Review:

Mezmerize

(System Of A Down)

TIPP
Nach dem Lückenfüller "Steal This Album" war das Warten auf das neue Album SYSTEM OF A DOWN eine Zerreißprobe für den geneigten Fan. Fast vier Jahre nach dem wegweisenden und auch erfolgsebnenden Album "Toxicity" und der Ankündigung das kommende Album als zweiteiliges Werk zu konzipieren, legten die Jungs um Malakian und Tankian die eigene Messlatte hoch. Sehr hoch. Eine Höhe, die von "Mesmerize" dennoch scheinbar ohne große Mühen genommen wird. Angesichts der Tatsache, dass nach Aussage der Band die Zweiteiligkeit aus der Not geboren wurde, schlicht zu viele gute Songs geschrieben zu haben, ein frecher Schlag ins Gesicht aller Bands, die schon Mühe haben einen einzigen hochwertigen Track zu produzieren. "Mezmerize" vereint auf konstant hohem Niveau Tracks die sowohl an die großartigen Parts von "Toxicity" anknüpfen als auch eine unglaubliche Weiterentwicklung zeigen. Auf "Mezmerize" etwas zu Lasten der offensichtlichen Härte haben die Jungs ihre unglaublich bissigen Texte behalten und mehrfach mit zuckersüßen Melodien versehen, die komplett konträr zum textlichen Inhalt klingen. Mit Grinsen und Kalkül wurde wohl der "typischste" SYSTEM OF A DOWN Song des Album - "B.Y.O.B."- ausgekoppelt. Bekanntes mischt sich mit Hyperkreativem, der übermütig wütenden Textzeile"Blast Off - It´s Partytime" folgt ein ruhelos holpernder Beat, bei dem insbesondere Drummer Dolmayan eine Sicherheit bei gleichzeitiger Finesse zeigt, die ihresgleichen sucht. Ein Chorus den spätestens beim zweiten Mal Hören jeder mitsingen kann zeichnet das auch rhythmisch sehr klare "Revenga" aus, dessen fette Gitarren diesen Song zum Partyknaller machen müssten. Aus dem Schmunzeln wird ein Lachen als der Text von "Cigaro" das Gehirn erreicht - auch musikalisch ein Genuss, wenn die fast an QUEENsche Harmonien erinnernden Gitarren in einer herrlichen Bridge zu klingen beginnen. SYSTEM OF A DOWN entziehen sich trotz bisweilen fast anbiedernd süßen Melodien und Eingängigkeit("Radio/Video" hat dann sogar eine Polka im Gepäck) dem Gefühl leicht greifbar zu sein. Etwas schwächelnd und weniger fesselnd ist der Monstertitel "This Cocaine Makes Me Feel Like I´m On This Song”, das lediglich umso mehr die Ohren für das großartige "Violent Pornography” sensibilisiert, das vom Songwriting her wohl als zweite Maxi konzipiert ist. Sozusagen "for the ladies" ist das schmachtende "Question!" dessen Mischung aus akustischen Gitarren und Claps Zerbrechlichkeit suggeriert, die im Chorus einem hymnenhaften Charakter weichen muss die in gradliniger Härte endet - sicherlich eine der Visitenkarten des Albums. Den härtesten Brocken haben sich die Amerikaner für den Schluss aufgehoben: Nicht musikalisch sondern stilistisch. "Old School Hollywood" schockt und überrascht mit entfremdeten Vocals und spielt mit Popelementen, zieht locker eine coole Gitarre aus dem Ärmel und lässt sogar Raum zum Hüpfen. Dem verwirrenden Song kann nur eine Ballade folgen um den Kopf das Gehörte verarbeiten zu lassen. Das wissen selbstverständlich auch SYSTEM OF A DOWN und geben mit "Lost In Hollywood", dem zweiten dieser Stadt gewidmeten Track, einen fulminanten Abschluss mit tollem Gesang, bei dem die Vielseitigkeit der beiden Vokalisten voll zu Tragen kommt. Was SYSTEM OF A DOWN mit diesem Album geschafft haben ist nichts anderes als das großartige "Toxicity" eben nicht neu zu erfinden sondern "Mezmerize" als etwas anderes und doch keinesfalls qualitativ schlechteres darzustellen. "Mesmerize" wirkte auf mich eingängiger und gleichzeitig deutlich gewitzter, die Vocals werden noch besser eingesetzt, das technische Können aller Beteiligten lässt zu keinem Zeitpunkt Zweifel aufkommen, die Produktion aus dem Hause Rick Rubin reiht sich perfekt ein. Sollte der zweite Teil "Hypnotize" dieses Niveau halten gibt es in einem Jahr nur ein Album, das "Mezmerize" eventuell das Wasser reichen kann, dessen bin ich mir sicher.

Mezmerize


Cover - Mezmerize Band:

System Of A Down


Genre: New Metal
Tracks: 11
Länge: -:- (CD)
Label: Sony
Vertrieb: BMG