Review:

24/7 Hate

(Surgical Strike)

TIPP

Das Wortspiel mit der chirurgischen Präzision in Zusammenhang mit den norddeutschen Thrashern SURGICAL STRIKE ist so abgegriffen, wie das Hochjazzen des deutschen Thrash Metals in unkritischer Art und Weise. Denn es ist ja wohl klar: Die Germanenprügelei in ihrer Gesamtheit besticht nicht unbedingt durch die totale Originalität. Oft gilt das Plagiat der Altvorderen mehr als eigene Ideen, was viele Kapellen der Gegenwart zum bloßen Abziehbildchen degradiert. Und auch SURGICAL STRIKE sind keine künstlerisch-progressive Ausnahme, denn sie zitieren auch gern – wenn auch auf anderem Kontinent. Sie schielten und hörten öfter mal nach Nordamerika, das hört und sieht ein jeder. Wie stets bleibt zum Beispiel Exodus als Blaupause bestehen. Aber, und das ist nicht von der Hand zu weisen: Sie machen das, was sie tun, nicht schlechter, manches sogar besser als die eigenen Vorbilder aus Kalifornien. Vor allem die Gitarren überzeugen, riffen schärfer als die neueste Gilette-Klinge, Ruhnke und Vasquez Rocha duellieren sich in ihren Soli wie Alexander Puschkin und Georges-Charles de Heeckeren d'Anthès – nur, dass keiner von beiden verliert. Und großartige Melodien wie in „Lonely Decision“, „Alienated“ oder „Rose War“ schütteln sie geradezu lässig bei höchstem Tempo aus den kurzen oder abgeschnittenen Ärmeln.  Dazu hat Sänger Stöpsel an Variabilität gewonnen und die Rhythmus-Abteilung lebt – hier ist der Bass mal richtig zu hören und das Schlagzeug klingt eben nicht wie aus der Konserve. Der Sound ist nicht nur superfett, sondern wirkt auch noch natürlich und lebendig, weder kacke-klinisch noch modern-monoton. Dazu halten ich die Jungs nicht lange auf, drücken meistens mächtig aufs Gaspedal, wirken dabei aber nie gehetzt und wissen, wann und wie Stakkato- und Groove-Pausen einzulegen sind – wie in „Fear Monger“, zu dem es ein schickes Knast-Video gibt. Das Video zeigt aber auch eine klitzekleine Schwäche, denn manch gemeinsamer Chor klingt etwas zu sehr nach süßen, kleinen Bonbons. Dennoch: Das Album „24/7 Hate“ ist ein riesiger Schritt nach vorn, das die Werte des guten, alten Thrashs mehr als gekonnt in die Gegenwart transportiert und keine deutschen Prädikate zur Promo braucht, weil die Scheibe einfach gut ist. Im Sinne von „Discover The Evil“ stehen da Frage und Antwort: Can you hear it? Discover SURGICAL STRIKE!

 

24/7 Hate


Cover - 24/7 Hate Band:

Surgical Strike


Genre: Thrash Metal
Tracks: 11
Länge: 44:17 (CD)
Label: Metalville
Vertrieb: Rough Trade