Sleaze ist definitiv eine der coolsten Interpretationen im Rock überhaupt. Die Gitarren waren meist etwas tiefer gestimmt, man fügte eine beträchtliche Portion Blues hinzu, eine Prise Punk und verzerrte das Ganze anständig, so daß der typisch kantige raue Garagensound entstand. Ins Leben gerufen wurde dieses Subgenre gegen Ende der 80er Jahre von Bands wie z.B. GUNS'N ROSES, FASTER PUSSYCAT, CIRCUS OF POWER oder L.A. GUNS. In diese Reihe meist aus den USA stammender Bands, fügte sich THE ALMIGHTE aus Glasgow (Schottland) nahtlos ein. Nein mehr noch, sie bereicherten die Szene mit zwei bockstarken Scheiben: das Debüt “Blood Fire And Love“ von 1989 und der Nachfolger “Soul Destruction“ aus dem Jahre 1991.
“Blood Fire And Love“ war damals wohl das reudigste Werk auf dem Markt. Der Sound ist purer Biker-Road-Rock mit ordentlich Staub und Rost. Sänger und Gitarrist Ricky Warwick (heute: BLACK STAR RIDERS) hat diese schön rotzig-rauchige Stimme mit einem düsteren Unterton, was die Songs zu etwas Einzigartigem macht. Ob das an der ein oder anderen Stelle eine Orgel, ein Klavier oder die Mundharmonika zur Akustikklampfe ist, alles fügt sich nahtlos zu etwas Außerodentlichem. Der Titeltrack wird darüber hinaus durch den Einsatz von Streichern veredelt. Besonders erwähnenswert sind außerdem "Destroyed", "Wild & Wonderful", "You've Gone Wild", "Full Force Lovin' Machine".
Mit “Soul Destruktion“ ist es den Schotten tatsächlich gelungen, nochmal einen Gang hoch zu schalten. Der Einstieg mit den Drums zu “Crucify“ mag zwar an JUDES PRIESTs “Painkiller“ erinnern, reist einen nichtsdestoweniger sofort aus dem Sattel. Weiter geht’s mit “Free 'N' Easy“, einer herrlichen Mitgrölnummer und dem wohl bekanntesten Song der Truppe. Mein Alltimefave ist allerdings eine Halbballade zum Niederknien: “Bandaged Knees“. Schon wegen dieses Titels lief die CD seinerzeit bei mir in Dauerrotation. Da der Sound beim Erstling noch etwas dünn war, hat man hier deshalb eine gewaltige Schippe an Bass und Volumen draufgelegt und somit ein Rockmonster erschaffen, das zu jener Zeit alles platt gewalzt hat, was da aus den Staaten kam.
Das Line Up setzte sich zusammen aus Ricky Warwick (Gesang und Gitarre), Andy “Tantrum“ McCafferty (Lead Gitarre), Floyd London (Bass) und Stumpy Monroe (Schlagzeug) .
Leider ist diese Musikrichtung weitestgehend der Grungewelle in den 90ern zum Opfer gefallen. THE ALMIGHTY haben zudem den Fehler gemacht, ihre Kernkompetenz zu verlassen um beim Grungetheater mitzuspielen, was beim dritten Album “Powertrippin'“ leider komplett in die Hose ging.
Wem die beiden Highenergie Rockwalzen bisher entgangen sind, der hat nun erstmalig die Gelegenheit, sich die guten Stücke als farbiges 180 Gramm Vinyl ins Regal zu stellen. “Blood Fire And Love“ ist in dunklem Rot anständig plan gepreßt und “Soul Destruktion“ wirkt in grünem Vinyl stimmig zu den grünen Coverelementen. Die Cover selbst sind qualitativ hochwertig gedruckt und die Innenhüllen sind mit den Texten und diversen Fotos ebenfalls sehr ansprechend gefertigt. Man hat den Sound so authentisch und erdig wie möglich belassen, lediglich das Volumen wurde noch ein wenig angehoben, so dass beide Platten schön voll klingen.
The Almighty in Originalbestzung gibt's auch dieses Jahr noch live: