Für die einen war der Vorgänger "Engelskrieger” eine musikalische Weiterentwicklung, für die anderen trotz aller Qualitäten eine sehr zwiespältige Angelegenheit. Auch ich tat mich mit dem Album schwer, hatte aber gleichzeitig Respekt vor dem großen Schritt zu neuen Ufern. Jene bedrückende Kälte, die "Engelskrieger" ausstrahlte, schwebt auch über "Nord Nord Ost", allerdings steht sie hier in der Tat für "Eis", für emotionale Kälte und für seelische Düsternis. Die (musikalisch) hellen, warmen Momente bilden den Gegensatz, das "Feuer" und wurden teilweise sogar mit Hilfe eines Orchesters umgesetzt. Der Kontrast geht auf und SUBWAY TO SALLY wissen auch anno 2005, was sie ihren Fans schuldig sind. Nach dem Chor "Sarabande De Noir" (im Stile vom "Die Hexe" - Intro) wartet der mitreißende Opener "Schneekönigin" mit einem fetten, doomigen Riff auf, bevor ein fast schon in Dark Wave - Regionen wandelnder Refrain dem Hörer eine meterdicke Gänsehaut auf den Pelz brennt, die allerdings noch ca. 40 Minuten anhalten soll. Was für ein Einstand, dem klugerweise mit "Feuerland" eine eingängige Hymne folgt, die erstmals aufzeigt, dass die "alten" SUBWAYs nach wie vor existieren. Die erste Single "Sieben" geht ebenfalls als Megahymne durch, die etwas aus dem Rahmen fällt, durchweg Lebensfreude ausstrahlt und jeden Fan zufrieden stellen sollte. Das akustische Intro "´74" leitet dann "Feuerkind" ein, ein Epos im besten "Requiem", - oder "Abgesang" - Stil, das zu den besten Stücken gehört, die die Potsdamer jemals geschrieben haben. "Das Rätsel II" wird live sicher Begeisterungsstürme auslösen, denn hier gibt die Band mit breitem Grinsen ein Statement ab, wo sie in der Szene steht. Dabei werden alle möglichen Songtitel zitiert und nebenbei Seitenhiebe auf die "Konkurrenz" verteilt. Ein sehr selbstbewusstes Stück, das man, je nach Einstellung und Humor, aber nicht zwingend gut finden muss. S.O.S. ist ein weiterer Oberhammer und eine düstere Hymne, die sofort ins Blut geht, geil! Das etwas unauffällige "Eisblumen" klingt sehr modern und dürfte den schwarzen Trauerklößen wie auf den Leib geschneidert sein. Nicht unbedingt das stärkste Stück des Albums, aber trotzdem klasse gemacht. Das "Seemannslied" beendet die mitreißende Reise durch Eis und Feuer, ist sehr melodisch, melancholisch und kommt mit einem Refrain daher, für den zahlreiche Nachahmer töten würden; wie im Übrigen für das gesamte Album! Die (spielerisch herausragend umgesetzte) Mischung aus Düsternis, Dramatik, Heiterkeit und Hoffnung geht auf; den Hörer überkommt eine Flut von Emotionen und Nachdenklichkeit, wie er es von dieser großartigen Band schon immer gewohnt war. Oder kurz: ich schwebe auf Wolke "Sieben"…