Review:

Hypothetical

(Threshold)

TIPP
Die britische Formation THRESHOLD besteht nun schon seit 1989 und wurde damals von den beiden heute noch aktiven Gitarristen Nick Midson und Karl Groom gegründet. Mit ihrem von der Kritik mit viel Lob überhäuften Erstlingswerk "Wounded Land" galt die Band bereits Anfang der Neunziger als die europäische Antwort auf Dream Theater. Nach diversen Lineup Wechseln (vor allem bei den Sängern) und weiteren 4 regulären Studioalben erscheint nun mit "Hypothetical" das jüngste Produkt der Progmetaller von der Insel.

Zu meiner eigenen Schande muß ich an dieser Stelle (leider) gestehen, den Namen THRESHOLD zwar früher schon einmal gehört zu haben, mehr aber auch nicht. Hab‘ die Jungs immer irgendwie der Schrubber & Schrei-Liga zugeordnet. Egal, der "Fehler" ist inzwischen behoben worden, denn auch die älteren Werke von THRESHOLD sind absolut hörenswert. Mein aller erster Eindruck von "Hypothetical" war schon beim Opener "Light & Space" eine äußerst angenehme und warme Stimme die mich stark an Claus Lessmann von BONFIRE erinnerte (is ja wirklich keine Schande eher ganz im Gegenteil ...). Auf jeden Fall trägt der Schotte Andrew "Mac" McDermott (Ex-Sargant Fury) mit einer herausragenden Gesangsleistung seinen Teil zu einem insgesamt überdurchschnittlich guten progressiv-epischen Metalalbum bei. Anders als bei vielen anderen Gruppen dieses Genres stehen bei TRESHOLD die Melodien und damit Gesangslinien immer im Vordergrund ohne dabei aber die notwendige Härte zu verlieren. Die vielfach schlichtweg genialen Hooks bleiben sofort beim ersten Hören wie z.B. bei "Turn on, Turn in" haften und bilden mit den Instrumenten stets eine homogene Einheit.

Vom Musikstil her betrachtet sind TRESHOLD nicht ganz so orchestral wie z.B. SYMPHONY X aber auch nicht ganz so heavy wie MAGNITUDE No. 9 bei denen gesangstechnisch eher ein Metal-Shouter agiert. Nichtsdestotrotz gibt es auf "Hypothetical" brettschwere, aggressive Gitarrenriffs mit Doublebass und einen tollen metallastigen Sound, auf einem Niveau von dem manche andere Combo derzeit nur träumen kann (siehe Savatage - machen zwar einen etwas anderen Stil aber trotzdem ist P&M für mich insgesamt eher enttäuschend!). Ein absoluter Höhepunkt ist das über zehnminütige "The ravages of Time" mit tollen Choruspassagen, einem gelungenen Wechselspiel zwischen Düsternis und "Erleichterung" sowie den etwas spacigen Keys. Sänger Mac darf bei "Oceanbound" dann etwas mit der Vielfalt seiner Stimme spielen, manchmal elektronisch verzerrt, verfremdet, mal heftiger oder schneller, dann wieder leise und völlig clean. Im Hintergrund ist immer mal wieder das Meeresrauschen zu hören. Es werden abwechslungsreiche Stimmungsbögen geschlagen von manchmal Soft dann wieder voll bangermäßig. Das gerade zu klassisch mit vielen Klavierparts angereicherte "Long way home" mit den nackenbrecher Gitarren als Gegenpart ist geradezu symptomatisch für die stilistische Bandbreite von THRESHOLD.

Bei der akustischen Ballade "Keep my Head" dem vorletztem Track der CD werden sich die Geister zwar bestimmt etwas scheiden, da dieser Titel auf den ersten Cut etwas (zu) poppig geraten zu sein scheint, aber nach mehrmaligen Hinhören entfaltet sich dennoch ein ganz eigener Charme wenn auch die Melodie etwas zu einfach erscheint. Als Krönung des ganzen setzen THESHOLD mit "Narcissus" noch mal richtig einen drauf, was auf diesen knapp 11 Minuten geboten wird, ist einfach sagenhaft. Es erinnert von seiner Songstruktur etwas an DT’s "Pull me under" aber ansonsten mit völlig eigener Note.

Rundum ist "Hypothetical" ein perfektes Progmetalalbum geworden ohne allzu übertriebene Egotrips der einzelnen Musiker mit viel Tiefgang bzw. Atmosphäre und daher absolut Hörenswert.

Hypothetical


Cover - Hypothetical Band:

Threshold


Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 56:4 (CD)
Label: Inside Out
Vertrieb: SPV