Review:

Live In America

(Transatlantic)

Bei dieser multinationalen Formation Namens TRANSATLANTIC handelt es sich (is ja in der letzten Zeit wieder stark in Mode gekommen) um eine sogenannte "künstliche" Supergroup, diesmal halt nur für den Pogressive-Rock-Bereich. Aus stilmäßig recht unterschiedlichen Bands haben sich hier vier Musikerfreaks, die ihre Instrumente natürlich sicher aus dem FF beherrschen, zusammengetan, um laut offizieller Bandinfo die „viele“ überschüssige Kreativität (Horizonterweiterung, neue künstlerische Freiräume, bla bla...) sowie solche Ideen umzusetzen, die sie mit ihren Stammbands bisher nicht verwirklichen konnten oder durften.

Die Herren Neal Morse (Spock’s Beard/Vocals, Keyboards), Roine Stolt (Flower Kings/Guitars, Vocals), Pete Trewavas (Marillion/Bass) und Mike Portnoy Dream Theater/Drums, Percussion, Vocals) beglücken uns, nur kurz nach dem etwas überraschend erfolgreichen letztjährigen Debüt „SMPTe“ (für viele Progfans war es das Album des Jahres 2000 – die CD stieg damals sogar in die Charts ein – ich fand das Ding eher nicht so doll, da doch sehr sperrig!) mit der Doppel Live CD „Live In America“. Die Wartezeit bis zum bereits feststehenden neuen Album soll dadurch wahrscheinlich etwas verkürzt werden.

Über Sinn und Unsinn nach nur einer einzigen Studio-CD gleich sofort ein Livealbum herauszubringen kann man grundsätzlich durchaus geteilter Meinung sein, vor allem wenn alle Eigenkompositionen des Debüts nocheinmal enthalten sind. Aber in diesem Fall gibt es sehr viel Musik für die hart verdiente „Kohle“, denn die Jungs haben sich nicht lumpen lassen und auf die beiden CD’s u.a. noch einige durchaus gelungene Coverversionen von Genesis („Watcher Of The Skies“ und " Firth Of Fifth“) und den Beatles („Strawberry Fields Forever“ & „ Magical Mystery Tour“) sowie ein Medley bestehend aus Songs („There is more to this World/Go the Way you go/The great Escape/Finally Free“) der Stammkapellen der vier Musiker mit draufgepackt. Obwohl Drumer Mike Portnoy die ursprünglich Idee zu dieser Allstarband hatte, ist die Musik von Transatlantic von dessen Stammband Dream Theater am aller weitesten entfernt. Mit Metal hat das Ganze auch im weiteren Sinne nichts zu tun, was aber deshalb auch nicht automatisch schlecht sein muß. Auch von einer Mischung der bereits erwähnten Stammbands kann hier beim besten Willen nicht gesprochen werden. Der Grundsound klingt viel eher nach Spock’s Beard kombiniert mit den frühen YES und den ganz „alten“ GENESIS (mit P. Gabriel), allerdings ist alles etwas weniger eingängig sondern eher etwas spröde gehalten. Neben der grazilen (viele Noten) Gitarrenarbeit wummert die Hammondorgel im Hintergrund und es wird teilweise improvisiert was das Zeug hält.

Für mich übertreiben es die Jungs dabei aber manchmal etwas, wobei Songs dann regelrecht tot gespielt werden („My New World" bester Song aber leider zu lang!). Irgendwie erinnern manche Parts auch an die recht „wirren“ Sachen von Frank Zappa mit seinem Orchester (ein Mix aus Jazz/Rock/Fusion). Live funktioniert dieses Projekt daher sicher auch etwas besser aber wenn man nur die Musik alleine hört, ist es teilweise regelrecht anstrengend genau zuzuhören z.B. „All Of The Above" (Dauer: 30 Minuten!) und zeitweise sogar richtig nervig, mehr Melodie (gerade bei den eigenen Sachen) hätte nichts geschadet. „Blind“ würde ich daher niemandem zum Kauf dieser doch recht anspruchsvollen Musik raten (auch keinem Progrockfan!).

Selbst auf die Gefahr hin, daß ich jetzt vor manchen „diehart“ Fans als Frevler dastehe: Mann sollte keinesfalls, nur aufgrund der großen Namen aller Beteiligten, gleich vor Ehrfurcht auf die Knie fallen und „Live in America“ als die super CD in den Himmel heben. Die Songs bzw. deren gewöhnungsbedürftiger Interpretation sind entscheidend und da fällt mein Urteil eher zwiespältig aus... Mein Tipp daher: Einfach mal reinhören und selber antesten, denn TRANSATLANTIC sind ganz sich nicht jedermanns Sache.

Live In America


Cover - Live In America Band:

Transatlantic


Genre: Progressive
Tracks: 6
Länge: 99:58 ()
Label: Inside Out
Vertrieb: SPV