Review:

Iconoclast

(Symphony X)

SYMPHONY X mit einer neuen Scheibe, darauf haben viele (Prog) Metalfans schon länger gewartet, da zähle ich mich gerne ebenfalls dazu. Das Teil schimpft sich „Iconoclast“, das Artwork ist dabei zienmlich klasse geworden und die Herren aus Flordia mit ihrem stimmgewaltigen Fronter Russell Allen haben konsequent den Weg des Vorgängers „Paradise Lost" aus 2007 fortgesetzt d.h. die Band ist noch deutlicher in den Power Metal Sektor vorgestoßen.

Die progressiven und stellenweise auch typisch symphonischen Elemente sind zwar schon noch da aber haben nicht mehr die Tragweite und sind deutlich zurückgeschraubt worden. Auch das Keyboard, früher ein mitunter recht tragender Part, hat bei weitem nicht mehr den vorderen Platz im Gesamtsound sondern ist deutlich zurückhaltender platziert. Die omnipräsenten mächtigen Gitarrenwände und Riffs dominieren ganz klar dieses Album, Flitzefinger und Saitenhexer Michael Romeo darf sich so wild solierend und frickelnd durchs Programm wühlen wie nie zuvor. Klar der Junge kann ja auch was aber mitunter ist mir das etwas zu übertrieben, zu selbstweihräucherisch und zu wenig songdienlich. Vor allem beim Opener und Titelsong ist dies eindeutig so der Fall, der Rest des Tracks wird schier erdrückt von dieser Power, der mittelmäßige Refrain kann kaum dagegen ankämpfen, Allen shoutet sich aber zumindest auf gleiche Höhe. Ja, der Gesang ist auch so eine Sache, wenn man so einen begnadeten Vocalisten an Bord hat ist mir absolut unverständlich, warum er meistens leider nur schreien und den Mister Aggressiv raushängen muß, ganz selten darf er auch mal richtig singen, sorry so ein zwar super Shouter ist mit für SYMPHONY X etwas zu dürftig.

Den ersten gesungen Part gibt es tatsächlich erst nach rund 15 Minuten im zweiten Song, dem recht gelungenen „The End Of Innocence“ auch hier wird die merkliche Steigerung des Härtegrades der Formation erneut deutlich, der typische Bombast, epische Breiten, fette Backing-Chöre tauchen zwar noch auf aber nicht mehr in dieser Konsequenz früherer Alben. Auch in Punkto Tempo geht es zügig in einem Fort durch, die Handbremse wird nur ganz selten angezogen, der Sound ist ähnlich rau wie der Gesang und fast schon thrashig geprägt, mitunter auch etwas sperrig. Es fehlt mir hier bei den Songs eindeutig an Seele & Tiefe will sagen die manchmal etwas pathetisch-tragenden Passagen mit hymnischen Melodien und viel Gefühl sind auf „Iconolast“ mit der Lupe zu suchen. „Dehumanized“ ist ein weiteres Beispiel solcher typischer Schrubbersongs, gegen Mitte des Song scheint er sich etwas zu melodischer zu öffnen aber der Schluss wird wieder durch dieses Wahnsinnsgitarrenkaskaden bzw. Achterbahnfahrten ziemlich geschrottet. Weitere High-Speed-Nummern wie „Bastards Of The Machine“ oder “Heretic“ sind ähnlich sorry langweilig aufgebaut. Vielfach wird ähnliche drauflos geprügelt, ab und an folgt ein leicht andere gezogener Part, die Stimme singt kurz normal und weiter geht das „Gebretter“ auf zugegeben sehr hohem Niveau aber sorry diese Schose ist mir viel zu gleichförmig. Diese mitunter zu aufgesetzte Power ermüdet auf Dauer. Dann endlich nach vielen Minuten kommt ein Song der voll überzeugt „Children of a faceless God“ bietet endlich mal ein etwas ausgewogeneres Verhältnis von allen Beteiligten, Allen singt sogar richtig viel mehr als dass er schreit, die Hookline ist klasse und (im Gegensatz zu den meisten Songs davor) nachhaltig und auch das Arrangement wirkt gut abgestimmt mit schönen Wechseln ohne ständig mit der Gitarrenkeule zu winken. Das Titelthema rund um das ganze Album "Mensch und Maschine“ wird bei dem ebenfalls nur durchschnittlichen „Electric Messiah" wieder aufgegriffen. Bei "Prometheus (I Am Alive)" geht es etwas progressiver mit vielen Breaks sowie relativ dreckigeren Gesang zu, erneut sind viele treibende Gitarrenläufen und ein abgefahrenes Solo zu hören.Dann ganz zum Schluss packen SYMPHONY X doch tatsächlich noch etwas zum durchatmen aus, eine etwas getragen mit schönem Piano startende Nummer „When All is Lost“, die dann zwar etwas straighter wird aber nicht durch massig metallische Riffs zugekleistert wird sondern einen wunderbar melodischen Verlauf bietet und ja es wird auch klar gesungen ohne Shouts, der zuvor überstrapazierte Härtegrad fällt hier völlig Flach. Das perlige Keyboard wechselweise mit klasse Hammondsounds agiert bestens zu sehr variablen Gitarren und der Song hat wirklich Seele, Ausdruck und Abwechslungsreichtum etwas was dem Material auf sechzig Minuten zuvor zu 80% völlig abgeht.

Warum nur will man nur zuvor anscheinend voll bewußt partout diese deutlich homogenere und sehr viel nachhaltigere Musik nicht spielen? Die Band setzt halt lieber auf volle Kanne Powerriffing, ein etwas unterkühlte Grundstimmung, zwar mit vielen technischen Kabinettstückchen aber selten steht der Song als solches im Vordergrund will sagen er trägt die Musik nicht. „Iconoclast“ bietet insgesamt leider nur mit etwas Progsprengseln aufgemotzten sehr oberflächlichen Power Metal der härteren Art - vom bombastischen Metal mit tiefgreifenden Melodien und üppigen Arrangements, die auch hinterher noch hängen bleiben ist hier (fast) nichts mehr zu finden. Wer also auf härter, schneller, lauter abfährt wird hier sicher glücklich werden. Gutklassiger Prog Metal kling für mich jedenfalls völlig anderst und das „Album des Jahres“ in diesem Genre haben (auch wenn es das Label gerne so hätte) ganz sicher nicht SYMPHONY X abgeliefert.


Iconoclast


Cover - Iconoclast Band:

Symphony X


Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 62:54 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Warner