Review:

One With Everything

(STYX)

Wer heutzutage als Band etwas auf sich hält, muß natürlich auch mal eine Platte zusammen mit großem Orchester in seinem Backkatalog haben, so dachten wohl auch die 80er Stadionrockdinosaurier von STYX. Also wurde nicht lange gefackelt und flugs lud man sich am 25. Mai in den Blossom Music Center in Cleeveland Cleveland (Ohio) satte 151 Mitglieder (samt Bläsergruppe und Chor) des Contemporary Youth Orchestras auf die Bühne, stellte dass übliche "Best-of" Programm (inkl. "Boat on the River", Too much Time on my Hands", "Fooling yourself") garniert mit zwei ganz neuen Tracks zusammen und dann fehlt nur noch dass Feuer einer spielfreudigen Band und fertig ist ein perfekter Retrospaß mit klassischem Ambiente.

So weit die Theorie, die Realität auf "One with Everything" fällt eider viel zwiespältiger aus. Denn entweder hat der Mischer direkt vor Ort oder die Reglerschieber im Nachhinein im Studio versagt, von dem ganzen zusätzlichen Brimborium ist nämlich meist nicht viel zu hören. Ein ganz besonderes Ärgernis stellt hierbei der viel zu präsente Keyboarder dar, der meint unbedingt besonders wichtig nach vorne gehen zu müssen. Er hätte sich lieber mehr Zurückhaltung auferlegen sollen ,damit die Streicher bzw. Bläser noch mehr als nur bei schönen bombastischen Eröffnungen oder den viel zu wenigen Instrumentalpassagen zur Geltung kommen. Die Band mit ihren Instrumenten kommt zwar relativ druckvoll aus den Boxen, deckt aber das Orchester größtenteils einfach zu.
Beim Opener "Blue collar Man (Long Nights)" sowie dem Nachfolger paßt der Mix noch ganz gut aber dann wird es irgendwie immer weniger und wässriger. Die coole Rock’n’Roll Coverversion vom letzten Album "It don’t make Sense" kommt zwar live besser als auf dem damaligen Album, paßt aber leider nicht in diesen Orchesterkontext. Irgendwelche besonderen Sachen (ein auf dem Beipackzettel erwähntes Medley ist u.a. leider nicht dabei) sind ansonsten ebenfalls Fehlanzeige (es wurden an diesem Abend sicher mehr Songs als die hier verwendeten 12 live gespielte aber da hat man anscheinend nicht alles genommen), wer etwa andere Arrangements oder mögliche musikalische Duelle im Stile von Rock meets Symphonic erwartet, wird ebenfalls ziemlich enttäuscht sein, gibt es leider alles nicht.

Diese Orchestergeschichte hat sich zumindest für die Konserve nicht bewährt, vor Ort mag es vielleicht besser und volumiger geklungen haben, aber auf "One with Everything" geht der eigentliche Sinn dieser Scheibe ziemlich verloren. Stilvoll wurde außerdem ein lupenreiner neuer Studiotrack "Just Be" (nicht schlecht) mitten (!!) zwischen das Liveset gestellt, der andere neue aber auch nur recht durchschnittliche Song "Everything All The Time" wurde dann wenigstens live gespielt. Dies könnte eventuell für Hardcore Fans eventuell einen Kaufgrund darstellen oder aber einfach nur ein weiterer Marketinggag sein. Die Jungs sind spieltechnisch ganz gut drauf, ziehen ihr Ding routiniert durch und zum guten Schluß wird aber leider dass geniale "Renegade" mit einer viel zu langen Bandvorstellung verhunzt na ja, schade drum, hätte insgesamt mehr sein müssen.

Ob STYX nach dem fast reinen Coveralbum sowie diesem eher misslungene Versuch auch noch wirklich gutes "neues" M;aterial zu schreiben wird erst die nächste Zeit beweisen. Mir gefällt von den mittlerweile zahllosen Livealben (sieben von 13 der hier verbratenen Stücke sind sowieso auf jedem STYX Livewerk vertreten) immer noch "Caught in the Act (Live)" aus den 80ern am besten, da hier die Band auf ihrem künstlerischen Höhepunkt war und sehr authentisch klang.

One With Everything


Cover - One With Everything Band:

STYX


Genre: Hard Rock
Tracks: 13
Länge: 73:52 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood Music