Review:

Imagine

(Stride)

TIPP
STRIDE sind eine eigentlich schon seit satten zwanzig(!) Jahren bestehende Band aus Texas, die getragen von den beiden Hauptprotagonisten bzw. Gründern Matt Kanzler (Schlagzeug) sowie Joel Gregoire (Gitarre) jetzt mit dem aktuellen "Imagine" aber erst ihr zweites reguläres Studioalbum am Start hat. Das 2001 erschienene aber ziemlich untergegangene Debüt "Music Machine" war noch eine reine Instrumentgeschichte u.a. auch deshalb da man lange nicht die passenden Mitstreiter aber vor allem keinen geeigneten Sänger finden konnte. Dies hat sich jetzt geändert mit Gary Belin hat man 2004 endlich den passenden Mann für’s Mikro bekommen, der Mann hat tatsächlich eine richtig geile Rockröhre, die er sehr variabel sowohl in bester 80’er Jahre Shoutermanier aber auch mit gefühlvoll akzentuierten Vibes einzusetzen vermag.

STRIDE versuchen sich auf "Imagine" an einer durchaus lohnenswerten, da relativ selten umgesetzten (genreübergreifenden) Idee - der Fünfer motzt seinen technisch versierten aber niemals zu detailverliebten Progmetal mit deutlich aus AOR Gefilden geprägten Harmonien sowie Arrangements mehr als nur gefällig auf. Scheinbar mühelos (auch wenn das die oftmals etwas engstirnige Proggemeinde vielleicht etwas anders sehen wird) gelingt dabei der schmale Grat zwischen anspruchsvollem Prog und eingängige, warmen Melodicpassagen. Die virtuosen Soli vor allem bei den wirklich sehr gelungen Instrumentaltracks wie dem leicht neoklassischen "Endeavor" oder "Ion Drive", verkommen zu keiner Sekunde nur zu schmückendem Beiwerk (auch wenn hierbei natürlich etwas mehr Frickfrackel zu hören ist) sondern entfalten genügend eigenen Charakter. Sänger Gary äußerst sich auf der Homepage typisch amigroßspurig mit dem Spruch "Believe the Hype!" nun ja dies ist sicher etwas übertrieben aber man muß auch hinter dem Stehen, was man an den Mann bringen will, um so besser wenn dann tatsächlich ein hochwertiges, musikalisch gelungenes Gesamtwerk wie dieses vorliegt. Die Jungs gehen einfach clever vor, nutzen ihre vielseitigen Potentiale voll aus und wildern gekonnt in den Randbereichen von pompösen Progressive Metal/Rock mit Bands wie ELEGY, SHADOW GALLERY oder SAVATAGE um dann aber immer mal wieder starke JOURNEY bzw. REO SPEEDWAGON mäßige Assoziationen zu wecken, einfach klasse gemacht! Am Songwriting gibt’s daher absolut nicht zu kritisieren, sonstige Schwächen ebenfalls Fehlanzeige, es geht recht abwechslungsreich zur Sache mit schönen Keyboardsounds, vielen spitzenmäßigen sowie mächtigen Choreinsätzen aber auch wuchtige Heavyriffs sowie straighte Classic Rock Passagen kommen nicht zu kurz. Die in manchen Reviews beklagte angeblich zu drucklose Produktion kann ich absolut nicht heraushören, der Sound auf meinem Belegexemplar ist absolut erstklassig und bietet genügend Dynamik. Knaller Songs wie dass schmissige "How Far", der opulente Bombastrocker "Role Model" oder auch die wohltuend kitschfreie Ballade "Time" mit tollen Kanonsätzen (gekonnt etwas bei TRIUMPH abgekupfert) sprechen eine Klasse für sich. STRIDE kommen hoffentlich auch mal über den großen Teich, damit wir ihre Livequalitäten begutachten können und dann wird man sehen, ob der eigene vorgelegte hohe Albumstandart auch der Realität stand hält. Ansonsten für alle nicht "nur" Schubladen Hörer zweifelsfrei zu empfehlen, die Jungs haben was auf dem Kasten.

Imagine


Cover - Imagine Band:

Stride


Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 50:55 (CD)
Label: Replica /Sensory Records
Vertrieb: Alive