Review:

Stone Cold Sober (Re-Release)

(Tankard)

Und weiter geht’s im munteren TANKARD Re-Release Reigen. Mittlerweile sind wir bei Album Nummer 5 „Stone Cold Sober“ angekommen. Mag der Titel im Zusammenhang mit TANKARD auf den ersten Blick wie ein schlechter Witz daherkommen, muss man beim Hören der Scheibe aber neidlos anerkennen, dass hier richtig Substanz vorhanden ist, welche man so nicht auf die Kette bekommt, wenn man dauerbesoffen ist.

„Stone Cold Sober“ war damals mein Erstkontakt mit den trinkfesten Frankfurtern und ist bis heute einer meiner absoluten Faves geblieben. Der Mix aus Auf-die-Fresse-Highspeed-Thrash und ungewöhnlichen Riffs zieht mich nach wie vor in seinen Bann. Irgendwie erinnert mich das Ganze von der Stimmung an eine Thrash Version von RAGE’s „Trapped“, die damals für den Power / Speed Bereich eine ähnlich originelle Songsammlung auf die Menschheit losließen. Kurioserweise datieren beide Alben aus dem Jahr 1992. 

Mir gefällt besonders die ernstere Seite des Albums. Der Brutalo Opener „Jurisdiction“ („Fuck The Law, Fuck The Law – They Can Do It In Your Face, When They’re In A Higher Place”) oder das abwechslungsreiche „Mindwild” (Bitte mal live spielen) und das Politik-Statement „Sleeping With The Past” mit seinem punkigen Speed Metal Refrain. Thrash with Class ohne Frage.

Natürlich kommt aber auch das Partyvolk auf seine Kosten: Der formidable Titeltrack oder der Klopper „Ugly Beauty“ sind Thrash Hymnen der Extraklasse.

Auch wenn sich TANKARD auf „Stone Cold Sober“ mit den „regulären“ Songs eigentlich immer im Hochgeschwindigkeitsthrash bewegen, wird das Dingen nicht langweilig und durch die klasse Gitarrenarbeit sehr kurzweilig. Aber man ließ sich nicht lumpen und packte noch drei Experimente aufs Album, welche alle sehr gelungen sind:

Mit „Centerfold“ wagen sich TANKARD an einen richtigen Partykracher der J.Geils Band und auch in der TANKARDschen Bearbeitung macht das richtig Laune und ist in der Mitte des Albums perfekt platziert um mal Luft holen zu können.

Mit „Freibier“ befindet sich der erste deutschsprachige Song von TANKARD auf „Stone Cold Sober“. Auch wenn ich (ähnlich wie Gerre) mit deutschen Vocals normalerweise wenig anfangen kann (und außerdem keinen Alk trinke), ist auch für mich „Freibier“ immer wieder ein Highlight auf TANKARD Shows…auch wenn ich meine Abwandlung „Cola Für Alle“ eher zurückhaltend intoniere.

Und allen Kritikern, die TANKARD bis dahin musikalischen Dilettantismus vorwarfen, stopfen die Frankfurter mit dem ausgefeilten und extrem abwechslungsreichen Instrumental „Of Strange Talking People Under Arabian Skies“ ordentlich die Kauleiste. Beeindruckend.

Die satte Produktion von Stammproduzent Harris Johns ist dann das Tüpfelchen auf dem I.

Der Re-Release fährt noch drei Live Songs vom Berlin Gig 1990 auf.

Im reich bebilderten Booklet gibt es wieder ein informatives Interview mit Xavier Russel und leider wie bei den Noise Wiederveröffentlichungen üblich keine Texte. Aber dies ist der einzige Kritikpunkt. Qualitätsbewusste Thrasher, die „Stone Cold Sober“ noch nicht in ihrer Sammlung stehen haben, müssen zuschlagen.

 

 

Stone Cold Sober (Re-Release)


Cover - Stone Cold Sober (Re-Release) Band:

Tankard


Genre: Thrash Metal
Tracks: 16
Länge: 75:45 (CD)
Label: Noise Records
Vertrieb: Warner Bros.