Review:

Cardboard Heroes

(Tribal)

Der Beipackzettel ist optisch recht professionell aufgemacht, nur über die Band selbst erfährt man leider so gut wie nichts, vor lauter relativ überschwänglich positiver Pressestimmen. Aber ist ja schon klar - für so einen Underdog wie hier die schweizstämmigen TRIBAL ist dies natürlich schon wichtig, um ihre erste selbst produzierte CD "Cardboard Heroes" an den Mann oder Frau zu bringen bzw. überhaupt erstmal etwas Aufmerksamkeit zu erlangen. Und irgendwie ist diese Platte auch nicht wirklich so übel gemacht, als dass man sich dafür schämen müsste, nein es sind durchaus einige recht passable Nummern zu finden, wenn es auch etwas an den ganz großen Innovationen (noch) fehlt. Das Coverartwork dieser 2003 gegründeten Band wirkt ebenfalls hochwertig, allerdings sind braune Cover mit Stempeldesign doch viel eher etwas für Country-oder Southernkapellen und die vier Senioren vorne drauf passen auch besser auf einen Werbeflyer für Seniorenheim, also na ja kommt doch sehr altbacken daher. Ansonsten dass wichtigste die Musik, so eine Art melancholischer 80'er Jahre AOR meets Stadionrock meets Rock Pop. Letzteres vor allem wegen der relativ ungewöhnliche Stimme für diesen Stil von Rockmusik, die relativ handzahmen Vocals erinnern doch stark an ROXY MUSIC z.B. bei "Final Illusion". Die manchmal recht fetten Riffs, bieten nichts allzu spektakuläres sind aber ganz solide. Sie passen scheinbar nicht immer so recht zum den melancholischen, etwas (zu) handzahmen relativ zurückhaltenden Vocals von Greg Bailey. Gitarrenmäßig mal verzerrt dann wieder betont mit viel Hall bekommt man typische Klangmuster von Bands wie U2 oder auch THE CULT zu hören - gefällt mir ganz gut. Obwohl der Einstieg mit "TV Nation" zunächst nicht so dolle geworden ist, die schrecklich billigen Casio-Keyboardsamples am Anfang sind schlimm aber kommen später zum Glück nicht mehr vor, der Drumsound ist ebenfalls etwas zu flach ausgefallen, da hätte viel mehr Punch für eine nötige stärkere Dynamik gesorgt. Dass hymnische "Free" mit leichten POLICE bzw. DEF LEPPARD Anleihen ist sicher einer der besten Songs des Albums geworden, inklusive einem klasse Solo und vor allem der satt wummernde Bass kann viele Pluspunkte sammeln. "Daddy" (ein Video hierzu gibt's bei YouTube) so eine Art Powerballade mit viel Atmosphäre ist ebenfalls gelungen. Textlich haben sich TRIBE viel Müh gegeben, haben aktuelle Themen unserer Zeit verarbeitet und nicht überwiegend die übliche Herzschmerzgefühlsduselei wie bei 90% aller anderen (Hard) Rockformationen. Mark Rossi (Gitarre), Üse Müller (Bass) und Andy Gunterbein (Drums) haben ihre Instrumente gut im Griff, für die Zukunft möchte man ihnen aber wünschen (genau wie dem Sänger) noch etwas mehr aus sich herauszugehen oder einfach etwas wilder, fordernder zu agieren. "Cardboard Heroes" hat viele nette Tracks ("Between Us" oder "Pickin’ up the Pieces") die allesamt auch stets eingänglich immer mit dem leichten Radioblick aber manchmal etwas (zu) oft nach ähnlichem Strickmuster gemacht sind. Ein paar weitere Dejavus bescheren die Jungs uns dann mit "Different But The Same", da wurde doch deutlich bei der Filmmusik von "Mission Impossible" abgekupfert und dann der Schluß mit "Too Many Times" ein Song mit deutschem Text aber total im Stil der TOTEN HOSEN aufgezogen, bloß die Stimme hat nicht die nötige Energie für diese art Mucke. Also bitte die Herren - bleibt bei euren Leisten habt ihr doch nicht nötig so platt zu kopieren! Macht euer Ding so weiter, dass hat durchaus schon was eigenes trotz aller erwähnen "Vergleiche" mit der ein oder anderen Verbesserung in Richtung Temperament und dann warten wir mal die nächste CD ab.

Cardboard Heroes


Cover - Cardboard Heroes Band:

Tribal


Genre: Rock
Tracks: 13
Länge: 55:27 (CD)
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