Review:

One Step Closer

(The String Cheese Incident)

Unlängst hatten wir mit UMPHREY’S McGEE und deren aktuellen CD erstmals eine Formation der sogenannten "Jam Band-Szene" in unserem Soundcheck. Jetzt geht’s gleich munter weiter, denn das InsideOut Label war nicht untätig und hat mit THE STRING CHEESE INCIDENT einen weiteren hochkarätigen Vertreter dieses Genres an land gezogen. Jam Rock genießt hier bei uns in Europa bisher noch ein eher bescheidenes Dasein, hingegen in den USA gibt es ein begeisterndes Millionenpublikum für diese Musik, die sogar große Stadien füllt. Die Basis aller Jam Rock Bands ist zwar schon irgendwie ähnlich aber vergleichen oder kategorisieren läßt sich dass ganze eher weniger, jede Gruppe ist höchst eigenwillig und dies ist auch bei THE STRING CHEESE INCIDENT nicht viel anders. Am ehesten könnte einem hierzu noch die altehrwürdigen GRATFUL DEAD oder die folkigen Sachen von John MELLENCAMP als kleine Anhaltspunkte einfallen. Aufbauend auf starke Blues & Country Wurzeln, ein klein wenig Jazz, viel Blues, Folk und natürlich Rock‘n‘Roll agieren die Jungs auf "One Step Closer" sehr melodienbetont, manchmal leicht psychedelisch und eigentlich so gar nicht schräg oder gar irgendwie zu improvisiert wie etwa die McGees. Ausufernde Solos mit wilden Instrumentalorgien oder andere staubtrockene, vertrackte Arrangements finden sich hier dankenswerter Weise eher selten. Die Jungs zaubern wirklich eine recht coolen Sound aus ihrem Instrumentenfundus (z.B. Mundharmonika oder Akkordeon). Außerdem gab man sich bei diesem fünften Werk einige ganz besondere Vorgaben u.a. mußte jedes Mitglied mal singen und mindestens zwei eigene Songs beisteuern. Auch ansonsten funktionieren die Amis durch und durch demokratisch: Jedes Mitglied bestimmt mit, übernimmt aber auch Business-Aufgaben, vom Merchandise der Fanartikel über Ticketverkauf bis hin zum eigenen Label. Das gemeinsames Ziel soll es sein, sich bei jeden Auftritt bzw. jeder CD quasi neu zu erfinden. Als Produzent für "One Step Closer" konnte man Malcolm Burn (u.a. Bob DYLAN, Emmylou Harris) gewinnen wobei er während der Aufnahmen als sechstes Bandmitglied fungierte. Burn schrieb und arrangierte die Songs mit und spielte einige Passagen sogar selbst ein. Die Tracks sind vornehmlich mit akustischen Gitarren, meist sehr ruhig relaxt mit sparsamen Drums und oft in typischer Songwritermanier mit viel Atmosphäre eingespielt worden. Aber auch wenn’s mehr elektrischer zugeht wie bei dem gelungenen countrymäßigen "Sometimes A River" oder dem Ur-STONES Clone "Swampy Waters" können gerade die unterschiedlichen Gesangsstimmen viele interssante Akzente setzen. Weitere herausstechende Songs sind noch das blusig fließende "Until The Music Is Over" oder das tatsächlich etwas an PINK FLOYD anmutende "Silence In Your Head". Schönes Album nicht, trotz Retrocharakter nur für Nostalgiker geeignet.

One Step Closer


Cover - One Step Closer Band:

The String Cheese Incident


Genre: Rock
Tracks: 13
Länge: 53:18 (CD)
Label: InsideOut
Vertrieb: SPV