Review:

The Ghost Xperiment - Illumination

(VANDEN PLAS)

TIPP

Das Geister-Experiment geht in die zweite Runde. Das Konzeptalbum bedient sich lose der Story eines in den 70er Jahren durchgeführten, paranormalen Experiments, welches von VANDEN PLAS als Aufhänger für ihre eigene Geistergeschichte dient. Protagonist Gideon Grace begibt sich auf eine Reise, die von Liebe, Selbsterkenntnis und teuflischen Dämonen handelt. Dieser Trip führt die Hauptperson bis an den Rand zur Hölle, was natürlich nach einer epischen und monumentalen Umsetzung nur so schreit. Zur weiteren Recherche empfehle ich das Studieren des Philipp Experiments, welches tatsächlich interessante Fakten liefert. Was es nicht alles (nicht) gibt…

VANDEN PLAS schöpfen aus den Vollen und servieren uns progressiven Metal, der einfach in der Königsklasse einzuordnen ist. Gleich beim Opener „When The World Is Falling Down“ setzen Band und die Gastmusiker Oliver Hartmann (AVANTASIA) und Herbie Langhals (AVANTASIA, FIREWIND) eine exzellente Duftmarke. Technische und melodische Parts gehen Hand in Hand und schaffen einen beeindruckenden Einstieg in die Geisterwelt. Vergleiche zu DREAM THEATER und FATES WARNING dürfen gerne gezogen werden und zeigen auf, dass VANDEN PLAS endgültig in der Oberklasse anzutreffen sind und sich hier vor niemanden verstecken müssen. „Under The Horizon“ beginnt einfühlsam und verträumt, aber dann entwickelt sich der Songs zu einem treibenden, metallischen Monster, welches perfekt von den gelungenen Keyboards abgerundet wird. „Black Waltz Death“ nimmt ein wenig das Tempo aus der Scheibe und beansprucht jede Menge Platz in den Gehörgängen. Der Ohrwurm der Platte, der zum ersten Nachdenken einlädt und das bisher Gehörte verarbeiten lässt. Hier wurde der Gang zum richtigen Zeitpunkt zurückgenommen. „The Lonely Psychogon“ nimmt uns auf einen wilden, progressiven Trip mit, der auch den Einsatz von Hammond-Orgeln nicht scheut. Kein echter Earcatcher, aber besonders auf technischer Seite ein absoluter Hinhörer. Treibende Gitarren und stampfende Drums eröffnen „Fatal Arcadia“, welches sich zu einer echten Hymne mausert und bei jedem Durchlauf neue Eindrücke und Nuancen entdecken lässt. Immer wieder wird geschickt das Tempo gedrosselt um dann umso intensiver zurückzukehren. Eine wirklich eindrucksvolle, kompositorische Meisterleistung, die den Hörer durch die Gedankenwelt von Gideon Grace führt. Mit über 13 Minuten wird bei „The Oroboros“ fast der musikalische Bogen überspannt. Wie sollen diese musikalischen Fassetten alle erfasst werden? Hier muss man wirklich hellwach bleiben um nicht den roten Faden zu verlieren. Definitiv keine Musik, die man nebenher konsumieren sollte, da hier wirkliches Zuhören gefordert wird. Es wird dem Hörer sehr viel gegeben, aber gleichzeitig auch die Aufmerksamkeit gefordert, dem musikalischen Treiben eine Chance zu geben. Tut man dies, wird man von „The Oroboros“ reichlich belohnt; mehr Abwechslung in einem Song geht nicht. „Ghost Engineers“ beendet die Reise des Protagonisten und leitet den Abschluss der Geisterreise ein. Schwermütig nimmt man Abschied und blickt auf das Gehörte zurück. Ein würdiges Ende einer grandiosen Odyssee, welches einen nachdenklich zurücklässt.

Der Bonustrack „Krieg Kennt keine Sieger“, der mit Alea von SALTATIO MORTIS umgesetzt wurde, klingt hier fast ein wenig unpassend, da mit „Ghost Engineers“ eigentlich alles gesagt worden ist. Natürlich ein ordentlicher Song, aber im Gesamtkontext nicht nötig, und die deutschsprachigen Parts passen einfach nicht zu dem internationalen Standard von VANDEN PLAS. Schwamm drüber.

Das Gesamtbewertung ist natürlich ein durchweg positive. Ein tolles und anspruchsvolles Machwerk, welches die Messlatte sehr hoch ansetzt und mühelos überspringt. Das Gesamtkonzept wird textlich und musikalisch perfekt umgesetzt und fordert den Hörer zu jeder Sekunde. Natürlich ist dies keine Musik, welche man als Hintergrundmusik laufen lassen sollte, aber mit den Kopfhörern auf den Ohren und einem Glas Rotwein in der Hand kann man doch auch viel besser in die Geisterwelt vordringen. Ganz feine Sache!

 

The Ghost Xperiment - Illumination


Cover - The Ghost Xperiment - Illumination Band:

VANDEN PLAS


Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 61:5 (CD)
Label: Frontiers Records S.R.l.
Vertrieb: Soulfood