Review:

Tattoos & Tequila

(Vince Neil)

Ein großer MÖTLEY CRÜE-Fan war ich ehrlich gesagt noch nie, ja ein paar sehr gute Partysongs hatten die schon im Programm aber albumtechnisch haben mich die wenigsten Scheiben in den 80ern so richtig komplett begeistert, solide ja aber mehr nicht. Sänger VINCE NEIL ist jetzt mit einem Soloalbum am Start, nach der doch recht aufsehenerregenden Bandbiographie seines Bandkollegen NIkKI SIXX aus dem letzten Jahr mit „The Dirt“ endlich mal wieder ein musikalisches Lebenszeichen, sehr passend für ihn auch mit „Tattoos & Tequila“ tituliert.

Und diese drittes Solowerk kann sich wirklich gut (an)hören lassen nach „Exposed“ und „Carved in Stone“ bringt er jetzt neun Covertracks sowie zwei ganz neuen Stücke zu Gehör und überzeugt mich komplett von Anfang bis Ende.
Der selbstgeschriebene Titelsong ist stilistisch absolut typisch in Richtung Partysleaze der Marke "Smokin' in the Boys Room“ aber es fällt hier gleich etwas auf Vince singt deutlich weniger rotzig wie man es sonst so gewohnt war aber kommt auch cool rüber. Es geht eher klar-kräftig zu und kommt manchmal geradezu „brav“ im Foxstile daher wie beim Klassiker von CCR (Creedende Clearwater Rivival) mit "Who Will Stop The Rain“ ziemlich nah am Original aber soundlich nicht so verstaubt nur das Timbre von Fogerty fehlt mir dann doch ein wenig. "Another Bad Day" is noch ne eigene Nummer und auch hier geht es eher bedächtig zu, ein gediegenes Arrangement ne echt schöne Melodie sehr entspannt und trotzdem groovy.

Dann "He's A Whore" von CHEAP TRICK, kannte ich gar nicht aber ist ein guter Song und hier um Längen besser als die Vorlage, weil einfach frischer und fetter. Auch sehr klasse geraten „AC/DC“ von THE SWEET“ da geht’s gut ab, klingt voll nach Crue wie in besten Zeiten. Die Produktion ist ebenfalls druckvoll gehalten, sehr groovy mit Bassbetonung stilistisch bewegt sich der Junge gekonnt quer durch Glam, Pop, Rock, Punk und auch etwas Country, die Breite der ausgesuchten Bands spricht ebenfalls für sich.

„Viva Las Vegas" kommt klasse rockig daher, deutlich besser als das abgedroschen Original und die zu aufgemotzte ZZ TOP Version von vor zig Jahren. Da ist „Beer Drinkers and Hell Raisers" von ZZ Top in einer etwas anderen Interpretation jedoch erstaunlich cool und frisch geworden und nicht ganz so versumpft wie von den Rauschebärten selbst. Er traut sich tatsächlich auch an die SCORPIONS rann und bringt "Another Piece Of Meat“ net ganz schlecht aber für mich die am wenigsten gelungen Version der Scheibe. Klasse hingegen sind besonders eher artfremde Sachen wie "Bitch Is Back" von Sir ELTON JOHN geworden. "Nobody's Fault" ist nicht gerade der Klassiker von AEROSMITH paßt aber ebenfalls bestens auf sein Timbre, da vergisst man tatsächlich Mister Langzunge Steven Tyler, sehr gelungen auch das Vocodergitarrensolo.

Ne verkappte Punknummer mit "No Feelings" von den SEX PISTOLS steht auch auf dem Programm und es klappt tatsächlich und auch THE HOLLIES werden mit einer staubfreien "Long Cool Woman" Version wieder bestens zum Leben erweckt.

Selten hat mich eine Platte aus dem Nichts so überzeugt, der passende Sommersoundtrack für dieses Jahr, gute Unterhaltung macht echt Spaß zuzuhören und meinen Respekt an Mister VINCE NEIL auch für das passende Cover. Also werft den Grill an und dann Tequila bitte anrollen lassen ob mit oder ohne Tattoos.

Tattoos & Tequila


Cover - Tattoos & Tequila Band:

Vince Neil


Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 43:15 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood Music