Review:

Reach

(Survivor)

Der Labelchef der italienischen Melodic-Rock Experten FRONTIERS hat sich in der Vergangenheit ja schon häufiger als wahrer Exhumierungsfetischist insbesondere von 80er Jahre Kultbands geoutet. Und auch diesmal ist er wieder fündig geworden - SURVIVOR feiern nach fast 18 Jahren mit "Reach" ihr offizielles Comeback. An das letzte reguläre Album "Too Hot To Sleep” von 1988 kann ich mich noch ziemlich gut erinnern (damals noch auf Vinyl von MI-Kollege Hardy ausgeliehen) mit einer leichten Neuausrichtung wollten sich die Jungs etwas mehr in die Heavyschiene entwickeln aber der kommerzielle Erfolg blieb trotz einer guten Platte leider aus und danach kam nicht mehr allzu viel. Es gab diverse Streitigkeiten (u.a. um die Rechte des Bandnamen) so dass dann 1999 unter der Firmierung JIMI JAMISON´S SURVIVOR lediglich eine eher mittelmäßige Baywatch Strandbeschallung Namens "I´m Always Here" heraussprang.

Heutzutage sind Frankie Sullivan (Guit.) und Frontman Jimi Jamison wieder versöhnt, Drummer Marc Droubay vom letzten Original Line-up ist wieder dabei ansonsten komplettieren Keyboarder Chris Grove sowie Barry Dunaway (Ex-DOKKEN, MALMSTEEN) am Bass die Band. Der ehemalige Mitsongwriter sowie Keyboarder Jim Peterik (jetzt u. a. PRIDE OF LIONS) ist leider nicht mehr dabei, hat aber gerade ebenfalls ein Solowerk am Start. Im direkten Vergleich schneiden SURVIVOR mit "Reach" doch deutlich besser ab, da die CD viel rockiger rüberkommt mit schönen altmodischen Gitarren, die immer im Vordergrund stehen, der Tastenanteil spielt hier eine nur untergeordnete Rolle. Wer nun so bekannte Kracher wie "High On You", "I Can´t Hold Back" oder die Boxerhymnen wie "Eye Of The Tiger” sowie "Burning Heart” erwartet, sollte sich lieber etwas weniger enthusiastisch zeigen. Denn SURVIVOR bieten zwar immer noch soldien 80er Hardrock mit popigen Melodien aber was die großen Hits angeht, werden hier deutlich kleinere Brötchen gebacken. Die prägnanten Vocals von Jamison bilden nachwievor den typischen Sound der Band aus Chicago, der Mann singt einfach immer noch klasse. Warum man aber Gitarrist Sullivan mit seinem eher dünnen Stimmchen gleich zwei Songs "Nevertheless" (eher schwach) und "Talkin´ Bout Love" (würde mit Jamison deutlich besser klingen) hat einträllern lassen, wird wohl immer ein Geheimniss bleiben. Gleich die beiden Einstiegssongs "Reach" und "Fire Makes Steel" zeigen die Band in guter Form wie in alten Tagen ausgiebiger Pathos, große Refrains und viel Dynamik prägen die meisten Songs. Aber warum müssen bei 12 Nummern so viele größtenteils langweilige Balladen (5 !!) dabei sein "One More Chance" hält dabei noch am ehesten die Klasse von Megaballaden wie "The Search Is Over". Aber "Home" und "The Rhythm Of Your Heart" sind leider glatte Totalausfälle. Angeblich soll aus diesem Werk auch wieder ein Titelsong für die hundertzwanzigste ROCKY Fortsetzung "Balboa’s letzter Fight im Alterstift" kommen, die Frage ist nur, welcher Titel dass ein soll (angeblich "Fire Makes Steel"), denn einen richtigen Knaller gibt es eher nicht oder vielleicht doch - naja "Gimmie The World" ist schon etwas herausragend.

Für mich ist "Reach" insgesamt trotzdem ein größtenteils eher mittelmäßiges Album, bei der Hälfte der Songs kann man aber von einem soliden Comeback sprechen mit den erwähnten Abstrichen. An die guten alten Zeiten mit so starken Alben wie "Vital Signs", "When Seconds Count" oder "Caught In The Game" kommen SURVIVOR leider nicht mehr (ganz) heran - dem nach neuem Material dürstenden Retro sowie Classic Rock Fans wird dieses gut produzierte AOR Album wahrscheinlich trotzdem gefallen.

Reach


Cover - Reach Band:

Survivor


Genre: Hard Rock
Tracks: 12
Länge: 53:58 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood Music