Review:

Never Say Die

(WIG WAM)

TIPP

WIG WAM polarisieren. Glam-Rock polarisiert. Es ist halt nicht jedermanns Sache in den Stereotypen von Sex, Rock, Liebe und anderen gängigen Klischees zu wildern. Aber genau dies ist genau das Ding von WIG WAM, und sie scheren sich diesbezüglich nicht, auf Konfrontation zu gehen und machen ihr eigenes Ding. Medienscheu sind die Norweger auch nie gewesen, was sie auf ihrem Auftritt beim Eurovision Songcontest in 2005 bewiesen haben. Der große Erfolg blieb leider trotzdem aus und war Bands wie LORDI vorbehalten. Trotzdem bleiben die Jungs in 2021 ihrer Linie treu und geben mit „Never Say Die“ ein eindeutiges Statement und Comeback ab.

Nach der Auflösung im Jahr 2014 klingen WIG WAM noch immer frisch und unverbraucht und präsentieren ihre Version des Glam-Rocks. Und diese hat es in sich und startet nach einem unbedeutenden Intro furios mit dem Titelsong „Never Say Die“. Ohrwurmcharakter, fette Gitarrenwände und ein Sound, der verdammt nach einer Nacht auf dem Sunset Strip in L.A. klingt. Diese Marschrichtung bleibt in den folgenden Songs immer gleich. Never change a running system! Ohrwurm an Ohrwurm und stetig gute Laune sind hier Programm. Die Soli sitzen, und Sänger Åge Sten Nilsen schöpft aus den Vollen. Songs wie „Dirty Little Secrets“ oder „Shadows Of Eternity“ haben den gewissen Drive, aber auch einen gesunden Schuss Härte. Hier stimmt einfach der Mix und wird besonders beim Autofahren für gute Laune sorgen. Natürlich darf auf einem Glam-Album auch eine obligatorische Ballade nicht fehlen. Mit „My Kaleidoscope Ark“ drücken WIG WAM auf die Tränendrüse und hätten in den Neunzigern auf MTV abgeräumt. Bei „Hard Love“ wird es lässig und cool. Die Gitarrenlicks werden einem wunderbar vor den Latz geknallt, und man fühlt sich um Jahre jünger. So klingt die Definition von coolem und relaxtem Klampfenspiel!

Was mich besonders an dem Output begeistert, ist, dass kein Song dem anderen gleicht. Jeder Track hat eine eigene musikalische Botschaft, und somit kann von Lageweile keine Rede sein. Natürlich schleichen sich auch hier und da mal Längen ein, aber meistens gelingt es Åge Sten Nilsen, die Löcher mit seiner imposanten Rockröhre zu stopfen. Spätestens bei den fulminanten Refrains ist der Hörer eh wieder voll bei der Sache. Teilweise würde ich WIG WAM als Glam-Alternative zu Bands wie GOTTHARD oder AXXIS benennen wollen, obwohl die Norweger es irgendwie schaffen, sich dann doch musikalisch freizuschwimmen.

Der Frühling naht, und Ihr braucht einfach mal Musik, um ein „Gute-Laune-Level“ zu erreichen. Hier seid Ihr gut aufgehoben und werdet bestens bedient. Vielen Dank an Frontiers Records, die es langsam schaffen, einen bekennenden Todesmetaller musikalisch umzuerziehen. Und nein, ich werde mich in Zukunft trotzdem nicht schminken, freue mich aber auf jede Veröffentlichung dieses Labels.

 

Never Say Die


Cover - Never Say Die Band:

WIG WAM


Genre: Hard Rock
Tracks: 12
Länge: 47:21 (CD)
Label: Frontiers Music S.R.L.
Vertrieb: Soulfood