Review:

Feather For Flesh

(The Red Masque)

Eines ist schon mal sicher, die neue der US-Formation THE RED MASQUE trifft die eigentliche Definition von "Progressive" im engst möglichen Sinne. Was schon das "ungewöhnliche" Coverartwork geradezu vorherzusagen scheint, die Musik bestätigt es noch viel nachhaltiger. Hier ist wirklich nichts von der Stange oder gar mit herkömmlicher Kost zu vergleichen ein stellenweise sehr, sehr gewöhnungsbedürftiger (Folk-Prog) Mix aus schrägen Akkorden, wilden Breaks, feurigen Percussions, sperrigen Melodien, folkig-düster anmutenden Gothic Klanggebilden und mit einer mal fauchenden, dann erzählenden oder schreiend-schimpfenden und dann wieder zart betonend agierenden Sängerin - das alles bieten die vier überlangen Hauptstücke (bis zu 14 Minuten) von "Feather For Flesh". Den kürzesten "Song" eine Art gesprochenes Nachwort mit Soundcollagen a la TON STEINE SCHERBEN kann dabei eher komplett außen vorgelassen werden. Schon 2002 hat dieser Vierer mit "Victoria And The Haruspex" ein nicht gerade leicht konsumierbares Werk vorgelegt und auch mit diesen aktuellen sowie teilweise wirklich sehr experimentellen Sounds werden selbst gestandene Proghörer ihre liebe Mühe haben, versprochen. Schon das 14-minütige "House Of Ash" verlangt von Beginn an die volle Konzentration insbesondere die wuchtig-schwermütigen Kirchenorgelparts mit entsprechendem Chören könnten auch als Filmsoundtrack für einen Horrorschinken oder einen alten Stummfilm dienen. Diese Formation aus Philadelphia verarbeitet ganz viele musikalische Einflüsse, ob immer so passend darüber läßt sich sicher streiten. Jedenfalls packt man dieses wilde Konglomerat aus Stimmen, Geräuschen, surrender Percussion, Streichern und ganz viel feinste 70er Jahre symphonisch-progressive Schule zusammen und serviert auf "Feather For Flesh" eine absolut ungewöhnliche Musik, die mit ständigen unvorhersehbaren Wendungen, egal in welche auch zunächst noch so abwegig scheinendes Genre aufwartet. Das Schlüsselwort für den Sound scheint hier mir mit "schräg" noch am ehesten symbolisch zu sein, denn diese urwüchsigen Kompositionen klingen sehr spontan und improvisiert - hängebleibende Songstrukturen oder gar Melodien sind hier eher eine zu vernachlässigende Randerscheinung. Harmonie(en) im engeren Sinne scheint im Bandselbstverständnis keine allzu große Rolle zu spielen, die Songs sind äußerst abstrakt gehalten, stellenweise recht wirr, abgehackt und scheinbar unnahbar. Auch die oftmals hektische Rhythmik sowie die insgesamt leider eher seltenen ruhigeren Passagen mit der über allem liegenden latenten Düsternis lassen die Musik nur selten Luft holen oder gar ein einfaches Zuhöre möglich. Manches wirkt aber auch etwas zu übertrieben auf "schräg" getrimmt, besonders wenn heftiges Gejaule sich ab mit klarem Gesang abwechselt und wieder akzentuiertes Gitarrenspiel folgt und alles zusammen anschließend in zügellosen Fusion Jazzrock mündet. THE RED MASQUE sind wirklich anstrengend und auf jeden Fall einzigartig (schräg) und tja auch etwas (arg) durchgeknallt. Für Nicht Progfans daher eher nicht so interessant, es klingt manchmal bei einigermaßen normalen Songphasen wie BLACKMORE’S NIGHT auf Acid mit einem Schuß Avantgard. Alles klar soweit? Falls nicht, auch nicht schlimm hört mal rein, bezweifle aber, dass ihr hinterher viel schlauer seid.

Feather For Flesh


Cover - Feather For Flesh Band:

The Red Masque


Genre: Progressive
Tracks: 5
Länge: 59:34 (CD)
Label: QuiXote Music
Vertrieb: Pängg