Review:

Rotten Tide

(Toad)

Langsam bekomme ich es echt mit der Angst zu tun: war Amerika nicht über fast schon mehrere Jahrzehnte immer das Land mit dem allergrößten „modernen“ musikalischen Kompost?! Garagenklänge aus Seattle, Jugendliche mit zu tief sitzenden Hosen, roten Käppis, Pseudo-Psychopathen im A.D.I.D.A.S.-Outfit, Maskenträger mit Schlipsknoten, Möchtegern-Intellektuelle und Kinderschreck-Vollpfosten mit komischen Kontaktlinsen?! Inzwischen scheinen genau die Bands, die diesen Mainstream im eigenen Land immer verachtet haben, an Boden zu gewinnen, nämlich hoch innovative, schräge, abgefahrene bis abgefuckte Truppen, zu denen auch TOAD (die Abkürzung steht für „Take Over And Destroy“) aus Arizona zählen. Das Sextett räubert und räudigt sich auf dieser höllisch intensiven EP durch fünf Popotritte, die irgendwo zwischen Sludge, Hardbisirgendwascore, psychedelischen Sounds und Black Metal liegen – KVELERTAK treffen auf PROTEST THE HERO treffen auf NACHTMYSTIUM – geil! Das macht „Rotten Tide“ natürlich zum Nogo für den Durchschnittsmetaller, aber zum heißen Anspieltipp für die Grenzenlos-Krachfraktion. Nur einen harschen Kritikpunkt muss der Haufen einstecken: der eigentlich saucoole, clubtaugliche und mitgrölkompatible Hit „Embody The Ghost“ wurde dreist von TURBONEGROs „Get It On“ geguttenbergt, was aber nicht heißen soll, dass TOAD keine potentiellen Anwärter auf einen „Tipp“ sind. Ein sehr guter Appetitanreger!

Rotten Tide


Cover - Rotten Tide Band:

Toad


Genre: Metal
Tracks: 5
Länge: 22:9 (EP)
Label: Eigenproduktion
Vertrieb: Eigenvertrieb