Vor drei Jahren wurde im Headquarter von Frontiers Records eine logische Idee geboren. Kein Metal-Fan kommt an QUEENSRYCHE und somit an den Glanztaten mit GEOFF TATE vorbei – und wenn sich die Fronten nicht glätten lassen und eine Reunion scheinbar unmöglich erscheint, dann macht man auf einem anderen Weg das Unmögliche wahr. Somit war SWEET OBLIVION FEAT. GEOFF TATE geboren und sollte für alle Freunde der ersten vier QUEENSRYCHE-Göttergaben eine Offenbarung versprechen. Dümpelte Tate vorher eher in belanglosen Soloprojekten und Kooperationen, dreht er auf dem zweiten Longplayer von SWEET OBLIVION FEAT. GEOFF TATE hörbar auf.
Im Gegensatz zum Debüt war Tate bei „Relentless“ in das Songwriting involviert und konnte die Musik mehr auf seine Stimmlage ausrichten. Das Album besitzt eine gewisse Grundlagenspannung, die man von „Operation Mindcrime“ kennt und liebt. „Relentless“ ist aber keine reine Kopie der erfolgreichen QUEENSRYCHE-Ära, sondern kann für sich, als eigenes Statement, stehen und bestehen. Der Opener „Once Again One Sin“ erinnert zwar sofort an die „Empire“-Phase, kommt aber etwas härter und direkter aus den Boxen. Trademarks wie gesprochene Lyrics und Keyboards, dürfen natürlich nicht fehlen und sorgen für die typische Tate-Gänsehaut. „Strong Pressure“ nimmt den Ball auf und überzeugt mit Tates gewaltiger Stimme und mit einem einprägsamen Refrain. So will man QUEENSR … ääähhh… SWEET OBLIVION hören! Weiter geht es mit Songs, die alle auf „Operation Mindcrime“ oder „Empire“ stehen hätten können. Leider geht die Band aber nicht ganz so verspielt vor wie auf den Vorbilder-Alben, aber darum geht es auch nicht. Die Songs sind eigenständig und perfekt arrangiert, und der Vergleich mit den alten QUEENSRYCHE ist nicht zu verhindern. Dies ist Tates Stimme geschuldet, der auf „Relentless“ eine geniale Melodie nach der anderen raushaut und wesentlich ambitionierter als in der jüngeren Vergangenheit erscheint. Stirnrunzeln kommt nur bei dem italienisch gesungenen „Aria“ auf. Die Stimme vermag irgendwie nicht mit der gewagten Sprachwahl zu verschmelzen, und es verbleiben Fragezeichen. Komisch, aber Englisch scheint irgendwie doch die Sprache der Rockmusik zu sein. „I´ll Be The One“ ist eine typische Ballade, die ohne die Stimme von Tate wahrscheinlich in Vergessenheit geraten würde. Musikalisch eher belanglos, aber stimmseitig natürlich wieder großes Kino. Der Rausschmeißer „Fly Angel Fly“ überzeugt wieder vollkommen. Schon die Anfangsmelodie kann nur an eine Band erinnern – QUEENSRYCHE, so wie wir sie in Erinnerung haben. Hier darf ruhig mal eine Freudenträne verdrückt werden!
Natürlich kann „Relentless“ nicht die Qualität von „Operation Mindcrime“ oder „Empire“ erreichen (Einflüsse aus den ersten QUEENSRYCHE-Releases kann ich nicht entdecken), aber man setzt ein eindrucksvolles Zeichen und GEOFF TATE zeigt, dass mit ihm noch immer zu rechnen ist. Natürlich gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung, und somit ist das Album eine sehr gute Überbrückung zur zeitnahen QUEENSRYCHE-Reunion! Man darf ja beim Schreiben eines Reviews noch träumen dürfen…
Relentless
Band:
SWEET OBLIVION FEAT. GEOFF TATE
Genre: Hard Rock
Tracks: 10
Länge: 43:42 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood