Review:

Herz. Rhythmus. Störung.

(Therapiezentrum)

THERAPIEZENTRUM klingt zunächst etwas eckig und verkopft aber die Musik ist es ganz und gar nicht: die Band aus Osnabrück bietet angepepopten Rock mit viel Punkattitüde, was die Gitarrenriffs angeht und ja die Musik auf diesem Zweitwerk ist gut tanzbar. Das durchaus kraftvolle Organ von Sängerin Gianna auf „Herz. Rhythmus. Störung“ im Verbund mit meist recht griffigen Refrains sowie deutschen Texten mit Inhalten für die Zwanzig-Plus Generationen überzeugen über die vollen 11 Tracks.

Eine knackige Produktion sorgt ebenfalls für einen angenehmen Sound und die Newcomer bieten bei den Songs durchaus auch etwas stilistische Abwechslung. Die Band gibt meist ordentlich Gas die für mich herausragenden Songs auch von den Texten her sind die erste Single das mittelschnelle „Kein Versprechen“ sowie ganz klar „Wir sagen kein Wort“. Beim ersten Anhören kamen mir THERAPIEZENTRUM, vor allem wegen der Stimme, als rockigere Version von ROSENSTOLZ in den Sinn aber auch Kapellen wie JULI oder SILBERMOND („Allein“) sind durchaus vergleichbare Bands, wenn auch danach relativ schnell klar wird, diese Band macht schon ihr eigenes Ding.

Auch die Texte sind vielfach recht gelungen (noch oben ist hier aber trotzdem noch etwas Luft), wie u.a. das leicht versaute „Duell“, der Track mit diesem ansonsten eher untypischen knarzig-trockenen Riffing a la AC/DC fällt es etwas aus dem Rahmen. Wenn es dann mal etwas (halb)balladesker zugeht (was eher die Ausnahme darstellt), überzeugen die vier Musiker ebenfalls, es wird dabei nicht zu triefig und seicht, das etwas melancholisch angehauchte „Allein“ ist aber deutlich besser als „Was ist es wert?“. Bei „Tanz im Teufelskreis“ ist der Text zwar etwas (zu) teenyhaft musikalisch erinnert es etwas an IDEAL.

Die wenigen eher nur durchschnittlichen Sachen wie „Du bleibst“ oder das abschließende „Wir machen uns kaputt“ fallen gegen das restliche Material leicht ab. Dagegen zeigt man bei „Ein Jahr geht zu Ende“ mit etwas ergänztem Keyboardeinsatz und Discobeat (hat was von FRIDA GOLD oder auch JENNIFER ROSTOCK), dass man einfach nur gute tanzbare Sachen machen kann, die gut abgehen. Ähnlich verhält es sich beim sprichwörtliche „Tanzen“, der Song atmet förmlich Lebensfreude aus und lädt zum Party machen ein. Womit wir bei „Vollrausch“ wären, wobei sich der klasse Text eher auf die Intensität beim Musikmachen oder das Songschreiben bezieht.Hier dürfen dann die Gitarren der Herren Lohmöller und Breiner wieder etwas urwüchsig-punkiger klingen.

Denke mal diese Formation wird ihren Weg machen, auch wenn manches vielleicht noch etwas „ungeschliffen“ oder jugendlich überschwänglich daher kommt – egal THERAPIEZENTRUM klngen authentisch. Wer auf deutschsprachige Rock-Popmucke mit der Betonung auf Ersterem und noch jenseits des Mainstreames abfährt dürfte hier richtig liegen. Im Gegensatz zu den Fußballern von Osnabrück hat diese Band ihre musikalische Bundesligatauglichkeit mit „Herz. Rhythmus. Störung" bereits unter Beweis gestellt.

 

Herz. Rhythmus. Störung.


Cover - Herz. Rhythmus. Störung. Band:

Therapiezentrum


Genre: Rock
Tracks: 11
Länge: 42:34 (CD)
Label: Timezone Records
Vertrieb: Timezone Distribution