Review:

Vice World

(Turbokill)

Es war einmal ein vielversprechendes Alpha Kätzchen, welches mit einem Fabeldebut und energetischen Lifeshows zu begeistern wusste. Leider wandelte sich der Tiger nach einiger Zeit in ein eher zahmes Hauskätzchen, so dass sich Wunderstimme Stephan Dietrich nach neuen Betätigungsfeldern umzuschauen begann. Und während ALPHA TIGER nach seinem Abgang und einem weiteren Album mit einem neuen Sänger endgültig in die ewigen Jagdgründe abgeraucht sind, lässt es Herr Dietrich mit seiner neuen Formation TURBOKILL wieder so richtig amtlich krachen. Die letztjährige E.P. ließ den Metal-Underground schon mal die Lauscher auf habt acht stellen und nun ist es an TURBOKILL dem Appetithappen ein vollwertiges Menü folgen zu lassen. Neben einem kurzen Intro und den 4 (natürlich neu aufgenommen) E.P. Songs gibt es 7-mal richtig Neues auf die Ohren.

Im Vergleich zu vielen skandinavischen Kollegen im traditionellen Metal fahren TURBOKILL aber nicht die reine 80er Schiene. So sind sie zwar eine klassische Heavy Metal Combo, deren Sound und das eine oder andere Riff aber durchaus in der Gegenwart angekommen sind.

TURBOKILL reizen die komplette Bandbreite von eher alten HELLOWEEN beeinflussten Full Speedern („War Thunder“) über Painkiller-artige Riffmonster („Turbokill“) bis hin zu melodischen Ohrenschmeichlern („Track N‘ Spy“) gekonnt aus. Sie vermischen Euromelodien (ohne kitschig zu sein) mit US Metal Riffs und generieren so einen gelungenen Hybridsound welcher TURBOKILL schnell in der Szene etablieren sollte. Ob sie -wie im Info orakelt- eventuell einmal JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN ablösen können, wage ich zwar zu bezweifeln, ändert aber nichts an der Tatsache, dass hier ein saustarkes Album abgeliefert wurde. Man hört die Leidenschaft der beteiligten Musiker und zugleich, dass hier keine Amateure am Werk sind. Die Hooks stimmen und die Riffs verbinden gekonnt Tradition mit Moderne. Viel abwechslungsreicher kann ein Heavy Metal Album kaum sein. Während ALPHA TIGER in ihren Anfängen gern mal etwas verspielter waren und den einen oder anderen Schlenker mehr machten, kommen TURBOKILL immer knackig auf den Punkt und haben sich schon im Vorfeld jedweden Ballast entledigt.   

Auch textlich heben sich TURBOKILL von einem Gros der Szene ab und thematisieren Überwachungsstaat oder kritisieren die Konsumgeilheit der modernen Gesellschafft.

VICE WOLRD kann jedem Traditionalisten, der nicht nur in den 80ern lebt, ans Herz gelegt werden. Oder um es anders zu sagen. TURBOKILL = Heavy Metal mit Herz und Hirn aber ohne Schnauzer.

 

 

Vice World


Cover - Vice World Band:

Turbokill


Genre: Heavy Metal
Tracks: 12
Länge: 46:48 (CD)
Label: SPV/Steamhammer
Vertrieb: SPV