Review:

Polaris

(Tesseract)

Seit ihrem ersten Album haben sich die Briten TESSERACT immer weiter von ihren Ursprüngen entfernt. Bot das Debütalbum „One“ noch teilweise ziemlich wilden Prog-Metal, der jedoch auch immer wieder Platz für eingängige Hooks ließ, wurde ihre Musik über die Jahre immer melodischer und zugänglicher. Auf „Polaris“ wird diese Entwicklung fortgesetzt: „Metal“ wird hier klein geschrieben, wirklich heftige Parts sind kaum vorhanden, dafür gibt es vermehrten Einsatz von Keyboards, viele ruhige und poppige Passagen zu hören. Mit dieser Einebnung geht leider auch ein Qualitätsverlust im Songwriting einher. Obwohl immer wieder hoch melodisch, bleibt am Ende nicht viel von der Musik hängen, ganze Songs versinken in Belanglosigkeit.  

Was dazu noch störend ist, ist die viel zu cleane Produktion. Der Gesang, durchgehend auch eine Spur zu dramatisch, steht stark im Vordergrund, auch die Drums sind weit vorne, klackern aber eher, als dass sie drücken, und den Gitarren wurde jeder Dreck abgeschnitten. Überhaupt spielen sich die Saiteninstrumente oft eher im Hintergrund ab, während die Keyboards immer wieder recht dominant sind. Bei einer Band wie ARCHIVE geht eine solche Soundästhetik in Ordnung, aber die schreiben bessere Songs und klingen trotz aller Perfektion weniger überproduziert.

Was man TESSERACT zu Gute halten muss, ist, dass es ihnen gelingt, über das gesamte Album eine intensive Atmosphäre aufzubauen. Einigen Passagen hätte es allerdings gut getan, wenn sie instrumental geblieben wären. Unterm Strich dürfte „Polaris“ wohl weniger Fans von MESHUGGAH, TOOL oder DREAM THEATER gefallen, könnte unter Umständen aber etwas für Anhänger von PORCUPINE TREE, KARNIVOOL oder ARCHIVE sein. 

 

Polaris


Cover - Polaris Band:

Tesseract


Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 46:45 (CD)
Label: KScope
Vertrieb: Edel