Review:

Reconnected Live

(Yazoo)

Die 80er sind ja gerade wieder in oder auch hip, das gefällt einem als Kind dieser Zeit natürlich ganz grundsätzlich mal ganz gut. Kapellen wie HURTS mit ihrem Synthiepop-Kracher „Wonderful Life“ stürmen derzeit die Charts und auch ehemalige Bands von damals wie aktuell OMD, davor SPANDAU BALLET oder ULTRAVOX haben sich nach langen Jahren wieder zusammengefunden, recyclen ihre alten Hits oder machen sogar neue Alben.

Jetzt auch noch YAZOO – nein nicht wirklich, denn die Doppel-CD „Reconnected Live“ stammt schon aus 2008 und war eine Reunion nur für diese damalige Tour. YAZOO in den 80ern waren eigentlich auch nur eine relativ kurze Episode, denn die beiden einzigen Mitglieder, der Keyboardfreak Vince Clarke Anfang (war damals zunächst noch parallel bei DEPECHE MODE, um dann vor deren großen Durchbruch auch wegen YAZOO auszusteigen) und die stimmgewaltige Sängerin Alison Moyet, hielten es nur knapp zwei Jahre miteinander aus. Man hatte trotzdem einige große Hits, Clark gründete dann aber zunächst THE ASSEMBLY sowie schließlich ERASURE und hatte noch mehr Erfolg.

25 Jahre nach der Trennung fanden sich die beiden tatsächlich nochmals zusammen, um ihre größten Hits livehafrig zu präsentieren. Warum dies bei nur 20 Stücken gleich auf zwei Silberlingen sein mußte, erschließt sich nicht ganz, zeitmäßig hätte eine völlig gereicht. Die Publikumsreaktionen sind teilweise sehr euphorisch, der Sound ist wie auch auf Platte sehr minimalistisch, Keyboard und Programming pur und die einzigartige Stimme von Moyet. Zusammen mit etwas aufgemotzteren Beats kann diese Musik aber tatsächlich einen gewissen Reiz entfalten. Zwischendurch bei den eher weniger packenden Füllern leidet dann etwas die Konzentration und ein Hauch von Langeweile läßt sich nicht ganz vermeiden. Hier hätte man sich dann doch eine kleine Band gewünscht um noch etwas mehr aus der Musik und den Arrangements herauszuholen. Auch die ein oder andere coole Coverversion wäre eventuell nicht schlecht zur Auflockerung bzw. zur Aufstockung der Setlist gewesen.

Startend mit dem ungemein melancholisch-flüssigen „Nobody‘s Diary“ beginnt eine Zeitreise mit typisch leicht unterkühlem Synthiesound mit Schmalspurdrumsounds, die trotz aller Einfachheit einen gewissen mitreißenden Charme und sogar Partyfeeling aufweisen. Zumindest wenn die Melodien stimmen und einfach hängen bleiben. Sache wie u.a. „Bad Connection“ erinnern vielfach an alte DEPECHE MODE (geht in die Richtung „Just can’t get enough“, Sachen wie das flotte „Good Times“ oder das geniale „Situation“ erinnern schon mehr an ERASURE und bietet bestes für die Tanzflächen und würden auch heute noch in den Clubs funktionieren. Zwischendurch gibt es natürlich auch immer etwas getragenere sowie gefühlvollere Sachen z.B. „Ode To Boy“ oder „Winter kills“ und zeigen Alison mit ihrer unglaublich vielschichtigen Stimme. Ihre Solosachen später waren zwar auch nicht schlecht aber mir fehlten hierbei eifnach die schnelleren, abgehenden Sachen. Nichts gegen Barmusik, Balladen und auch Soul aber halt nicht überbetont. „Only you“ darf natürlich nicht fehlen, DM wollten den Song damals nicht, es wurde zweimal ein Welthit. Genauso wie der Kracher „Don’t Go“ hier kommt das Publikum nochmal richtig aus sich heraus. Die optische Umsetzung wäre hier durchaus mal spannend zu vergleichen gewesen, müssen wir uns halt denken. Wie gesagt instrumentell relativ spartanisch und auch etwas gleichförmig (dass muß man mögen) haben YAZZO trotzdem zweifellos ihren ganz eigenen Beitrag für die 80er Jahre geleistet. „Reconnected Live“ erscheint als Doppel-CD in einer schönen Limited Hardback edition mit 32-seitigem Booklet. Hier erzählt Moyet auch ganz spannend und interessant nochmals die Geschichte von YAZOO.

Reconnected Live


Cover - Reconnected Live Band:

Yazoo


Genre: Electro
Tracks: 20
Länge: 80:0 ()
Label: Mute Records
Vertrieb: EMI