Band:

Atrocity

BiografieAtrocity ist eine der schillerndsten Formationen im Metal-Business. Anfangs eine technisch versierte Death Metal-Band, wandelt sie sich immer mehr zu einer Erscheinung, die sich jeder Berechenbarkeit entzieht und sich in keine Ecke drängen lässt.



Der Ursprung der Band geht auf das Jahr 1985 zurück, in dem sich Shouter Alexander Krull, die beiden Gitarristen Mathias Röderer und Frank Knodel, Basser Renè Tometschek und Drummer Gernot Winkler unter dem Namen Instigator in Ludwigsburg zusammen tun. Nach einigen Besetzungswechseln (neuer Drummer ist Michael Schwarz, der Mann am Bass heißt Oliver Klassen und an der zweiten Klampfe steht für Frank inzwischen Richard Scharf) kommt inzwischen als Atrocity die EP "Blue Blood" auf den Markt und schlägt im Underground mächtig ein.



"Hallucinations" bietet 1990 technisch sehr anspruchsvollen Death Metal und ein geniales Cover von keinem Geringerem als H.R. Giger, dem Mann der das Alien erschaffen hat. Die Aufnahmen finden in Florida unter der Aufsicht von Produzenten-Legende Scott Burns im Morrissound Studio statt und innerhalb von acht Tagen ist das Album eingespielt. Das Ergebnis ist mehr als beachtlich, nicht nur wenn man bedenkt, dass das alles zwischen Touren mit Carcass, Sodom und Deicide stattfindet.



Das Zweitwerk "Todessehnsucht" klingt noch ausgefeilter, wenn auch die Komplexität etwas zurückgeschraubt wird. Um verstärkt klassische Elemente in ihre Musik zu integrieren, laden Atrocity vier Opernsänger ins Studio ein, was zur Folge hat, dass in den Rezensionen der Platte des öfteren das Wort 'wagnerianisch' fällt. Ohne Einverständis der Band veröffentlichen Roadrunner Records die Scheibe in den Staaten unter dem Titel "Longing For Death", was zu einiger Missstimmung bei der Band führt. Mit Dark Millenium sind sie in Europa unterwegs, die geplante Tour mit Death durch die Staaten fällt leider flach.



Während sich "Hallucinations" textlich um ein Mädchen im Drogensumpf drehte und "Todessehnsucht" wohl für sich spricht, ist "Blut" ein Konzeptalbum über (surprise, surprise) Vampirismus. Von der Musik zum Titeltrack inspiriert reist Alex zusammen mit dem neuen Bassisten Markus Knapp nach Transsylvanien um sich von der Landschaft neue Impulse zu holen. Da ihn die Umgebung dermaßen beeindruckt und sich herausstellt, dass seine Vorfahren teilweise aus der Gegend um die Karpaten stammen, ist das Thema klar. Wieder treten die komplexen Parts in den Hintergrund und machen experimentelleren Klängen Platz wie auf "Calling The Rain" oder "Land Beyond The Forest" auf denen Alex' Schwester Jasmin zu hören ist. Auch Alex zeigt wie variabel seine Stimme geworden ist. Schon auf den nachfolgenden Touren mit Obituary, Pitchshifter oder Crematory zeigen sie, dass sie vor sehr unterschiedlichen Publikum bestehen können.



Auf der EP "Calling The Rain" weiten die Geschwister ihr Zusammenarbeit weiter aus, und auch der neu hinzu gestoßene Gitarrist Thorsten Bauer trägt schon zum Songwriting bei. Das Album besticht durch sehr ruhige, emotionale Töne, woraufhin das neue Label Massacre Records die Scheibe mit dem seltsamen Etikett "Ethno-Metal" versieht. Da die Musik nicht unbedingt zum Moshen anregt, spielen sie auf einem Konzert in Plauen mit Goethes Erben vor einem komplett bestuhlten Konzertsaal. Doch auch auf weiteren Konzerten mit Rage spielen sie Stücke der EP mit Erfolg live.



"Die Liebe" ist eine Kooperation von Atrocity und den EBM/Dark Wave-Helden Das Ich und gleichzeitig das erste Album für Christian Lukhaup, der den ausgestiegenen Markus Knapp am Bass ersetzt. Die Platte ist ein Novum, da Songs der jeweils anderen Band umarrangiert und schließlich gemeinsam eingespielt wurden. Allein der Titeltrack stammt von den EBM-Pionieren Laibach, die ebenfalls von der Version begeistert sind. Die anschließende Tour zeigt insgesamt neun Musiker auf der Bühne, die es schaffen Metalheads, Gothics und jede Menge andere Leute vor der Bühne zu vereinen.



Die Zusammenarbeit mit Bruno Kramm von Das Ich setzt sich '96 auf "Willenskraft" fort, wo dieser als Co-Producer in Erscheinung tritt. Die CD vereint alle Stärken der Band, hinterlässt bei manchen, die mit Atrocity nicht so vertraut sind, aufgrund des textlichen Konzepts und dem Spruch "Wir sind der Menschenfeind" einen seltsamen Beigeschmack. Ihren politischen Standpunkt macht der Fünfer auf dem Wacken Open Air jedoch eindeutig klar, als sie zum Track "Willenskraft" ein riesiges Hakenkreuz zertrümmern.



Nachdem sie von der Tour mit In Flames, Totenmond und Heavenwood wieder zurück sind, erscheint die auf 666 Stück (ganz schön evil) limitierte und mit einem herrlich klischeehaften Cover geschmückte EP "The Hunt", auf der sich Demo- und Rehearsal-Songs, ein Remake von "Blue Blood" und eine derbe Version von "The Hunt" befindet, was die Platte zu einem absoluten Liebhaberstück macht. Drummer Michael 'Migge' Schwarz sucht sich derweil nebenher noch Beschäftigungen bei Umbra Et Imago und Belching Beet.



Mit "Werk 80" gelingt es den Ludwigsburgern einmal mehr, jeden zu überraschen. Mit "Shout" von Tears For Fears, "Wild Boys" von Duran Duran und vielen anderen Sachen befinden sich ausschließlich Songs aus den 80ern im neuen Musikgewand auf dem Output. Gesanglich wird Alex von Liv Kristine von Theatre Of Tragedy unterstützt, mit der er seit einiger Zeit zusammen ist. Das Coverartwork kann sich auch sehen lassen und das Album ist ein voller Erfolg sowohl in Metal-, als auch in Gothic-Kreisen. Die Touren zum Album absolviern sie mit tatkräftiger Unterstützung von diversen Tänzerinnen, die sich passend zum Cover, in Lack und Leder präsentieren. Die Tour zum Album ist die letzte für Drummer Migge, Ersatz finden Atrocity in Martin Schmidt.



Zur Freude vieler (nicht nur männlicher) Fans bleibt das Cover zu "Non Plus Ultra" in der selben Tradition. Doch auch musikalisch haben sich Krulle und seine Mitarbeiter was einfallen lassen. Mit 26 Audio- und 7 Videotracks lohnt sich die Anschaffung auf jeden Fall, da neben diversen Projekt-Songs (mit Lacrimosa, Silke Bischoff u.a.) auch rare und unveröffentlichte Songs geboten werden.



2000 kommt schließlich das nunmehr zehnte Album "Gemini" auf den Markt. Darauf scheinen Atrocity etwas von ihrer Originalität eingebüßt zu haben, denn wirklich außergewöhnlich ist die Scheibe nicht. Auf der Tour mit Pain springt der Funke auch viel zu selten über und die Band scheint musikalisch in einer Sackgasse zu sein. Folglich wundert es auch nicht sonderlich, dass man von den Schwaben - abgesehen von ein paar Dates mit In Extremo in Mexiko - in den nächsten Jahren nicht viel hört. Alex und Liv Kristine heiraten in der Zwischenzeit und Nachwuchs stellen sie auch gleich mal sicher. Außerdem arbeitet der Hüne immer öfter auch als Produzent für diverse andere Bands.



2004 kehrt der zwischenzeitlich ausgestiegene Thorsten Bauer wieder zum Line-Up zurück, und etwa 90 Prozent der bisher erarbeiteten Songs fliegen wieder raus. Zusammen machen sie sich an die Ausarbeitung des "Atlantis"-Konzeptalbums, über den Aufstieg und Fall des sagenumwobenen sechsten Kontinents. Musikalisch gehen sie wieder deutlich härter zur Sache und greifen auch auf diverse Black Metal-Zitate zurück. Leider ist der Sound etwas dumpf ausgefallen, was den sonst guten Eindruck etwas schmälert. Dafür ist die Multimedia Sektion mit einem Videoclip zur Single "Cold Black Days" absolut gelungen.



Liv Kristine, die von Theatre Of Tragedy geschasst wurde, hat inzwischen mit Leaves' Eyes ihr eigenes Projekt gegründet, an dem auch sämtliche Mitglieder von Atrocity beteiligt sind. Was ist also praktischer, als auch gemeinsam auf Tour zu gehen? Ebenfalls mit dabei sind noch Battlelore und Elis und wenig später sind sie nochmal mit Battlelore und Sirenia unterwegs. Allerdings macht sich Drummer Martin vom Acker und Atrocity sichern sich die Dienste von Moritz Neuner, der schon bei Graveworm, Darkwell, Dornenreich, Evenfall und so ziemlich überall schon gespielt hat. Mit ihm geht es im Oktober '05 in den Staaten im Rahmen der 'International Extreme Music Festival'-Tour auf die Straße.



Auch in Südamerika sind sie 2006 unterwegs und machen sich im April schon wieder auf, durch Europa zu Touren. Im September spielen sie sogar ihre ersten Dates in Australien, sind parallel aber schon dabei, am nächsten Album zu arbeiten, das in der Tradition von "Werk 80" stehen soll. Außerdem werkeln sie an einer DVD, die jede Menge alte Filmsequenzen enthalten wird. Für die Aufnahmen von "Werk 80 II" holen sie sich nicht nur das Schorndorfer Symphonieorchester, sondern auch einen Chor ins Studio. Da muss das Coverartwork natürlich ebenfalls mithalten können und so holen sie sich die Fetish-Ikone Dita von Teese, Exfrau von Marilyn Manson, vor die Kamera.



Mitte November rappelt es aber nochmal im Bandgefüge und Chris Lukhaup muss seinen Hut nehmen. Drummer Moritz zieht ebenfalls weiter und Atrocity sehen sich nach einer komplett neuen Rhythmusabteilung um. Kurz bevor "Werk 80 II" Anfang Februar 2008 erscheint, vermelden sie mit Nick Barker (Ex-Cradle Of Filth/Dimmu Borgir/Testament) einen neuen Drummer - sowohl für Atrocity-Dienste als auch Leaves' Eyes.Quelle: http://www.laut.de/wortlaut/artists/a/atrocity/biographie/index.htmDiscografie1990 - Hallucinations

1992 - Todessehnsucht

1994 - Blut

1995 - Calling The Rain

1995 - Die Liebe (zusammen mit DAS ICH)

1996 - Willenskraft

1997 - Werk 80

1999 - Non Plus Ultra (Best-Of 1989 bis 1999)

2000 - Gemini

2004 - Atlantis

2008 - Werk 80 II

www

Reviews


ATROCITY veröffentlichen den dritten und letzten Teil der "Okkult"-Trilogie.
TIPP
Werk 80 II - Cover
Ich glaube, es gibt kaum eine derart polarisierende Band wie ATROCITY!