Review:

Forevermore

(Whitesnake)

Die neue WHITESNAKE-Scheibe „Forevermore“ hatte ich schon mit einer gewissen Vorspannung erwartet. Mastermind, Frontmann und Sänger David Coverdale liefert auf diesem Werk, tatsächlich scheinbar völlig unberührt von den diversen negativen Dingen zuletzt um die Band (wie u.a. Playbackvorwürfe bei Livekonzerten, die angeblich nicht mehr so gute Stimme sowie seine diversen Schönheits-OP’s) eine souveräne Leistung ab und klingt fast wie zu besten Zeiten. Die ganz hohen Screams macht er zwar nicht mehr so häufig (da geht es ihm altersmäßig wohl ähnlich wie Ian Gillan von DEEP PURPLE), aber dies fehlt auch nicht wirklich.

Musikalisch gibt es an diesem Output nur ganz wenig zu mäkeln. Stilistisch irgendwo zwischen dem Überhammer „1987“ sowie den natürlich etwas mehr bluesig geprägten Scheiben davor (hier sei nur mal “Saints And Sinners“ von 1982 beispielhaft erwähnt), liefern er und seine klasse Band wirklich gelungene Songs und natürlich typisches Whitesnakematerial ab. Gleich der energetische Opener „Steal Your Heart Away“ kommt richtig fett aus den Boxen, ein richtige Mitgenummer mit ordenlicht Tempo und Power. An allen Ecken hört man ganz viel Bluesvibes durch, Mundharmonikaeinsatz, Orgel und wirbelnde Gitarrenriffs, dass macht Lust auf mehr. Insbesondere seinen Mitmusikern vor allem dem ungemein virtuosen Gitarrenduo Reb Beach und Doug Aldrich ist es zu verdanken, dass sowohl soundlich als auch inhaltlich kaum Wünsche offen bleiben, die beiden Saitenhexer liefern einen extra tollen Job ab.

Erdiger Hardrock mit vielen Bluesanklängen angereichert wird auf fast allen 13 Tracks geboten. Auch der neue Drummer Brian Tichy (wurde ja von FOREIGNER abgeworben) sorgt mit seinem leidenschaftlichen und vor allem agilen Spiel für die nötige Energie, der Junge reißt es wirklich raus. Einzig die bei der ein oder anderen Nummer künstlich auf jenseits der 4 Minutengrenze aufgebauschte Spielzeit sowie das Vorhandensein von ca. 1-2 nur durchschnittlichen Füllnummern (z.B. das etwas abgedroschene „My Evil Ways“) stoßen beim Gesamtpaket als leichte Minuspunkte auf und verhindern bei der Wertung nur ganz knapp einen Tipp.

Ansonsten ist im Hause WHITESNAKE alles im tiefgrünen Bereich - egal ob Stampfer wie „„All Out Of Luck“ oder schnellere Sachen wie die erste Single „„Love Will Set You Free“ (mit leichtem AOR-Touch) laufen einfach gut rein, da wummern die Hammonds, gute Refrains teilweise sogar mit echtem Hitpotential gibt es ebenfalls so einige. Der straighte Rocker „Tell Me How“ mit aufgemotzten Chören und tollem Gitarrensolo gehört auch zu den herausragenden Tracks, erinnert dramaturgisch etwas an das geniale „Still Of The Night“. An seelige „Slide It In“-Zeiten erinnert ganz klar das mitreißende „Love And Treat Me Right“, hier wieder bestens unterstützt durch quirlige und wechselseitge Gitarrenbreitseiten. Der eher etwas „dreckig“ rockende Song „Dogs In The Streets" ist wohl das „Don’t Break My Heart Again“ von 2011. Als eher gediegene Tracks mit viel Wandergitarrenflair kommen „One Of These Days“ und das noch langsamere „Fare Thee Well“ mit Feuerzeugattitüde daher, klingt sehr relaxt im SMOKIE-Tempobereich, aber eine solche Nummer hätte völlig gereich, erstgenannter Song ist dabei deutlich besser. Auch balladentechnisch hält sich der Altmeister relativ zurück nicht zu viele Gürtelrubbler sondern alles in Maßen, „Easier Said Than Done“ ist nicht so der echte Reißer, zu schablonenhaft. Die Schlussnummer und Titeltrack ist dagegen schon cool gemacht, sehr episch breit angelegt mit schönen Streichern und kein bisschen kitschig aber bei über sieben Minuten Gesamtlänge schlichtweg drei Minuten zu lang!

Insgesamt ist „Forevermore“ (zumindest für mich) ein überraschend gutes Album mit überzeugendem Songwriting geworden (die platten „Lovetexte" lassen wir mal außen vor, aber die waren auch vor 35 Jahren schon so) und unterstreicht nachhaltig, dass WHITENSNAKE aktuell mit ihrem elften Studioalbum in der Hardrockwelt noch eine Daseinsberechtigung haben und ja die weiße Schlange hat noch Biss.

Forevermore


Cover -  Forevermore Band:

Whitesnake


Genre: Hard Rock
Tracks: 13
Länge: 61:12 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood