, das sich perfekt in den JOY-Sound einfügt, und im abschließenden, sechseinhalb Minuten langen „Gypsy Mothers's Song“ taucht die Band noch einmal tief in die Psychedelik ab.
Der Sound des Albums ist angenehm dreckig und roh, dabei aber fast etwas zu sehr auf Garage gebürstet. Den Bass etwa kann man trotz Trio-Besetzung größtenteils nur erahnen. Trotz der ansteckenden Energie bleibt außerdem von den Songs selbst nicht viel hängen, und irgendwann wird es auch etwas viel mit der ständigen Riff- und Solo-Raserei. Letztere ist stellenweise auch einfach zu lang und zu gniedelig geraten. „Ride Along!“ ist daher ein zweischneidiges Schwert: Das Album macht anfangs großen Spaß, aber irgendwann ist es etwas zu viel des Guten. Aber keine Frage, live dürften JOY höllisch abgehen. Ach ja, das platte und sexistische Cover-Artwork hätte nicht sein müssen und sollte diese Band eigentlich auch nicht nötig haben.
SPIDERGAWD einfach nur als MOTORPSYCHO-Nebenprojekt abzustempeln, wäre ungerecht. Zwar sind hier mit Sänger/Bassist Bent Saether (der hier aber nur Bass spielt) und Drummer Kenneth Kapstad zwei Mitglieder beteiligt, die Songs stammen aber von Sänger/Gitarrist Per Borten, der früher bei der ebenfalls aus Trondheim stammenden Band CADILLAC spielte. Vervollständigt wird das Quartett ungewöhnlicherweise durch ein Baritonsaxophon, das sich jedoch kaum bemerkbar macht. Der Sound des selbstbetitelten Debütalbums ist dem von MOTORPSYCHO tatsächlich nicht unähnlich, erinnert aber doch auch nicht unmittelbar an sie. Es geht (Garagen-)rockiger, dreckiger und straighter zur Sache, außerdem kommt dem Gesang mehr Bedeutung zu, was nicht zuletzt an Bortens druckvoller Rock-Stimme liegt. Dann gibt es aber doch auch diese MOTORPSYCHO-Momente, in denen es psychedelisch und jammig zugeht, und zwischendurch wird es sogar auch mal etwas funky und jazzig.
Der Opener „Into Tomorrow“ ist aber erst einmal ein dreckiger, gerader Rocker, mit Bläsersätzen im Chorus, die ihm etwas Souliges verleihen. Doch schon beim folgenden „Blauer Jubel“ (sic) wird es ungewöhnlicher und wilder. Auf den beinahe funky zu nennenden, aber treibenden Anfang folgt ein Jam-Part, aus dem sich ein wunderbares Gitarrenthema herausschält, das gegen Ende des Songs noch einmal aufgegriffen wird. Das folgende und wieder geradere, extrem nach vorne gehende „Master of Disguise“ könnte dann glatt von MOTORPSYCHO’s Garagen-Rock-Album „Barracuda“ stammen, besonders das Riff meint man so oder ähnlich schon von den Trondheimern gehört zu haben. „Southeastern Voodoo Lab“ geht dann mit oberdickem Bass zur Sache, gleichzeitig wird es wieder Groove-Rock-orientierter, auch gibt es wieder ein paar Bläser zu hören. Das folgende „Empty Rooms“ kann man mit seinen 14 ½ Minuten wohl als das Herzstück des Albums bezeichen. Im Intro hat dann endlich der Saxophonist seinen großen Auftritt und darf ein wunderbar melancholisch und verloren klingendes Solo spielen. Danach steigen nach und nach die anderen Instrumente ein, wobei es erst jazzig-krautrockig bleibt, dann in einen unwiderstehlich stampfenden, an QOTSA erinnernden Kopfnicker-Part und anschließend in weitere Teile geht, die in einem ruhigen Blues enden. Nach diesem Ritt bildet das cool groovende und repetitiv-hypnotische „Milion $ Somersault“ dann noch einen etwas leichter verdaulichen, wenn auch nicht weniger intensiven Abschluss.
Ja, kein leichtes Album. Dem Rock-Fan könnte es stellenweise zu experimentell und verfrickelt zugehen, dem Prog- und Psychedelic-Hörer größtenteils zu konventionell klingen. Wer sich aber auf beides einlassen kann, wird viel Spaß mit dieser fantastischen Scheibe haben. Sie strotzt nur so vor Energie, Druck und Ideenreichtum, und in jeder Sekunde ist die Spielfreude dieser Ausnahmemusiker zu hören. Für Ende des Jahres ist bereits das nächste Album geplant, und ich bin schon sehr gespannt, was uns diese Teufelskerle dann um die Ohren hauen werden.