Review:

Voices

(T)

Schon dass außergewöhnliche Artwork mit diesen "ungewohnten" Personenbildern u.a. wird ein Kopf in eine Waschmaschine gezeigt, zeugt von skurrilen Ideen sowie einen gewissen Hang zum Ungewöhnlichen. Und auch die Musik setzt diesen positiven optischen Eindruck weiter fort und bestätigt ein beileibe nicht alltägliches Album vor sich zu haben. Die Rede ist von "T" ein Künstlerpseudonym oder einfach nur ne Abkürzung (und dem dazugehörigen Werk "Voices") - die wenigsten MI-Leser werden wohl damit etwas anfangen können, obwohl bereits vor vier Jahren ein größtenteils recht positiv aufgenommene Solo-Debüt "Naive" des Sängers sowie Multiinstrumentalisten Thomas Thielen erschien. Früher war der jetzt in Hannover beheimatete Lehrer bei den Retro-Progrockern von SCYTHE am Mikrophon, jetzt legt T mit dem Konzeptwerk "Voices" ein ungeheuer fesselndes und ungemein stimmungsvolles Progressive Rock Album in meinem CD-Player. In jeder Stimmungslage ist diese vielschichtige Musik ganz sicher nicht konsumierbar, obwohl man hier sicher nicht von echter Deprimucke sprechen kann aber trotzdem, auf diese Scheibe muß man sich SCHON einlassen wollen.

Ganz klar der Mann hat viel MARILLION (in der heutigen Phase) gehört, was den Gesang angeht und auch nicht wenig RADIOHEAD (wobei mich dies hier weitaus mehr überzeugt) oder auch ein PETER GABRIEL (man höre nur dass wunderbar sich ausbreitende "Faith") dürfte zu seinen Faves gehören - die teilweise sehr intensiven sowie Emotionell recht stimmungswechselnd vorgetragenen Tracks über 70 Minuten hinweg sind zwar manchmal etwas anstrengend aber es lohnt sich in diesen ganz eigenen Klangkosmos einzutauchen. Der Anfang ist zunächst nicht so überzeugend, denn die ersten dreieinhalb Säuselminuten vom Titelsong "Voices" kann man getrost vergessen. Dann geht’s aber richtig gut los. Bei "The August in me" wird der etwas nervige verfremdete Gesang sicher auch nicht die ungeteilte Zustimmung aller Hörer finden. Apropos Gesang auch da findet T bei mir ebenfalls nicht immer gleich den richtigen Zugang, sicher eine großer Sänger wird er wohl nie werden aber manchmal wäre etwas weniger Jammergesäusel schon besser. Ein wuchtig brummender Bass bildet oft dass Soundgrundgerüst egal ob dann treibende Elektronik-Beats oder ein manchmal zu steril-künstliches Schlagzeug dazu kommt und immer dann, wenn er die Gitarren so richtig laufen läßt wird der Song auch gut. Da röhren die Hammonds zusammen sogar mit richtig ausufernden aber mitreißenden Frickelparts z.B. "Septic". Die Grundstimmung ist zwar meist recht düster gehalten kommt aber ohne übertrieben aufgesetzte Melancholie daher. Die letzten drei Tracks sind hinten raus etwas überlang, da hätte es bei dem stellenweise etwas schrägen "Ghost" oder "Curtain Call" weniger oft auch getan. Bei dem hymnischen "Forget me now" mit dem furiosen Gitarrenfinale ist aber jede Note gerechtfertigt. Was T hier im völligen Alleingang mit Musik, Texten und Produktion an wirklich interessanter und vielschichtiger Musik geschaffen hat verdient insgesamt absoluten Respekt.

Das rührige kleine Schweizer Prog-Labels Galileo hat hier wieder ganz eindeutig einen Volltreffer für die ständig wachsende Proggemeinde gelandet - lohnt sich.

Voices


Cover - Voices Band:

T


Genre: Progressive
Tracks: 11
Länge: 72:19 (CD)
Label: Galileo Records
Vertrieb: Pängg