by Markus Mai
Die Älteren unter uns werden sich vielleicht noch, entweder gerne oder gefühlsmäßig eher gespalten, an Mitte/Ende der 80er erinnern, als zu besten „Metal Ballads Zeiten“ diverse Sampler dieser Reihe mit gleichfalls viel „Kuschelrock“-Potential (aktuell is ja bei solchen Veröffentlichungen eher Kuschel-Pop vertreten) auf den Markt geworfen wurden.Als echter Fan härterer Mucke war man damals natürlich eher etwas skeptischer unterwegs, denn plötzlich hörten Leute zuvor mit Gitarrenallergie ausgestattet, einfach unsere Bands bzw. halt "nur" die langsamen Gürtelrubbler. Die Mischung war damals schon stellenweise recht grenzwertig, da von seichtem AOR über Melodic Rock bis hin zu Metall-Kapellen alles vertreten war. Aber man konnte so zum einem der weiblichen Welt auf Parties bei diversen „Stehblues“-Einlagen etwas was näher als sonst kommen und dabei sogar die Namen sonst eher „exotischer“ Bands in den Blickpunkt rücken. Es bestand so zumindest die Chance den Mädels auch mal das zugehörige Album vorzuspielen.
In heutigen Zeiten von vielfach seelenlosen Downloads und Schnellkonsum von Musik ohne jeden engeren Bezug kommt jetzt diese Zusammenstellung unter der na ja eher auch etwas eckigen Firmierung „Wild @ Heart“ heraus. Das Cover zeigt gleich zwei Langhaarige und soll wohl etwas mehr auf die vermeintlich härtere Klientel abzielen „seht her ist nicht nur für Warmduscher“. Klar, für kuschelige Abende zu Zweit eignet sich das Material der 34 Track nach wie vor bestens aber man kann sich den Sound auch recht gut so zum Nebenbeihören oder im Auto geben, da es nicht nur aus allen Ecken trieft sondern auch mal gut rockt und schlicht gut unterhält.
Viele der beteiligten Bands sind gute alte Bekannte, die auch schon damals dabei waren wie u.a. die SCORPIONS, FOREIGNER, JOURNEY oder BONFIRE aber zum Glück hat man hier neueres Material teilweise aus deren aktuellen Werken genommen und auch neuere derzeit angesagte Kapellen wie EDGUY, AVANTASIA oder KRYPTERIA (der Song hier ist aber einer der schwächsten) auf den Sampler gepackt. Und überraschend viele dieser eher unbekannten Balladen sind echt klasse Songs, die sich lohnen anzuhören.
Auf der ersten Seite sind als Highlights vor allem die bärenstarken Beiträge der Altmeister von NIGHT RANGER mit „Time of our Lives“, Russel ALLEN / Jorn LANDE „Masters of Sorrow“, PRIMAL FEAR oder der absolute Hammer die „Hallelujah“-Version von AXEL RUDI PELL zu nennen. ROBIN BECK oder JOHN WAITE bieten da allenfalls Durchschnittsnummern
Auf dem zweiten Silberling starten DEF LEPPARD mit einem eher untypischen Song in bester QUEEN-Manier gleich richtig geil durch, auch DORO kann heutzutage noch kraftvolle Balladen singen, die überzeugen wobei mein heimlicher Favorit ganz klar U.D.O. Dirkschneider ist „I give as good as I get“ ist eine echt Übernummer. Ralf SCHEEPERS steht dem nicht viel nach, auch wegen der tollen Gitarrenarbeit. Mit toller Reibeisenstimme al la NAZARETH legen HARDCORE SUPERSTAR mit dem tollen „Run to your Mama“ ebenfalls eine Referenznummer vor, da wirken TESLA direkt dagegen etwas blass. Auch die Brüder von NELSON gleiten eher zu kitschig ab und von den STRANGEWAYS gibt es viel bessere Balladen. Gut dass es WINGER oder VINCE NEIL (mit einer gepflegten CCR-Coverversion) und zum guten Schluss WHITESNAKE mit Meister Coverdale noch richtig gut können und einen insgesamt trotzdem überzeugenden Sampler solide abschließen.
Der Neuversuch mit altem Konzept ist für mich auf „Wild @ Heart“ recht gut gelungen umgesetzt, vielleicht finden ja so auch jüngere Musikliebhaber jenseits von Ü30 einen Bezug zu der ein oder anderen Band mit ihrem normalen Liedgut bzw. regulären Album.
Tracklist:
Disk 1:
01. Sly – Scorpions
02. I Need You – Bonfire
03. Don’t Let Me Down – Gotthard
04. New Love In Town – Europe
05. I Can’t Give Up – Foreigner
06. After All These Years – Journey
07. Time Of Our Lives – Night Ranger
08. If You Ever Got Lonely – John Waite
09. Don’t Think He’s Ever Coming Home – Robin Beck
10. Can’t Let Go – Giant
11. Master Of Sorrow – Allen / Lande
12. Fighting The Darkness – Primal Fear
13. One Night Burning – Kiske/ Somerville
14. Hurt So Bad – Krypteria
15. Find Another Way – Kimball / Jamison
16. Blowing Out The Flame – Avantasia
17. Hallelujah – Axel Rudi Pell
Disk 2:
01. Kings Of The World – Def Leppard
02. Stranger In My Life – Mr. Big
03. Every Night Without You – Edguy
04. Walking With The Angles – Doro
05. I Give As Good As I Get – U.D.O.
06. Before The Dawn – Scheepers
07. Run To Your Mama – Hardcore Superstar
08. Who Will Stop The Rain – Vince Neil
09. To Get Back To You – Nelson
10. A Life To Die For – Treat
11. If You Want Me – Y&T
12. Fallin’ Apart – Tesla
13. Haunted – Sinner
14. Northern Light – Tony Harnell
15. On A Day Like Today – Winger
16. Forevermore – Whitesnake
The Return Of Metal Ballads

V.A.
Genre: Rock
Tracks: 32
Länge: 158:21 ()
Label: iMusic 1 Records
Vertrieb: Intergroove