Review:

Reflections - An Act Of Glass

(The Music Of Andrew Gorcyca)

Dieses Album von ANDREW GORCZYCA „Reflections – An Act Of Glass“ erinnert mich sehr positiv an die etwas popigeren RUSH Alben Mitte der 80er Jahre, als die songs weniger progy, relativ einfach und sehr catchty daherkamen u.a. die Keyboards eine sehr prägnante Rolle bei den Kanadiern spielten. Viele Fans mögen diese Sachen aufgrund ihrer deutlich mainstreamigeren Ausprägung ja eher nicht, aber sei’s drum, genau in diese Kerbe haut jedenfalls dieses feine Album: Der typische Klang der etwas weniger riffigen Gitarren, sehr viele Keyboardsachen und viele in bester AOR-Manier angelegte Refrains, die sofort ins Ohr gehen. Diese unbeschwert, sehr entspannt daherkommenden Mucke läuft von Beginn an relativ geradlinig rein, hat mit progressiver Musik inhaltlich allenfalls in wenigen Ansätzen etwas zu tun und dann hauptsächlich durch die prominenten Mitspieler bei diesem wohl einmaligen Projekt, aber dass alles ist ja nicht weiter schlimm.

Denn der Anlass für dieses Album ist eigentlich ein sehr trauriger: Andrew Gorczyca, der Mann hinter diesen Songs, ist bereits 2004 mit nur 40 Jahren gestorben. Er war ein amerikanischer Gitarrist, Bassist sowie Songschreiber und hat zu Lebzeiten selbst musikalisch nie offiziell etwas veröffentlicht. Aber er hat eine ganze Reihe von Demos hinterlassen, wobei dann sein Bruder (und Drummer) Chris dieses Material aus den 80er Jahren wiederentdeckt hat. Nach ausführlicher Sichtung entstand innerhalb von knapp vier Jahren tatsächlich mit einigen sehr arrivierten Musikern der Progressive-Rock-Szene dieses Album mit acht Tracks. So bekannte Leute wie Adrian Belew (KING CRIMSON), Nick D'Virgilio, Dave Meros und Ryo Okumoto (SPOCK’S BEARD), Ted Leonard (ENCHANT), Mike Keneally (FRANK ZAPPA) und viele andere Gäste waren dabei, um diesem absolut unbekannten Musiker ihren Tribut zu zollen.

Durch diese schöne Geste fanden eingie echt klasse Songs wie der griffige Opener "The Tall-Tale Heart" (Vocals Nick D'Virgilio) und das etwas verprogte aber trotzdem sehr schmissige „Give It Time“, den Weg auf eine CD, übrigens beide Tracks hätten aus den erwähnten Rush-Zeiten stammen können. Manchmal gibt es auch leicht symphonische Ausprägungen, aber meistens geht es relativ straight nach vorne wobei insgesamt meist typischer US-Radiock mit sehr schönen wohligen Refrains geboten wird. Es dominieren überschaubare Arrangements, wilde Progachterbahnfahrten wie mancher vielleicht erwartet hatte, sind nicht zu hören. Nein, die Musiker stellen sich ganz der Musik, bringen ab und an so ganz kleine Prob-Schlenker rein wie etwa bei „Lost In It All“ mit klasse Violineneinsätzen, aber ansonsten gibt es hier eher leichte Kost, dies aber durchaus sehr unterhaltsam präsentiert. Dazu gehört auch "How Can We Go On This Way " (Vocals von Adrian Belew), der Drumcomputer am Anfang ist zwar etwas nervig aber der Track hat schon was.

"The Music Of Andrew Gorczyca" bietet viele schöne groovige Songs mit tollen Basslines und wer diesem präsenten Easy Listening Charakter etwas abgewinnen kann, dürfte hier genau richtig liegen. Die Tasten haben auch diesen gewissen GENESIS Charme aus deren heute noch andauender Pop-Phase, was für mich auch (im Gegensatz zu den "wahren" Progies) nichts negatives ist. Ein schönes Gitarrensolo gibt es dann bei „Curiosity Song“, die Schlussnummer "All Fixed" ist mit einem gewissen YES Flair ausgestattet, hier ist Andrew Gorczyca sogar selbst beim Gesang zu hören.

Wer jetzt meint, dass hier jetzt einfach nur oberflächlich darauf losgerockt wurde, liegt trotzdem falsch, denn die Musik wird äußerst durchdacht vorgetragen, man merkt den
Beteiligten schon durch ihre überzeugende Leistung und den vielen Details an - hier steckt viel Herzblut drinnen. Wer in den 80er Jahren groß geworden ist, dürfte mit diesen coolen zwischen AOR und Classic Rock angelegten Songs keinerlei Schwierigkeiten haben. Wer auf eine Progsupergruppe nur aufgrund der Namen spekuliert, lässt lieber die Finger von diesem Album. Die Produktion ist ebenfalls sehr klar gehalten, nicht zu überfett, dezent abgemischt, natürlich wie schon erwähnt etwas keyboardlastig aber trotzdem nie zu flach oder verwässert, die Gitarren sind präsent. "Reflections - An Act Of Glass" bietet eingänge Rockmusik mit einem gewissen Anspruch und der eigentliche Songwriter Andrea Gorczyca wäre sicherlich sehr zufrieden mit der Umsetzung seiner Ideen sowie dem gelungenen Artwork dieses Silberlings.

Reflections - An Act Of Glass


Cover - Reflections - An Act Of Glass Band:

The Music Of Andrew Gorcyca


Genre: Rock
Tracks: 8
Länge: 42:0 (CD)
Label: Progrock Records
Vertrieb: SPV