Review:

Oceans Without A Shore

(Weather Systems)

Wo WEATHER SYSTEMS draufsteht ist ANATHEMA drin. Auch wenn das Statement wohl nicht zu 100% passt – stehen lassen kann man die Aussage bezüglich des neuen Albums von Daniel Cavanagh schon. So spielte der ANATHEMA-Gitarrist das Album fast im Alleingang ein – nur an die Drums durfte ANATHEMA-Kollege und Produzent Daniel Cardoso. Auch scheinen ein Großteil der Songs ihren Ursprung in den Sessions zu einem neuen ANATHEMA-Album zu haben. Allerdings nahm sich die Band ja bekanntlich in 2020 eine unbefristete Auszeit. Daniel dazu: "Es war zu 80% eine Anathema-Platte, die wir gemacht hätten", fährt er fort. "Es ist definitiv eine Fortsetzung dessen, was ich mit der Band gemacht habe. Wenn Anathema Game of Thrones war, dann ist Weather Systems House of the Dragon. Es ist Teil desselben Universums, aber es ist eine neue Geschichte. Es ist anders, weil es ein bisschen schwerer ist. Ich werde immer die Anathema-Songs spielen, die ich geschrieben habe, weil ich sie so sehr liebe. Weather Systems ist der Name unseres besten Albums, meiner Meinung nach. Ocean Without A Shore ist wie eine Fortsetzung."

Jetzt aber genug mit ANATHEMA und der Vergangenheitsbewältigung – wenden wir uns WEATHER SYSTEMS und dem Album „Oceans Without A Shore“ zu. Und da ist es erst Mal wie bei vielen richtig guten Alben, „Oceans Without A Shore“ benötigt mehr wie einen Durchlauf, um seine Intensität in Gänze zu entfalten. Aber dann darf man sich durchaus 15 Jahre zurückversetzt fühlen. Denn die Analogien zu Cavanagh’s „ehemaliger“ Stammformation sind unüberhörbar und gewollt. Der Unterschied zu den letzten Werken macht vor allem auch die etwas rauere Herangehensweise aus. Der über 9-minütige Opener „Synaesthesia“ zeigt dies schon auf – erhalten die Gitarren bei dem meist flotten Stück doch hörbar mehr Raum wie vorher. Die Single „Do Angels Sing Like Rain?“ dagegen schwelgt dann sehr nah im gewohnten ANATHEMA-Kosmos und überzeugt durch songwriterische Finesse und starken Refrain. Auch als Sänger macht Daniel Cavanagh eine durchaus gute Figur (und auch nicht weit von seiner Stammformation entfernt) – trotzdem sind mit Peter Carlsen, Oliwia Krettek, Paul Kearns und Soraia Silva weitere Gesangstimmen an Bord, welche nicht nur im Background zu hören sind, sondern zum Teil auch ihr Leads haben. Bringt Abwechslung, denn an Bruder Vincent kommt er nicht ganz ran. Stark auch noch „Still Lake” und vor allem „Untouchable Part 3“. Letzterer spannt als Prog-Blaupause auch den Bogen zum ANATHEMA-Album „Weater Systems“. Nicht alles auf „Oceans Without A Shore” kann derart überzeugen – mit „Take Me With You“ hat man sowas was für die Skip-Taste (die Ballade ist einfach zu träge). Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Für ANATHEMA-Fans ist „Oceans Without A Shore“ sicher ein Must-have. Man darf hoffen, dass Meister Cavanagh mit WEATHER SYSTEMS kein „Einmal-Ding“ am Start hat, sondern hier zeitnah nachgelegt wird.

 

 

Synaesthesia 9:12

Do Angels Sing Like Rain? 5:06

Untouchable Part 3 5:55

Ghost In The Machine 4:53

Are You There? Part 2 5:59

Still Lake 5:59

Take Me With You 6:10

Ocean Without A Shore 7:18

The Space Between Us 6:05

Oceans Without A Shore


Cover - Oceans Without A Shore Band:

Weather Systems


Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 56:33 (CD)
Label: Mascot / Music Theories Recordings
Vertrieb: Rough Trade