Review:

Incite & Conspire

(Wolf Down)

Anfang dieses Jahres haben die deutsche Hardcore-Truppe WOLF DOWN mit „Incite & Conspire“ ihr zweites Album veröffentlicht, dass vor allem wegen des neuen Sängers und des musikalischen Gewandes besticht. Auf dem neuen Silberling geht es wesentlich tiefer und basslastiger zu als noch auf „Stray From The Path“. Doch der neue Sound steht der Band gut zu Gesicht, wissen sie doch immer noch, sich musikalisch gut zu inszenieren. Direkt, Kompromisslos und dennoch abwechslungsreich wird hier in guter alter auf-die-Fresse-Manier geholzt. Dazu gesellen sich Metal-Elemente, die sich mit satten Breakdowns und recht eingängigen Refrains abwechseln. So ruft „Incite & Conspire“ immer wieder Erinnerungen an HATEBREED und TERROR wach – der ein oder andere Song - z.B. mit "Invisible War" oder "At Daggers Drawn" - hätte wohl problemlos auch auf „Supremacy“ erscheinen können. Musikalisch wird das Rad also nicht neu erfunden. Dafür muss man WOLF DOWN zugestehen, dass sie qualitativ sehr viel aus dieser doch recht engen Sparte rausgeholt haben. Kurz: kennt man schon, geht trotzdem gut ab.

 

Weitaus interessanter wird es sobald man die Texte und Attitude der Band genauer unter die Lupe nimmt. Sicherlich kann man jetzt sagen: „Völlig gleich, was die Singen. Mukke knallt. Rest is‘ egal.“ Aber Texte dürfen hier nicht vernachlässigt wird, denn die politische/ethische Haltung macht einen nicht unwesentlichen Teil dessen aus, was WOLF DOWN ist – nicht zuletzt in der Selbstbeschreibung der Band. Außerdem wird die Trennung von Musik und Text (oder Form und Inhalt) umso schwieriger, je mehr sich eine Band über die jeweiligen Inhalte definiert. Nicht zuletzt weil die Musik von WOLF DOWN zugleich eine Plattform für die Überzeugungen und Philosophie der Musikerbildet, wird es meiner Meinung nach wichtig sich bewusst zu machen, womit man sich identifizieren möchte und womit nicht.

Aber worum geht’s nun? Die Gruppe aus dem Ruhrgebiet macht keinen Hehl aus ihrer politischen Haltung, schwimmt in vielerlei Hinsicht gegen den politischen Mainstream und besingt gesellschaftliche Missstände bei gleichzeitiger Präsentation ihrer anarchistischen, antifaschistischen und veganen Haltung. Widerstand und Veränderung sind hier die Stichworte. Faschisten (“fascist scum off our streets, we'll fight them tooth and nail)”, Großkonzerne (“greedy, lying corporations”), die Religion (“We'll dig a grave for the corpse of all religions”) und auch der Exekutive (“protecting the system, defending the powerful, a badge and a gun - no more than violent thugs”) – allen wird kompromisslos der Stinkefinger gezeigt. Kann man Machen, muss man aber nicht. Denn so wird vieles gleich gemacht, was nicht gleich ist und zeitgleich produziert man undifferenzierte Feindbilder. Sicherlich ist es immer noch ein Hardcore-Album und keine sozial- oder politikwissenschaftliche Arbeit und lässt insofern keine weitreichenden Differenzierungen zu. aber wenn sie das nicht vermag, kann man berechtigten Zweifel anbringen, ob Musik als Medium für politische Botschaften geeignet ist. Eine übertriebene Emotionalisierung politischer Inhalte hat der Politik bisher selten gut getan. Letzten Endes muss aber jeder selbst wissen, ob er bzw. sie Musik und Text für sich trennen kann oder dies überhaupt möchte (der Überzeugungen gibt es schließlich viele und bei so einigen werden die Inhalte von „Incite & Conspire“ Anklang finden).

Long story short: Die Songs haben viel Power und an Leidenschaft oder Energie mangelt keineswegs. Auch gibt es rein musikalisch nicht wirklich was zu meckern, sofern man auf 30-minütige Prügelattacken in im wütenden hardcore-Gewand steht. Kompromisse werden keine gemacht und das wird wohl einige Hörer sowie Hörerinnen verstören, aber andere ebenso begeistern.

Incite & Conspire


Cover - Incite & Conspire Band:

Wolf Down


Genre: Hardcore
Tracks: 11
Länge: 30:50 (CD)
Label: End Hits Records
Vertrieb: Cargo Records