Review:

Zehn B

(V.A.)

Die Compilation "Zehn B" ist anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Hamburger Underground-Labels Fidel Bastro erschienen. Das "B" trägt sie im Titel, weil es bereits einen Vorgänger namens "Zehn" gab - eben die zehnte Veröffentlichung des Labels. 1992 gegründet, um die neue BASTRO-Platte herauszubringen, die dann aber nie erschien, weil die Band sich auflöste, treibt das sympathisch-anarchistische Label jetzt schon fast 13 Jahre sein Unwesen und hat bereits eine wilde Mischung unterschiedlichster und oft nicht zu kategorisierender Musik veröffentlicht. Tendenziell geht ein Großteil der Releases in die Richtung Noiserock, einiges geht aber auch darüber hinaus bzw. in ganz andere Richtungen, wie die vorliegende CD sehr schön zeigt. "Der" Hit auf ZEHN B ist wohl "Lehn Dich An Mich" von SUPERPUNK. Über diese Band groß Worte zu verlieren, ist wohl überflüssig, ist sie doch zur Zeit mit ihrem durch die Musikmedien ordentlich gehypten dritten Album ständig präsent. Das Stück erschien ursprünglich auf der zweiten und wohl besten SUPERPUNK-Platte "Wasser Marsch" und ist hier im Mega Mopel Mix zu hören - im Gegensatz zur Album-Version schneller, härter, dreckiger, also so, wie sie es live spielen. Das ist rau und rotzig, geht sofort ins Ohr, ist super zum Mitgrölen geeignet und macht einfach Spaß. Aber es gibt noch weitere Highlights, wie z. B. das äußerst gelungene JOY DIVISON-Cover "Warsaw" von VENUS VEGAS, das eingängige und rockig-melodische "Paint It Black" von SPORT in herrlich trashigem Schrebbel-Sound oder den Deutsch-Punk-Kracher "Das War Gestern" von OMA HANS. Zwischendurch gibt es dann aber auch einige Tracks zu hören, bei denen man zunächst überhaupt nicht weiß, was man mit ihnen anfangen soll. PFARRSTR. 18 ist so ein Fall: Ihr Stück "GER:GB" ist im Original 45 Minuten lang, wurde aber für diesen Sampler zum Glück auf gut 4 Minuten gekürzt. Das Label bezeichnet ihre Musik als "Free Noise", und das trifft es auch ganz gut - was einem hier an Lärm um die Ohren gehauen wird, ist nicht nur äußerst krass, sondern nahezu unhörbar. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Berliner HALB, dessen "Weiter Unten" eine Collage psychedelisch-sphärischer Sounds darstellt und ILSE LAUs "Amplom Blaum", dessen überdreht-hysterischer weiblicher Gesang in Verbindung mit den psychedelischen Harmonien und den hektischen Beats ziemlich anstrengend zu konsumieren ist. Dass es Fidel Bastro aber nicht unbedingt immer bierernst meinen, zeigen Tracks wie das grauenvoll trashige, aber urkomische CURE-Cover "Boys Don´t Cry" von BOY DIVISION und "Pisa Ha Ha" von HAPPY GRINDCORE, die über einen Instrumental-Track die Ansage eines Konzerts gemischt haben, in der sie dafür plädieren, sämtliche Bewohner Bayerns, Baden Württembergs und Sachsens zum Kühe melken und Schweine füttern abzustellen, um ihre Jobs dann Afrikanern zu geben, die dann endlich mal richtige Arbeit hätten und nicht U-Bahn-Schächte fegen müssten - äußerst amüsant. Zwischendurch gibt es in dem ganzen bunten Treiben aber auch zwei Verschnaufpausen, in Form von KÜNNECKE UND SMUKAL und David Grubbs, die beide wunderschöne, ruhige Singer/Songwriter-Stücke abgeliefert haben. "Zehn B" ist nicht nur ein schönes Zeitdokument des Labels, sondern sei auch all denen ans Herz gelegt, die mal über den Tellerrand herkömmlicher Höhrgewohnheiten hinausschauen möchten. Bei einem Preis von um die 7,- Euro für 79 Minuten Musik von außerordentlicher Bandbreite kann man ja wohl auch kaum etwas verkehrt machen.

Zehn B


Cover - Zehn B Band:

V.A.


Genre: Sampler
Tracks: 23
Länge: 79:1 (CD)
Label: Fidel Bastro
Vertrieb: Broken Silence