Review:

COMM

(The Tangent)

Ja mit THE TANGENT ist das schon so ne spezielle Sache, für viele Progfans zwar eine der besseren Formationen in ihrem Subgenre, Retro hat mich diese Kapelle um Mastermind Andy Tillison noch nie so recht vom Hocker gehauen. Insbesondere über ein ganzes Album hinweg ist mir diese mittlerweile von Tillison fast schon perfektionierte Stil seines recht tastendominierten 70er Jahre Retro-Prog kombiniert einem Schuss Canterbury-Jazzrock einfach zu staubig, zu arg mit einem strapaziertem Dudelfaktor versehen und kann nur selten mit guten oder gar hängen bleibenden Melodien überzeugen, geschweige denn tiefgehende Spannungsbögen aufzubauen.

Auch auf der aktuellen CD ist dies nicht viel anders, „COMM“ nennt sich dieses Werk (es geht inhaltlich rund um die moderne Kommunikation mit all ihren positiven als auch negativen Facetten zeitlich bis zum Untergang der Titanic), auch der eher bescheidene Gesang des Masterminds ist erneut nicht förderlich, um den Genuß der Musik weiter zu verbessern. Eine Stunde lang aber nur über fünf Tracks verteilt schwelgen die Sounds im Retrofeeling, is ja an sich nicht verkehrt aber sorry so inhaltslos und absolut unspannend serviert wie hier, macht dies nur wenig bis garkeinen Spaß. Bereits der 20-minütige Opener sorgt mit etwas neoprogigem Start, einen unheimlich seichten Mittelteil und Tastenläufen in allen erdenklichen Ausprägungen kann mit seinem unspektakulären Arrangements von der Stange eher für gepflegte Langeweile. Dass eher untypische und recht getragen daherkommende „Shoot Them Down“ mit seinen gelungen sogar mehrstimmigen Backings bildet da eine löbliche Ausnahme, das hat was von alten PINK FLOYD-Sachen mit viel Hammondsoundaroma.

Auch „Tech Support Guy“ könnte mit den schön eingestreuten Flötenarrangements und stellenweise auch vom Songaufbau an einen echten JETHRO TULL-Song erinnern, die Zwischenteile sind wieder typisch sehr improvisiert, die Bläserparts klingen aber viel zu sehr nach Plastikkeys und der Gesang ist wirklich nicht der Bringer, sehr eckig und nur wenig Ausdrucksstark – mit einem guten Vocalisten und eine etwas markanteren E-Gitarre hätte der Song richtig gut sein können aber so bleibt es vielfach nur Mittelmaß.

Ansonsten hat sich wie fast immer bei einer neuen THE TANGENT-Platte auch personell wieder einiges getan u.a. ist ein neuer Gitarrist Namens Luke Machin zu hören, die Rhythmusabteilung wurde ebenfalls komplett gewechselt. Nicht dass sich dadurch großartig etwas am Klangbild geändert hätte, denn die Musik wird von Tastenguru Tillison sowohl inhaltlich als auch durch die allseits präsenten und vielfach dominierende Keys bestimmt. Die Beiträge von Theo Travis mit seinen schönen Saxophon- und Flötenparts sind sicher Lichtblicke in diesem schon sehr korsettiert wirkenden Gesamtsound.

„COMM“ ist daher für mein dafürhalten eher verzichtbar, denn dieser eher Durchschnitts-Retro-Prog variiert sich hier ähnlich wie schon auf den bisherigen 5 Alben zuvor - mitreißend und auch energetisch geht ganz anders. Diese Darbietung hier kann musikalisch größtenteils nie fesseln und daher auch nicht überzeugen. Es fehlt leider völlig die Frische und ob THE TANGENT zukünftig weiter solche sich inhaltlich mehr oder weniger wiederholende Musik auf den Markt werfen sollten, ist doch eher zu verneinen.

COMM


Cover - COMM Band:

The Tangent


Genre: Progressive
Tracks: 5
Länge: 57:38 (CD)
Label: Inside Out Music
Vertrieb: EMI