Musik ist Emotion. Da sind wir uns wohl alle einig. Und da ist so ein Gefühl: ZATOKREV haben sich einige der Granden der (nicht nur) Schweizer Extrem-Metal-Abteilung an Bord geholt – um mal die Worte Hipster oder Elite zu vermeiden. Und so musizieren Bölzer, Schammasch, Inezona, Manuel Gagneux/Zeal & Ardor und Minsk auf „Bring Mirrors To The Surface“ mit und bringen alles Mögliche, aber keine gute Laune. Das liegt weniger an der nicht vorhandenen Klasse der Musik, die einem schon mit dem Opener „Blood“ in einen doomartigen Strom von Verzweiflung, Schmerz und Trauer herunterzuzieht. Was die Band selbst mal als „Amalgam ständig wandelnder Schwingungsenergie“ bezeichnete, könnte beim nicht vorbereiteten Rezipienten das genaue Gegenteil absoluter Begeisterung hervorrufen: Zahnschmerzen, bis der Arzt kommt. Und vor allem: Niemals unvorbereitet starten – weder beim Zahnarzt, noch bei ZATOKREV. Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen! Aber: Nach mehr als 20 Jahren ist das Schlimmste überstanden, das heißt, die neue und fünfte Psycho-Akte widmet sich nicht nur der Schmerztherapie, es öffnet sich mitunter Sphären, die außer Captain Kirk und unvernünftigen Nutzer bewusstseinserweiternder Stoffe noch ein Mensch gesehen haben könnte. Nüchtern beschrieben sind die eher beiden ruhigen Opener „Red Storm“ (ft. Bölzer & Schammasch) und Blood (ft. Inezona), dazu da, dich ins tiefe Tal zu stürzen (Lied eins), um dich dann zu beruhigen und in Sicherheit zu wiegen (zwei). Und „The Only Voice“ haut dir dann eine runter, sticht dir ins Auge und macht doch so richtig fertig. In Genre-Schubladen sortiert sind Nummer eins und zwei die eher typischen ZATOKREVSCHEN Bindeglieder zwischen Post (Black) Metal, Sludge und Doom, der dritte wirkt zum Teil wie eine Ehrerbietung an Bathorys Erstlingswerke, um dann hippidesk zu enden. Und dann? Liegst du da und fragst dich, was ist das? Egal, Krönchen richten, weitermachen. Wer dieses enorm anspruchsvolle, abwechslungsreiche Werk verstehen will, der muss die riesige Dynamik als Ganzes hören und versuchen, die gesamte Einheit irgendwie anzunehmen. Und ich kann versprechen: Das wird nicht klappen. Aber es lohnt sich allemal, es zu versuchen, denn ZATOKREV haben mit „…Bring Mirrors To The Surface“ ein äußerst spannendes, aber auch ziemlich abgedrehtes Werk geschaffen. Fragt sich, woran das liegt: Sind sie sauer, dass sie in einer Metropole wie Basel leben, wo drumrum so schöne Natur bezaubert? Oder liegt es doch an der dortigen Chemieindustrie und dem Trinkwasser, dass bewusstseinserweiternde Wirkung verursacht? Wie auch immer: ZATOKREV berühren, das Album löst Glücksgefühle aus, es macht dich kaputt – verzweifelte Vocals, bombastischer Sound, aufreibende Monotonie, enorme Tiefe, Mords-Melancholie – all das lässt die Emotionen durchdrehen. Musik ist Gefühl. ZATOKREV lösen große aus. Ganz große.
...Bring Mirrors to the Surface

Zatokrev
Genre: Doom Metal
Tracks: 8
Länge: 62:43 (CD)
Label: Pelagic Records
Vertrieb: Cargo