Review:

Heading For The Sun

(The Seer)

THE SEER habe ich vor ca. 12 Jahren zum letzten Mal bewußt gehört, die ersten drei Alben stehen im heimischen Plattenschrank und auch diverse gelungene Livekonzerte mit den sympathischen Augsburgern gehören zum Erfahrungsschatz. Die Band gibt jetzt schon über 18 Jahre aber den großen Durchbruch haben die Augsburger trotz zahlreicher Alben und vielen Livekonzerten bisher leider nicht geschafft. Die Band wurden zu ihren Anfangstagen irgendwie auch zu recht als eine Art deutsche HOOTERS bezeichnet oder auch stilistisch mit BIG COUNTRY (nach deren drittem Album hat man sich seinerzeit auch benannt) verglichen. Rock mit deutlichem Folkeinschlag aber auch popige Elemente prägten den Sound der ersten drei Alben insbesondere „Liquid“ war aber schon eine deutliche Abkehr von den Anfängen, der Sound war eher Britpop und fast keine Folkattitüde mehr.

Mit solche energetischen Bands wie FIDDLERS GREEN, die ebenfalls schon eine gewisse stilistische Nähe haben, kann man THE SEER allerdings nicht vergleichen. Die Musik der Bayern ist viel weniger rau, nicht so tempomäßig mitreißend sondern eher wohltemperiert und mit fein abgestimmten Arrangements versehen.

Jetzt also gibt also eine aktuelle neue Scheibe Namens „Heading for the Sun“. Soviel geändert zu damals scheint sich nicht zu haben, die Band wird nach wie vor geprägt von den charakteristischen Vocals von Sänger Shook. Der Man hat einfach eine schöne helle Stimme, die er erneut gekonnt in Szene setzt. Für die Produktion war Chris Wolff (u.a. RAGE, SUB7EVEN, 4LYN) zuständig und hat der Formation einen passenden Sound verpaßt, nicht zu glatt zwar mit Popappeal aber durchaus noch einigermaßen rockig. Ich hätte mir aber trotzdem noch ein, zwei Songs der Marke „The Borderline“ gewünscht, einer der besten Tracks des Albums. Hier sind die Gitarrenriffs wunderbar prägnant, gutes Midtempo, die Folkzutaten (z.B. keltische Blasinstrumente) sind hier nicht wie bei vielen anderen Tracks zu stark in den Hintergrund gerückt oder auf den ein oder anderen sparsamen Instrumenteneinsatz wie u.a. Mandoline, Bouzouki und elektrischer Sitar reduziert worden. Die wunderbar akustische Ballade "Rain down on me" ist auch noch so ein echtes Folkteil geworden, hat auch was von den melancholischen Momenten von einem TRAVIS-Song, sehr stark gemacht.

Ansonsten bieten THE SEER bei den 12 Songs meist ein recht gelungenes Songwriting, natürlich schöne einprägsame Melodien, sehr gediegen aber jetzt nicht negativ, eine gewisse Frische geht den Tracks dabei auch nicht ab. „Heading for the Sun“ bietet viel schöne Musik. Bereits der Opener "What we are" hätten FURY IN THE SLAUGHTERHOSE auch nicht besser machen können, etwas schwungvoller geht dann bei dem Folkrocker "Where do we go" oder auch „Wishful Thinking“ zu. Warum als Single ausgerechnet das recht unspektakuläre "Raining ausgewählt wurde, war sicher eine Fehlentscheidung, der Titel ist ganz klar einer der schwächeren Songs der Scheibe. Atmosphärisch balladeske Momente gibt es wie schon angedeutet auch so einige, das gelungene „Fallen Leaves“ (nein ist natürlich kein BILLY TALENT-Cover) mit weitläufigen Streicherparts klingt so richtig nach alten THE SEER-Zeiten der ersten beiden Alben. Ähnliches gilt für "Setting Sails". Das alles ist natürlich relativ leichte, mainstreamige Kost, geht sofort ins Ohr und tut natürlich niemals weh aber ist insgesamt einfach gut gemacht, einen echten Ausfall gibt es nicht zu nennen. "Wasted" fällt noch etwas positiv aus dem Rahmen, ein Song mit eher untypisch aufgemotzten und nach Programming bzw. maschinell klingenden Drums, erinnert mich rein soundlich etwas an „Shout“ von TEARS FO FEARS. Gefällt mir als etwas moderneres Gegenstück mit viel Elektrosounds zu den anderen eher normalen Sachen des Albums sehr gut.

Wer auf solide gemachten Poprock mit leichten Folkeinschüben abfährt dürfte hier fündig werden. Die Band scheint sich dabei ebenfalls deutlich wohler zu fühlen als damals bei "Liquid", sie klingt deutlich packender und vor allem kompakter. Die Band scheint ihren typischen THE SEER–Sound diesmal endlich perfektioniert zu haben und ist dabei absolut authentisch geblieben.

Heading For The Sun


Cover - Heading For The Sun Band:

The Seer


Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 51:29 (CD)
Label: F.A.M.E. Recordings
Vertrieb: Edel Music