Review:

World Gone Mad

(Suicidal Tendencies)

„I Saw Your Mommy“, „Suicidal Maniac“, „Join The Army“, „Trip At The Brain“, „How Will I Laugh Tomorrow“, „You Can't Bring Me Down“, „Send Me Your Money“ – was waren das für Zeiten! Von Anfang an hatten die SUICIDAL TENDENCIES – bis 1995 noch mit Robert Trujillo am B­ass – immer wieder unwiderstehliche Hits am Start. Nebenbei prägten sie mit ihrer Mischung aus Hardcore, Thrash Metal und Funk-Elementen einen völlig eigenen Stil, und Mike Muirs Outfit beeinflusste den Kleidungsstil einer ganzen Generation von Metal-/Punk-Skater-Kids.

Mit „World Gone Mad“ versuchen SUICIDAL jetzt, an die alten Zeiten anzuknüpfen, neuerdings übrigens mit der Hilfe von Dave Lombardo an den Drums. Das gelingt aber nur stellenweise. Geht es mit dem Opener „Clap Like Ozzy“ erst mal gut nach vorne, zieht sich schon das folgende, bis zur Hälfte schleppende, dann rasend schnelle „The New Degeneration“ sechseinhalb Minuten ganz schön hin. Überhaupt gibt es neben Songs, die sofort zünden, auch einige, die etwas langweilig wirken. „Living For Live“ macht mit seinem hohen Tempo und Lombardos halsbrecherischen Fills mächtig Spaß, „Get Your Fight On!“ täuscht eine SUICIDAL-typische Halbballade an, ballert dann aber gut los und der Titeltrack „World Gone Mad“ drückt und groovt im Midtempo nach vorne. Aber Stücke wie „Happy Never After“ oder „One Finger Salute“ bieten einfach nichts Besonderes und erscheinen etwas einfalls- und inspirationslos.

Herausragend wiederum sind die drei letzten Songs: Das schnelle „The Struggle Is Real“ bleibt unter drei Minuten und zeigt, dass mehr eigentlich nicht nötig ist. Mit „Still Dying To Live“ folgt dann doch noch eine Halbballade, die tatsächlich ziemlich stimmungsvoll geraten ist, bei der erst nach fünfeinhalb Minuten so richtig ausgepackt wird und der man die fast acht Minuten Länge nicht anhört. Das abschließende, größtenteils akustische „This World“ klingt dann ein bisschen nach Everlast – so was könnten sie sich ruhig öfter trauen. Positiv zu vermerken ist außerdem das anbetungswürdige Bassspiel von Neuzugang Ra Díaz, der immer wieder schön nach vorne gemischt wurde.

Unterm Strich muss man trotzdem feststellen, dass die Songs tendenziell zu lang sind und es zu viele unnötige Gitarrensoli gibt – und dass Hits wie die eingangs genannten fehlen. Abzüge gibt es außerdem für das billige Cover-Artwork. Wenn man allerdings nicht mit allzu hohen Erwartungen an das Album herangeht, macht es durchaus Spaß, auch wenn nicht jedes Stück gelungen ist. Jedenfalls kommt hier immer noch jede Menge Energie rüber, was sicher nicht zuletzt Dave Lombardo zu verdanken ist, der einmal mehr seine enorme Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Die SUICIDAL TENDENCIES sind also nach wie vor eine starke Band, was sie auf der Persistence-Tour im Januar sicher auch live unter Beweis stellen werden.


World Gone Mad


Cover - World Gone Mad Band:

Suicidal Tendencies


Genre: Hardcore
Tracks: 11
Länge: 56:53 (CD)
Label: Suicidal Records
Vertrieb: Soulfood