Review:

T.O.tality

(Take Offense)

by Gast

TAKE OFFENSE – das sind fünf Herren aus Kalifornien, die mit mittlerweile 19 Jahren Band-Erfahrung die Musikwelt verlässlich mit lautem, innovativem und dennoch traditionsbewusstem Metal versorgen. Die Expertise hört man dem Quintett durchaus an – die Jungs sind hörbar allesamt Vollblut-Musiker, die ihre Instrumente wirklich beherrschen. Auch mehrere Tourneen haben sie bereits hinter sich. Nun liegt ihr viertes Studioalbum "T.O.tality" über MNRK Records vor, auf welchem die Band in gewohnter Manier eine interessante Mischung aus Speed Metal, Heavy Metal und Hardcore verspricht. Dieses Versprechen halten sie ziemlich überzeugend ein, die Kombination ist allerdings etwas eigentümlich und sicherlich nicht jedermanns Geschmack, vor allem wohl für die nachwachsende Metal-Generation, aber die Vermischung vontraditionellem Westcoast-Metal Elementendes Eastcoast-Hardcore ist spannend und ansprechend, das muss hervorgehoben werden.

Die Scheibe startet mit dem vorab bereits veröffentlichten „GreetingsFrom Below“, das ziemlich deutlich die Richtung des Albums vorgibt: Die Zombie-Apokalypse ist in vollem Gange, und ihr Soundtrack besteht vor allem aus schnellerem Metal für Traditionalisten der älteren Generation mit virtuosen Gitarrensoli, beeindruckenden, aber wenig eingängigen Riffs und Hardcore-Vocals, die stark an Urgesteine der New Yorker Szene wie Sick OfIt All erinnern. Das schnelle „S.W.O.“ zieht dann im Tempo nochmal an, bietet aber im Kern dasselbe Programm. Das Album nimmt nun an Schwung auf und greift in den folgenden Songs auch groovige Elemente auf, beispielsweise bei „I’mDamned, So Be It“. Immer wieder erinnern die Jungs auch stark an den Pantera-Klassiker „Fucking Hostile“, was bei der Vermischung von Speed Metal und Hardcore vielleicht auch irgendwie erwartbar ist. Da passen dann auch kurze Hardcore-Nummern wie „Uncivilized Animals“ gut rein.Dass die Jungs gut für Überraschungen sind, zeigen sie auf „Deep Inside“, das mit einer Spieldauer von 4:10 auch mit Abstand der längste Song des Albums ist: Hier sind sie sich nicht zu schade, den Song als schleppende Chug-Walze aufzubauen, nur um plötzlich zu Ultra-Speed-Metal zu wechseln. Und auch die nächste Überraschung folgt direkt: „No Man’s Land“ fährt den Drive des Albums komplett herunter; es ist für zwei Minuten irgendwie spooky, aus dem Off kommen leicht verstimmte Gitarren, Stimmen wispern. Da ist sogar fast ein leichter Prog-Vibe da – man fragt sich nur: warum? Die restlichen Songs heben sich dann kaum ab – bemerkenswert ist allerdings die Maiden-Hommage „Beyond Flesh and Bone“, die vor allem durch sehr starke Gesangsperformances besticht. Wenn der Sänger solche Stärken hat, warum zeigt er sie eigentlich nicht öfter? Mit „The Prayer“ verabschieden sich die Jungs, und zum Ende gibt es nochmal komplexe Speed-Metal-Riffs auf die Ohren, bevor sich das Album sehr langsam via Fade-Out und im Halftime verabschiedet. Das ist eine durchaus gelungene Abrundung!

Insgesamt ist „T.O.tality“ ein starkes Brett, das allerdings den ein oder anderen Hit vermissen lässt. Nur wenig lädt zum Mitgröhlen ein, wenngleich die Dichte an Gang-Vocals durchaus als hoch einzustufen ist. Seine Stärken liegen klar in der musikalischen Virtuosität, denn die kann sich wirklich hören lassen. Besonders die Gitarrenarbeit ist brillant, die Produktion sehr hochwertig. Das Album ist ein schön rundes Gesamtwerk, das das stilistische Experiment der Jungs ziemlich solide umsetzt, vermutlich aber eher, wie eingangs bereits angedeutet, ein traditionell angehauchtes Publikum ansprechen möchte. Das ist vollkommen in Ordnung, in meine Playlists hat es jedoch keiner der Songs geschafft.

Autor: Jakob Pflüger

 

 

 

 

T.O.tality


Cover - T.O.tality Band:

Take Offense


Genre: Hardcore
Tracks: 14
Länge: 42:30 (Digital)
Label: MNRK heavy
Vertrieb: SPV